Unesco-Biosphärenreservat

Niedersachsen: Bauern wollen „nicht ins Reservat“

Hunderte Landwirte aus den Küstenregionen in Niedersachsen laufen Sturm gegen die geplante Erweiterung des Unesco-Biosphärenreservat „Niedersächsisches Wattenmeer“.

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Nach dem aktuellen Konzept der Unesco will die Nationalparkverwaltung die Entwicklungszone des Reservats erweitern. 30 komplette Gemeinden in sechs Landkreisen sollen dazu einbezogen werden. In diesem Raum sollen „nachhaltige Wirtschaftsweisen u.a. im Tourismus oder in der Landnutzung sowie nachhaltige Bildungsangebote gefördert werden“, teilt die Nationalparkverwaltung mit. Während sich viele Gemeinden durch die Aufnahme in die Entwicklungszone Fördergelder erhoffen, befürchten die Landwirte Auflagen in der Bewirtschaftung. „Allein in den Landkreisen Friesland und Wesermarsch haben wir auf 20.000 ha Vogelschutzgebiet. Betroffen sind 150 Milchviehbetriebe, bei denen Auflagen wie ein späterer Mahdzeitpunkt auf dem Grünland existenzbedrohend ist“, schildert Manfred Ostendorf, Geschäftsführer der Kreislandvolkverbände Friesland und Wesermarsch.

Gänse vernichten Grasnarben

Die Landwirte seien dabei nicht gegen das Biosphärenreservat, sondern gegen die großflächige Gebietskulisse. Welche Folgen das haben kann, zeigt der Schutz des Deichvorlandes: Wegen des Mähverbots der Wiesen rasten die Gänse zu Tausenden auf Grünland- und Ackerflächen hinter dem Deich, vernichten Grasnarben und verschmutzen Futter mit Kot.

Die Befürworter der Entwicklungszone weisen darauf hin, dass mit der Ausweitung wirtschaftliche Vorteile für die Regionen, aber keine Einschränkung der Landbewirtschaftung vorgesehen seien. „Das ist aber trügerisch, Auflagen können jederzeit kommen“, warnt Ostendorf. Schon im Bundesnaturschutzgesetz steht eindeutig, dass Biosphärenerservate wie Natur- oder Landschaftsschutzgebiete zu schützen sind. Zudem heißt es im Aktionsprogramm Insektenschutz der Bundesregierung, dass Biosphärenreservate „als Modelllandschaften für eine nachhaltige Entwicklung“ verstärkt berücksichtigt werden sollen. Darum weisen die Bauern die Gemeinderäte an der Küste seit über einem Jahr u.a. mit einem Positionspapier des Landvolks auf ihre Sorgen hin und sorgen mit Treckerdemos vor Ratsabstimmungen für Aufsehen. Mit Erfolg: von den 30 Gemeinden sind aktuell noch 7 übrig.