Immer weniger angehende Tierärzte wollen in den Nutztierbereich. Der SWR berichtete kürzlich über die angespannte Lage in der Region Freiburg und die Verzweiflung der Bauern im Elsass.
In vielen Regionen suchen Landwirte immer öfter vergeblich nach Tierärzten, die ihre Nutztiere versorgen können. Seit Jahren sinkt ihre Zahl. Laut SWR Aktuell Baden-Württemberg ziehen es viele Veterinäre vor, sich in einer Kleintier-Praxis um Hunde oder Katzen zu kümmern.
Was sind die Gründe?
Bernhard Bolkart, Präsident des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbandes, warnt, dass das Thema Tierarztmangel in der Öffentlichkeit noch nicht wahrgenommen werde und die Tragweite den Verbänden und der Politik noch nicht bewusst sei.
Die Dauerbelastung durch ständige Erreichbarkeit und weite Anfahrtswege sorgen dafür, dass es im Nutztierbereich kaum noch Veterinäre gibt. Die immer weniger werdenden Höfe vergrößern laut Bolkart das Einzugsgebiet der Veterinäre. Dadurch würden die Fahrzeiten immer länger und die Tierärzte seien immer weniger bei den Tieren und mehr im Auto.
Gleichzeitig würden die Tierärzte immer älter, berichtet der Landwirt im SWR weiter. Zwar seien die Ausbildungszahlen stabil, jedoch gäbe es große Konkurrenz. Besonders im Bereich der Großtiere, wie Rinder oder Schafe, in den immer weniger Veterinäre einsteigen wollen.
So gibt es in Freiburg und Umland bereits die Tendenz, dass sich immer mehr Tierärzte nur noch um Haustiere kümmern. Laut Bolkart ist der Job einfacher, es gebe geregelte Arbeitszeiten und die Kunden kämen in die Praxis.
Blick nach Frankreich
Drastischer sieht es laut dem Sender schon heute in Frankreich aus. Im Elsass beispielsweise fehle soviel Nachwuchs auf breiter Front, dass die Landwirte inzwischen kaum noch Veterinäre finden, die ihre Tiere betreuen. Heutzutage sei es sehr kompliziert, berichtet ein Bauer.
Im Elsass hat die Zahl der Veterinäre im Nutztierbereich in den letzten fünf Jahren um 20 % abgenommen. Die verbliebenen Ärzte müssten immer weitere Wege zurücklegen, um die Höfe anzufahren. Viele empfinden das als starke Belastung.
Den Mitarbeitermangel spüren auch die Ärzte selbst. Die staatliche Unterstützungsprämie von 60.000 € habe bislang nichts geändert, so der SWR. Ein Veterinär berichtet, er suche bereits seit zwei Jahren, jemand neuen einzustellen. Es gebe genug zu tun, denn die verzweifelten Landwirte würden ständig anrufen.
Hoffnung auf Entlastung ist aber wohl nicht in Sicht, denn in Frankreich arbeitet nur einer von sechs Veterinären mit Nutztieren in der Landwirtschaft. Und auch in Südbaden sei die Lage angespannt. Werden auch dort die Probleme nicht gelöst, könnten weitere Landwirte ihre Nutztierhaltung aufgeben, weil die medizinische Versorgung nicht gesichert ist.