In den drei nordafrikanischen Ländern Algerien, Marokko und Tunesien gibt es offenbar eine Milchknappheit. Das Medium Le journal de l´afrique berichtet, dass es in den Geschäften schon keine Milch mehr gibt.
Das Königreich Marokko habe die Probleme in diesem Bereich bestätigt, bleibe aber eher ausweichend. So sei der Rückgang der Milchproduktion unter anderem saisonal bedingt, zitiert die Zeitung einen Ministerabgeordneten.
Kenner sehen dagegen tatsächlich den Krieg zwischen Russland und der Ukraine als Auslöser, der die nordafrikanischen Staaten schwer getroffen habe. So hätten sich die Preise für Tierfutter und Getreide - vor allem für Mais und Sojabohnen - deutlich erhöht. Marokko komme gerade erst aus einer großen Dürre, die Züchter gezwungen hat, ihre Farmen zu schließen, schreibt das Journal.
Der lange Arm des Ukrainekriegs
Katastrophaler soll die Situation in Tunesien sein. Schon vor einem Monat habe der Bauernpräsident dort gewarnt, dass Tunesien nur noch Milchvorräte für fünfzehn Tage habe. Milch gilt als Grundnahrungsmittel. In dem Land würden täglich 1,5 Mio. Liter getrunken, so Le journal de l´afrique. Dass die Regale nun leer seien, mache die Größe der Krise deutlich.
Die Bauern hätten den Rinderbestand zuletzt um 35 % reduziert, entweder durch Direktverkauf oder über Schmuggelnetzwerke. Dürre und Futterkosten (+ 40 %) ließen ihnen keine andere Wahl. Die staatlich verhängten Milchzölle hinderten die Züchter zudem daran, Gewinne zu erzielen, so ein Gewerkschafter gegenüber dem Blatt. Aktuell koste jeder produzierte Liter Milch den Bauern mehr, als er einbringt.
Bauern berichten, dass der Sektor derzeit sterbe, es gebe jedes Jahr die gleichen Missstände, auch schon vor dem Krieg. In dem Zuge ist von unzureichenden staatlichen Subventionen und den festgelegten Preisobergrenzen die Rede. Tierhalter seien gezwungen, mit Verlust zu arbeiten.
Pulverknappheit in Algerien
Andere Gründe für die Milchknappheit herrschen in Algerien, das zumeist Milchpulver importiert und verarbeitet. Dort habe die Firma Tchin-Lait die Produktion in Algier, Bejaïa und Sétif wegen Pulverknappheit eingestellt. Dasselbe gilt für Soummam und Hodna, die vor einigen Tagen ihre letzten Milchvorräte geliefert haben. Supermärkte werden daher nicht mehr aufgefüllt.