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Organic Garden: Lebensmittelproduktion neu gedacht ​

Die Organic Garden AG will in Bayern eine 30 ha große, hochtechnisierte Farm bauen. Zum Kreislaufkonzept gehören Fischzucht, Gemüseanbau, Vertical Farming, Weiterverarbeitung und Energieproduktion.

Lesezeit: 6 Minuten

Es klingt zuerst ein bisschen nach Science Fiction, was die Initiatoren der Organic Garden AG in Bayern planen. Auf einer Fläche von 30 ha soll eine moderne Food Tech-Farm mit verschiedenen Modulen entstehen, darunter Algenzucht, Gemüse- und Obstanbau, Pilz-, Fisch- und Insektenzucht, Energieerzeugung sowie Weiterverarbeitung. Die „möglichst nachhaltig und transparent produzierten Lebensmittel“ sollen planmäßig dann in Restaurants, im Catering und in der Gemeinschaftsverpflegung verarbeitet und verkauft werden.

Wenn alles nach Plan läuft, soll noch dieses Jahr der erste Spatenstich für die Farm stattfinden. Kosten des Projekts: Rund 80 Mio. €, wie Organic Garden auf Anfrage mitteilt. Das Energiemodul sei dabei noch nicht eingerechnet. Auf einer voll ausgebauten Farm sollen dann planmäßig rund 130 Menschen beschäftigt sein.

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Das 2019 gegründete und mit mittlerweile 26 Mio. € bewertete Unternehmen Organic Garden AG will Ernährung ganzheitlich betrachten und setzt daher auf ein Konzept „vom Feld bis zum Teller“. Derzeit beschäftigt es knapp 200 Mitarbeiter in Süddeutschland, die Lebensmittel zu Speisen für die eigenen Restaurants (sog. „Eateries“), die Auslieferung und die Großverpflegung in Schulen und Unternehmen verarbeiten und verkaufen. Die Lebensmittel bezieht das Unternehmen von Bio-Händlern und landwirtschaftlichen Erzeugern aus Süddeutschland. Im Jahr 2022 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von ca. 5,3 Mio. €.

Hochtechnisierte Produktion

Organic Garden will nach eigenen Angaben eine regionale und kreislauforientierte Lebensmittelproduktion an einem Ort ermöglichen. Die geplante Farm besteht aus mehreren anpassbaren Einzelmodulen. „Auf unseren Farmen werden wir – je nach Standort und Gegebenheiten vor Ort – Gemüse, Pilze oder auch Algen anbauen“, sagt Johannes Blei, Vorstand Farmen bei Organic Garden. Dabei soll der Fokus zunächst auf den gängigen Gemüsesorten wie Tomaten, Paprika, Salat und Gurken liegen. Das Gemüse werde in hochtechnisierten Gewächshäusern heranwachsen, um „eine möglichst effiziente Produktion zu gewährleisten“. Gleiches gelte für die Pilze, die bis zur Ernte in klimatisierten Kammern heranreifen sollen. Zusätzlich zu den etablierten Produkten sollen auch alternative Lebensmittel erzeugt werden, etwa Algen in sogenannten Röhrenreaktoren.

Bei der Fischzucht setzt das Team auf sogenannte RAS-Systeme (Rezirkulierende Aquakultur Systeme). „Wir integrieren spezielle Insektenmodule, die als proteinreiche Futterquelle für unsere Fische dienen. Die Verarbeitung der Ernte bzw. Zucht zu fertigen Speisen und Produkten, wie zu Pilzpasteten oder Fischsuppen findet in der Regel direkt auf der Farm und nach den Vorgaben unseres Culinary Teams statt“, sagt Blei. Fischfilets, Gemüse oder Pilze sollen zudem unverarbeitet in einer Markthalle, die an die Farm angegliedert ist oder über den Onlineshop vertrieben werden.

Im Erdenwerk sollen Aktivitäten rund um das Thema Bodenverbesserung und Bodennutzung zusammenlaufen. Hier soll Kultur-Schwarzerde entstehen, die für die anderen Module genutzt werden könne.

Die Energieversorgung der einzelnen Module der Lebensmittelproduktion soll in Form von grünem Strom und regenerativen Energiequellen gewährleistet werden. Die Organic Garden Farms können sich somit autark versorgen.„Grundsätzlich arbeiten wir mit Partnern und Experten aus der Industrie zusammen und fungieren eher als Technologiepark-Betreiber, der die einzelnen Produktionsbereiche zusammenbringt und synergetisch vernetzt“, sagt Johannes Blei.

