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Milchviehhalter vermarktet regionalen Haferdrink

Markus Zott aus Bayern hat das Wachstum im Bereich Pflanzendrinks erkannt. Er vertreibt regionale Haferdrinks unter der Marke „Bayernglück” und kooperiert dabei mit 50 Partnerlandwirten.

Lesezeit: 5 Minuten

Hafer erlebt gerade einen Boom – als Frühstücksbrei und als pflanzliche Milchalternative. Pflanzendrinks sind aus den Supermarktregalen nicht mehr wegzudenken und das Sortiment wächst. Viele Milchviehhalter beobachten das argwöhnisch und fürchten Konkurrenz. Landwirt Markus Zott aus dem bayerischen Ustersbach zeigt, wie beides gleichzeitig funktionieren kann: Der 28-Jährige melkt 200 Kühe auf dem elterlichen Betrieb und vermarktet seit gut einem Jahr regionale Haferdrinks unter der Marke „Bayernglück.“

Wie viele andere Hofnachfolger stand er nach der Hofübernahme vor der Frage, wie er seinen Betrieb fit für die Zukunft machen kann. Neben der Milchviehhaltung bewirtschaftet der Landwirt 130 ha Ackerbau und Grünland und betreibt eine Biogasanlage. Der 28-Jährige ist überzeugt, dass Landwirte die Menschen künftig wieder mehr „direkt vom Acker“, also ohne die Veredlung über das Tier, ernähren müssen.

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„Der Handel hat ein großes Interesse daran, Pflanzendrinks zu verkaufen. Denn die Marge ist hier deutlich höher als bei Kuhmilch." - Markus Zott

„Ich habe das Wachstum im Bereich Milchalternativen und das gestiegene Verbraucherinteresse wahrgenommen.“ Einen regionalen Pflanzendrink aus Bayern gab es aber bisher nicht. Die am Markt etablierten Unternehmen nutzen meist importierte Rohstoffe. Seine Produkte sieht der Landwirt nicht als Konkurrenz zu Kuhmilch – vielmehr als Ergänzung.

Markteintritt mit Erfolg

Die Haferdrinks von Bayernglück bestehen lediglich aus Hafer, Wasser und Salz. Erhältlich sind die Produkte im Handel in Bayern und Umgebung für rund 2 €/l. Die Resonanz nach gut einem Jahr im Markt ist positiv, sagt Zott. Die Absatzzahlen der verkauften Produkte steigen stetig und liegen derzeit im vierstelligen Bereich pro Tag.

„Der Handel hat ein großes Interesse daran, Pflanzendrinks zu verkaufen. Denn die Marge ist hier deutlich höher als bei Kuhmilch“, sagt der Junglandwirt. Auf Pflanzendrinks entfallen im Gegensatz zu Milch allerdings 19% Mehrwertsteuer. Die hohe Kaufbereitschaft für pflanzliche Produkte erklärt sich Zott neben dem Geschmack mit dem Gewissensfaktor. „Ich denke, dass viele Konsumenten bei Pflanzendrinks ein gutes Gewissen haben, weil sie Tier und Umwelt etwas Gutes tun wollen und dafür bewusst mehr Geld ausgeben.“ Das Marketing für Haferdrinks läuft daher auf Hochtouren.

Die Wertschöpfung möchte ich an unsere Partnerlandwirte weitergeben. - Markus Zott

Die Herstellung der Pflanzendrinks erfolgt im Lohn. So kommen im Gegensatz zur Milchviehhaltung kaum Investitionskosten auf Zott zu. Der Kostenvergleich sei aber schwierig, da er mit Milch ein Rohprodukt abliefert, während er beim Haferdrink alle Herstellungsschritte selbst verantwortet. Seiner Ansicht nach verdient Milch aber wieder mehr Wertschöpfung. „Nach einem Jahr mit Pflanzendrinks am Markt stellen wir fest, dass sich die Preise von Kuhmilch und Pflanzendrinks zumindest langsam einander annähern.“

Regionale Kooperation

Mittlerweile lässt Markus Zott 200 bis 300 ha Hafer pro Jahr zu Haferdrinks verarbeiten. Die Rohware bezieht er von etwa 50 Landwirten aus Bayern. Dabei setzt er auf eine faire Zusammenarbeit, die über einen lokalen Getreidehändler abgewickelt wird. Die Landwirte erhalten laut Zott über die Hälfte mehr als den durchschnittlichen Haferpreis des Vorjahres. „Wir haben eine sehr gute Wertschöpfung. Die möchte ich an meine Berufskollegen weitergeben.“ Doch für die höheren Erlöse gelten auch strengere Auflagen: Jeder Betrieb, der seinen Hafer an Zott liefert, muss den Anbau vorab über das Qualitätssicherungssystem „GQB“ (Geprüfte Qualität Bayern) zertifizieren lassen. Das Siegel ließ der Junglandwirt auf Pflanzendrinks ausweiten, um die regionale Herkunft und Qualität seiner Produkte zu garantieren. Kriterien von GQB sind unter anderem eine strenge Dokumentation des Anbaus und ein reduzierter Einsatz von Pflanzenschutzmitteln.

Die Reaktionen von Berufskollegen auf sein Konzept sind bislang überwiegend positiv. „Hafer fügt sich als Gesundungsfrucht gut in die Fruchtfolge vieler Betriebe ein. Daher sehen es die meisten als Chance.“ Zudem kennen sie schon bei der Aussaat den Erlös, den sie am Ende erzielen. Den Vergleich von Haferdrink und Kuhmilch würde Zott persönlich gar nicht aufstellen. „Für mich ist der Haferdrink ein Energielieferant für Zwischendurch. Wie andere Apfelschorle trinken, trinke ich Haferdrink.“ Die Milchviehhaltung ist für Zott aber weiterhin von hoher Relevanz und für ihn besonders auf Grünlandstandorten die sinnvollste Lösung.

Der Weg zum fertigen Produkt

Die Verarbeitung des Hafers erfolgt in einer bayerischen Mühle: Dort wird die Rohware geschält, zermahlen und mit Wasser gekocht. Ein Liter Haferdrink enthält etwa 100 g Hafermehl. Die Lohnherstellung und -abfüllung der Produkte erfolgen in Molkereien und lebensmittelverarbeitenden Betrieben in Bayern. Die Logistik übernimmt Landwirt Zott selbst. Er lagert die Produkte auf seinem Hof und liefert sie per LKW an den Handel aus. Unterstützung bei der Rezepturentwicklung erhielt er vom Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung in Freising. Die Kosten dafür lagen im fünfstelligen Bereich. Zudem hat Zott die Marke „Bayernglück“ patentieren lassen.

Das Motto „Stillstand ist Rückschritt“ scheint sich der 28-Jährige auf die Fahne geschrieben zu haben. Er hat noch weitere Produkte in der Pipeline, darunter eine „Barista“-Edition seines Haferdrinks sowie Produkte auf Basis von Dinkel, Emmer und Einkorn.

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