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Außer Rand und Band

Schneetouristen zerstören Feldkulturen

Bundesweit wurden am vergangenen Wochenende Bergregionen von tausenden Erholungssuchenden gestürmt. Viele verlassen dabei ausgewiesene Rodelpisten und weichen auf Felder aus - mit Folgen.

Lesezeit: 4 Minuten

Seit Tagen berichten Medien von dem Ansturm auf die schneebedeckten Höhenlagen in Deutschland. Polizei und Gemeinden appellieren an die Tagesausflügler, nicht mehr zu kommen, manche Orte werden nun abgeriegelt.

Unter dem Ansturm leiden nicht nur Anwohner, sondern auch die Landwirte und Flächeneigentümer. Manche Ackerfläche entwickelte sich in kürzester Zeit zu einem illegalen Rodelhang, inkl. Parkplatz auf dem Feld.

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So sieht sich u.a. der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau (BWV) zu einem Aufruf an die Mitmenschen genötigt, Freizeitaktivitäten nicht zum Schaden der Landwirte durchzuführen. Es würden sich die Beschwerden mehren, dass Felder ohne Rücksicht überfahren, überquert und die pflanzlichen Aufwüchse geschädigt werden. Schneebedeckte Wiesen und bestellte Ackerflächen würden als Parkplatz genutzt, der Aufwuchs und der Boden nachhaltig geschädigt, heißt es in einer Mitteilung.

Auf diesem Acker einen Rodelhang anzulegen - da wäre ich nie drauf gekommen



Landwirt Willi Gerhards in der Kölnischen Rundschau.

Der BWV appelliert daher an alle Erholungssuchenden, nur ausgewiesene und geeignete Parkplätze zum Abstellen der Fahrzeuge und außerdem die vorhandenen Wege für die Wanderungen zu nutzen. „Es kann nicht sein“, so Verbandspräsident Michael Horper, „dass die Landwirte zertrampelte Kulturen und zerfahrene Wiesen mit teilweise erheblichen langfristigen Beeinträchtigungen des Bodens hinzunehmen haben“.

Der BWV betont, dass es nicht darum gehe, den Menschen den dringenden Wunsch nach Erholung, Abwechslung und den Aufenthalt in der freien Natur zu vermiesen, sondern darum, die landwirtschaftlichen Kulturen, die großteils mit Wintergetreide und Raps eingesät sind, zu schützen. Das Miteinander von Landbewirtschaftung und Freizeitgestaltung sei problemlos möglich, wenn das jeweilige Eigentum respektiert werde, so Horper.

Feldschild eines Landwirts aus Marmagen: "Bitte nicht mehr betreten, hier wächst Weizen!"

Städter zieht es aufs Land: Bericht aus Ahrweiler

Ähnliches berichtet auch der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau aus Ahrweiler. Viele angereiste Freizeitsportler weichen auch dort auf landwirtschaftlich genutzte Flächen aus. Es komme zu erheblichen Schäden auf Ackerkulturen und angrenzenden Feldwegen, deren wahres Ausmaß voraussichtlich erst im kommenden Frühjahr zu erkennen sein wird, heißt es.

Viele der Besucher kommen laut Bauernverband von außerhalb und den Autokennzeichen nach aus den städtischen Bereichen von Köln, Bonn, Aachen und Koblenz. Die Wetterprognosen kündigen für die nächsten Tage Neuschnee an, so dass die heimischen Landwirte mit großer Sorge auf das bevorstehende Wochenende schauen. Der Verband befürchtet, dass sich erneut etliche Tagesausflügler aus den Ballungsräumen zum Rodeln und Skilaufen auf den Weg in die Eifel begeben.

Der Kreisbauern- und Winzerverband Ahrweiler betont, dass die Region allgemein nicht auf einen solchen Ansturm von Schneehungrigen vorbereitet sei. Die jüngsten Erfahrungen aus anderen Wintersportorten in Mittelgebirgslagen wie dem Sauerland dienten hier als mahnendes Beispiel.

Zaunpfähle, Gräben und Drähte nicht sichtbar!

Das Rodeln und Skifahren auf unbekannten, nicht als Wintersportstrecke ausgewiesenen Flächen könne auch gefährlich sein: unter der Schneedecke seien beispielsweise mögliche Reste von Zaunpfählen und –drähten für die Sportler nicht zu erkennen und bergen eine nicht zu unterschätzende Verletzungsgefahr.

Der Kreisverband betont, dass die Eigentümer und bewirtschaftenden Landwirte der Flächen bei solchen Unfällen keinerlei Haftung übernehmen. Zudem haben die Ereignisse des vergangenen Wochenendes auf manchen Rodelhängen gezeigt, dass vielfach die Abstandsregelungen und Kontaktbeschränkungen der Corona-Schutzmaßnahmen nicht eingehalten werden. Die heimischen Landwirte zeigen für dieses Verhalten keinerlei Verständnis und möchten mit ihren Flächen nicht indirekt für zusätzliche Corona-Hot-Spots sorgen.

Junge Pflänzchen zerstört, Müll auf den Flächen

Besonders ärgerlich sind laut Bauernverband für die Landwirte die Schäden, die durch den Wintersport und unerlaubtes Parken auf den Ackerflächen mit frischer Herbsteinsaat entstehen. Die Wurzeln der jungen Triebe würden nachhaltig geschädigt, so dass einige Betriebe im Frühling nicht um eine Neueinsaat herumkommen. Dies zeigen die schon entstandenen Schäden.

Ein zusätzliches Problem würden in diesem Zusammenhang auch die nicht unerheblichen Mengen an Unrat und Müll darstellen, die sich am Ende eines Ausflugstages auf den Feldern finden lassen. Um das zu vermeiden, werden die Landwirte in der Region in den kommenden Wintertagen vermehrt Präsenz in den Feldfluren zeigen und im Bedarfsfall auch Betretungsverbote aussprechen, um ihr Eigentum zu schützen.

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