Parallel dazu prüfe man, ob sich weitere Orte in Deutschland für das Konzept anbieten. Im Gespräch sei auch eine Pilotfarm, auf der im kleineren Maßstab die wesentlichen Module der späteren Großfarmen gebaut und betrieben werden sollen.

Nebenströme nutzen

Viele Reststoffströme sollen in der Farm als Substratquelle für andere Module eingesetzt werden. „So kann unter anderem das bei der Pilzzucht entstehende CO2 z.B. bei der Zucht von Gemüse im Gewächshaus verwendet werden“, sagt Blei. Darüber hinaus könnten Restbiomassen, wie Verschnitte der Verarbeitung oder Champost aus der Pilzproduktion, zur Herstellung von nährstoffreichen Erden herangezogen werden. Auch das nährstoffreiche Restwasser, das bei der Fischzucht anfällt, könne man nach angepasster Aufbereitung zur Kultivierung des Gemüses nutzen.

Fleisch nur als Ergänzung

Nach eigenen Angaben orientiert sich Organic Garden bei der Gemeinschaftsverpflegung an dem 85/15-Prinzip. Das bedeutet, Gemüse soll mit bis zu 85% die Hauptrolle auf dem Teller spielen, Fleisch und andere tierische Lebensmittel als Beilage die Nebenrolle. Fisch- oder Fleischprodukte sollen laut Blei dabei aus einer maximal dem Tierwohl dienenden Haltungsform stammen. „Bei Rindern, Schweinen etc. reden wir hier idealerweise von Weidehaltung und -schlachtung. Unsere fleischhaltigen Produkte beziehen wir daher nach strenger Prüfung von Landwirten, die entsprechend dieser Qualitätskriterien produzieren.“ Beispielsweise biete man aktuell in den Organic Garden Eateries Fleischprodukte an, die vom Erzeugerpartner Land.Luft.Leberfing stammen.

„Der maximale Erfolg von unserem Konzept kann nur in enger Kooperation mit der bestehenden Landwirtschaft gelingen." - Johannes Blei

„Der maximale Erfolg von unserem Konzept kann nur in enger Kooperation mit der bestehenden Landwirtschaft gelingen“, sagt Blei. Für einen abwechslungsreichen Speiseplan brauche es ein breiteres Spektrum an Lebensmitteln, als eine Organic Garden Farm abbilden kann. Kartoffeln, Getreide, Molkereiprodukte, Fleisch, Eier, Öle etc. – all das könne und wolle man mit Partnerlandwirten abdecken. Hier sucht Organic Garden präferiert lokale Partner um den Farmstandort, um kurze Lieferwege zu garantieren.

Großverpflegung und Gastronomie

Die Interaktion mit den Tischgästen, beispielsweise durch QR-Code-Feedback-Tools oder digitale Screens mit einfach aufbereitetem Ernährungswissen sowie durch die Datensammlung und Analyse entlang der gesamten Wertschöpfungskette soll das Bewusstsein für eine regionale und nachhaltige Ernährung stärken.

Partner und Investoren

Um das ambitionierte Ziel zu erreichen, benötigt Organic Garden reichlich Kapital. Aktuell führe das Unternehmen eine Finanzierungsrunde (Series A) für die Organic Garden Gruppe durch. Zur parallel laufenden Finanzierung sei man im Gespräch mit Family Offices, Real Estate Investoren und institutionellen Investoren für den Eigenkapitalanteil. „Gleichzeitig sprechen wir natürlich mit Banken und klassischen Projekt-Finanzierungspartnern für das benötigte Fremdkapital zum Bau der Farmen“, heißt es auf Anfrage. Mittlerweile haben sich zahlreiche Partner und Investoren an dem Unternehmen beteiligt. Der emsländische Nutzfahrzeug- und Landtechnikhersteller Krone etwa ist vor wenigen Monaten als Investor mit einer siebenstelligen Summe in das Ingolstädter Food-Tech Start-up eingestiegen.Auch Fußballer Mario Gomez hat sich finanziell am Unternehmen beteiligt. Als Zertifizierungspartner ist zudem Naturland im Boot.

Bis 2030 plant Organic Garden zehn Farmen aufzubauen, 100 Eateries zu eröffnen und 500.000 Kunden zu erreichen.

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