Das Österreicher Start-up-Unternehmen Kern Tec ist ein Verarbeiter von Obstkernen, speziell von Steinobst. Es nutzt Kerne als Rohstoffe, die bisher überwiegend als Abfall gelten und bereitet sie zu neuartigen Lebensmitteln auf, darunter Milchalternativen, Öle und Aufstriche. Seit einigen Monaten ist die BayWa AG über ihren Investitionsarm BayWa Venture GmbH strategischer Investor und Partner der Kern Tec GmbH.
Nach Angaben des Start-ups ist das Potenzial zur Kreislaufnutzung groß: Mehr als eine halbe Million Tonnen Aprikosen-, Kirsch-, Pflaumen- und Pfirsichkerne würden jedes Jahr allein in Europa weggeworfen. Damit gehe auch der im Kern enthaltene Samen verloren, den man stattdessen als Rohstoff für Lebensmittel nutzen könne. Auch die Nährstoffgehalte der Steinobstkerne könnten sich sehen lassen.
Aus den Kernen produziert das Unternehmen Produkte wie Genussöle, Nougatcremes sowie Milch-, Joghurt- und Eisalternativen für seine B2B-Kunden. Die Schalen, die nach dem Knacken der Kerne übrigbleiben, dienen etwa als Rohstoff für To-Go-Becher oder Bestandteil in kosmetischen Produkten als Alternative zu Mikroplastik. Der Presskuchen aus der Ölgewinnung könne ebenfalls aufgearbeitet werden – eine neue Technologie, die die Blausäure abscheidet, soll 2023 in Betrieb gehen.
BayWa zeigt sich überzeugt von dem Geschäftsmodell und Produktportfolio. „Wir als BayWa gehen davon aus, dass es bei den Verbrauchern eine hohe Akzeptanz für Lebensmittel, die aus Obstkernen gewonnen werden, gibt“, sagt Kristal Golan, Head of New Protein Solutions und Senior Venture Manager bei der BayWa.
Am Markt der Milchalternativen teilhaben
Die Kerne von Kirschen, Zwetschgen und Marillen bezieht Kern Tec aus ganz Europa, von Spanien über Süditalien bis nach Polen. Zwischen 50 und 100 Tonnen pro Jahr stammen von österreichischen Obstbauern. In Herzogenburg werden sie mit der von dem Start-up entwickelten Technologie aufgespaltet, entgiftet und weiterverarbeitet. Mittlerweile zählt das Start-up 25 Mitarbeiter.
Seit Gründung im Jahr 2019 hat Kern Tec rund 1.500 Tonnen Steinobstkerne an seinem Produktionsstandort im niederösterreichischen Herzogenburg verarbeitet und die gewonnenen Produkte an Verarbeiter in Europa vertrieben. Konsumenten können die Produkte außerdem seit April 2022 unter der Marke „Wunderkern“ im Handel und online erwerben. Unter der Marke sind etwa Milchalternativen aus Marillenkernen erhältlich, die ähnlich wie Mandelmilch schmecken und nachhaltiger sein sollen.