In den deutschen Wäldern bereiten die zunehmende Trockenheit und Hitze und in diesem Kontext auch die steigende Verbreitung der Borkenkäfer vielen Forstbesitzern Sorgen. Das Stuttgarter Start-up Unternehmen „Waldstolz“ will den Borkenkäfer mit Unterstützung aus dem Weltall im Zaum halten und Waldbesitzer mithilfe von Satellitenbildern vor Befall warnen.
Algorithmus untersucht Veränderungen
„Der Borkenkäfer ist ein Problem für jeden Waldbesitzer, nicht nur weil er gezwungen ist, die Bäume zu schlagen und mit Preisabschlag zu verkaufen“, so Peter Straubinger. Der Westallgäuer Forstunternehmer kann nach 20 Jahren Erfahrungen in der Forstbranche mittlerweile ein Lied davon singen, wie Allgäu TV berichtet.Jeden Baum regelmäßig zu kontrollieren, sei häufig nicht machbar, besonders in Wäldern im Gebirge.
Hier sollen Satelliten von Waldstolz Abhilfe schaffen: „Der Waldbesitzer teilt uns seine Flurnummern mit von dem Wald, den wir überwachen sollen. Wir schauen dann mit Satelliten aus dem All alle fünf Tage auf die Waldflächen“, so Mitgründer Fabian Popp. Die Satellitenbilder werden über Algorithmen stetig miteinander verglichen und auf borkenkäfer-typischen Veränderungen, wie eine veränderte Nadelfarbe, untersucht. Bei kritischen Veränderungen erhalte der Waldbesitzer eine Warnung.
In Allgäuer Wäldern im Test
„Das System von Waldstolz ist nach wie vor nur ein Hilfsinstrument, z. B. für Waldbesitzer, die weit entfernte, schlecht erreichbare oder viele zerstreute Waldflächen besitzen, wie hier im Allgäu häufig der Fall“, so Roman Prestele, Geschäftsführer der Forstbetriebsgemeinschaft Oberallgäu gegenüber Allgäu TV. Die FBG sei seit Beginn an mit 150 ha Fläche Pilotbetrieb von Waldstolz. „Nichtsdestotrotz werden wir auch weiterhin die Flächen begehen und manuell überwachen.“ Den Monitoring-Service bietet Waldstolz im Jahresabo an: 72€ Pauschalpreis bis 4 ha, jeder zusätzliche Hektar kostet 6€.
Durch das Frühwarnsystem habe man im besten Fall zwei bis drei Wochen im Kampf gegen den Borkenkäfer gewonnen, so die Forstwirte.
Im Falle einer Warnung könne die zuständige Person auf das Webportal zugreifen und erhalte Details zur Lage. Um den Schaden klein zu halten, könne er dann sofort reagieren. Durch das Frühwarnsystem habe man im besten Fall zwei bis drei Wochen im Kampf gegen den Borkenkäfer gewonnen, so die Forstwirte.Denn bei Befall sei nicht nur von den Waldbesitzern, auch von Forstbetrieben und Sägewerken schnelles Handeln gefordert.
Keine Einzelbäume erkennbar
Die Waldstolz-Gründer Fabian Popp und Tobias Jäger bekommen etwa alle fünf Tage neue Satellitenaufnahmen von der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Die Satelliten befinden sich etwa 750 Kilometer über der Erde und liefern Übersichtsbilder. Ein Pixel im Bild entspreche zehn echten Metern. Daher erkenne das System nicht einzelne eventuell befallene Bäume, sondern lediglich sich verändernde Baumgruppen. „Unsere Pilotphase im Jahr 2021 hat gezeigt, dass wir kleine Käfernester ab einer Größe von drei bis fünf Bäumen erkennen. Zu diesem Zeitpunkt ist der Käfer meist noch in den entsprechenden Bäumen oder im nahen Umkreis vorzufinden“, so die Gründer.