Nicht nur in der Start-up-Landschaft funktioniert das Prinzip „Crowdfunding“. Auch Landwirte können im Internet Geld für ihre Projekte einsammeln, wie ein Beispiel aus Gütersloh zeigt: Heinrich Wulfhorst (Landwirt) und Sohn Heiner (Informatiker) legten auf einem Teil ihrer Flächen Wildblumenwiesen an. Um diese zu finanzieren, starteten sie einen Aufruf bei der Online-Plattform Startnext. Das Prinzip ist einfach: Für jeden Crowdfunding-Euro machen Vater und Sohn je 1 m2ihrer bisherigen Ackerfläche zur Wildblumenwiese, ihrem „Bienenbuffet“.
35.000 € Spenden
Kurzerhand spendeten über 1.000 Unterstützer insgesamt rund 35.000 €.„Die Resonanz war der Wahnsinn“, blickt Heiner Wulfhorst zurück. „Unser erstes Finanzierungsziel von 3.500 € hatten wir schnell erreicht.“ Durch die unerwartet hohe Spendensumme konnte Familie Wulfhorst eine Fläche von 3,7 ha für einige Jahre erblühen lassen – gerechnet hatten sie mit 0,8 ha.Für jeden Euro legen Vater und Sohn auch weiterhin 1 m² meist mehrjährige Blühfläche an.
Durch die unerwartet hohe Spendensumme konnte Familie Wulfhorst eine Fläche von 3,7 ha für einige Jahre erblühen lassen – gerechnet hatten sie mit 0,8 ha.
Auch die Höhe der Spenden hat die Wulfhorsts überrascht: Durchschnittlich wurden 30 € gespendet, die höchste Einzelspende lag bei 1.000 €. Mit dem eingesammelten Geld hat die Familie den Boden vorbereitet, das Saatgut gekauft und ausgebracht. Der Hauptteil des Geldes dient aber als Ersatzleistung für die fehlende Ernte.
Geteilte Verantwortung
Die Idee zum Gütersloher Bienenbuffet hat ihren Ursprung in Bayern. Initiiert durch das Volksbegehren „Rettet die Bienen“ bezahlten dort Unterstützer Landwirte, damit diese ihre Flächen nicht wie herkömmlich nutzen, sondern den Bienen und Insekten zur Verfügung stellen. „Die Idee hatte mein Sohn“, sagt Heinrich Wulfhorst.„Alleine hätte ich das nie umgesetzt. Aber zusammen haben wir uns gut ergänzt: Heiner hat sich um die Organisation und alles Digitale gekümmert, ich um den Acker.“
Dass die Blühwiesen durch eine Crowdfunding-Aktion finanziert wurden, lag für den Informatiker Heiner Wulfhorst nahe: „Wir wollten es einer breiten Masse ermöglichen, sich schon mit kleinen Beträgen einfach und transparent für den Artenschutzzu engagieren.“ Zudem habe die Aktion so eine bundesweite Reichweite erzielt. Senior Heinrich Wulfhorst sieht in der Finanzierungsform zudem eine Möglichkeit, die Verantwortung für den Artenschutz zwischen Verbrauchern und Landwirten zu teilen: „Jeder kann sich beteiligen, ohne selbst Landwirt zu sein.“
„Ein Geschäftszweig ist das für uns nicht“, gibt Heiner Wulfhorst zu bedenken. „Wie viel abzüglich aller Kosten am Ende übrig bleibt konnten wir bisher noch nicht ermitteln, da auch der Rückbau der Flächen zu konventionellem Acker mit betrachtet werden muss.“Dies sei in diesem Jahr bei der ersten mehrjährigen Fläche geschehen. Vater und Sohn sind gespannt, wie der Ertrag des dort angebauten Mais im Vergleich zu den anderen Flächen ausfallen wird. „Falls er vergleichbare Erträge abwirft,haben wir endlich echte Gesamtkosten als Basis für die Berechnung weiterer Flächen.“ Bisher habe der Betrieb keine Gelder für sich selbst entnommen, lediglichKosten für Material, Betriebsmittel etc. angesetzt.
Mehr über das Projekt aufwww.bienenbuffet.de
Was ist Crowdfunding?
Crowdfunding ist eine Form der Projektfinanzierung. Dabei ermöglicht eine Vielzahl an Personen – die sogenannte Crowd – die Finanzierung (engl. „funding“) eines größeren Projektes. Im Prinzip verhält es sich wie bei einem Gemeinschaftsgeschenk: Alle legen für ein größeres Geschenk zusammen. Die Projektvorstellung und -unterstützung erfolgt online auf Crowdfunding-Portalen. „Kickstarter“ gilt als Pionier aller Crowdfunding-Plattformen und zählt zu den größten und erfolgreichsten Portalen weltweit. Die größte deutschsprachige Plattform ist „Startnext“.