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topplus Lüftung Altgebäude

Frische Luft für alte Ställe

Ventilatoren helfen auch in alten Kuhställen, Hitzestress zu vermeiden. Aber nur, wenn sie richtig positioniert und aufgehängt sind. Ein Überblick, was es zu beachten gibt.

Lesezeit: 5 Minuten

Unsere Expertin: Sabine Pittgens, LandwirtschaftskammerNRW

Niedrige Deckenhöhen, geschlossene Wände oder verwinkelte Anbauten: Die effektive Lüftung von Altgebäuden und Kühlung von Rindern darin ist eine Herausforderung. Doch gerade hier hat ein Lüftungskonzept viel Potenzial, um Hitzestress mit negativen Folgen für Futteraufnahme oder Leistung zu reduzieren.

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Für eine erste Bestandsaufnahme ist es sinnvoll, die Temperatur bzw. den Temperatur-Luftfeuchte-Index (THI) im Stall zu überwachen. Der THI beschreibt den Einfluss von Temperatur und Luftfeuchtigkeit auf die „gefühlte Temperatur“. Einfache Sensoren zur Bestimmung gibt es im Einzelhandel. Ab einem THI von 68 beginnt für Kühe Hitzestress. Das ist z. B. bei 21 °C und 70 % Luftfeuchte der Fall.

Lüften ist nicht Kühlen

Um für die Kühe ein angenehmes Klima zu schaffen, sollte sowohl die Luftaustauschrate als auch die Luftgeschwindigkeit auf Höhe der Tiere optimiert werden. Denn während das Lüften keine kühlende Wirkung hat, führt eine höhere Luftgeschwindigkeit zum Kühleffekt. Die „gefühlte“ Temperatur wird reduziert („Wind-Chill-Effekt“). Zielwert ist eine Luftgeschwindigkeit von mind. 2 m/s am Tier. 

Für die Planung, wo welche Lüfter im Stall positioniert werden, ist unter anderem die topografische Lage und Bebauung rund um den Stall wichtig. Nebengebäude können den Wind beeinflussen. Und auch Wohnbebauung ist je nach Standort wichtig: Die Ventilatoren transportieren nicht nur Luft, sondern auch Geruch, Staub und Geräusche aus dem Stall. Das sollte aus Rücksicht vor den Anwohnern bedacht werden.

In Offenställen kann das Wetter die geplante Luftführung erschweren. So kalkulieren im Nordwesten Deutschlands viele Betriebe mit der Hauptwindrichtung Südwest. In den letzten Hitze-Sommern kamen die Hochdruck-Wetterlagen aber aus Richtung Osten. Wenn die Ventilatoren im Stall die Luft von West nach Ost transportieren sollen, wirkt der Ostwind dem entgegen. In diesem Fall ist es sinnvoller, die Curtains auf der Ostseite zu schließen und die Lüfter arbeiten zu lassen.

Wohin mit den Ventilatoren?

Auch im Stall selbst und besonders in älteren Gebäuden gibt es oft Stallelemente, die die Luftführung stören. Beispielsweise Abrufstationen mit Silos, Abtrennungen der Boxenübergänge oder niedrige Decken bzw. Traufhöhen von Anbauten (siehe Übersicht).

Vor der Installation sollte genau geplant werden, wo die Zuluft und wo die Abluft möglich ist. Wenn möglich, kann das Öffnen von Giebel- oder Seitenwände den Luftaustausch verbessern. Aber Vorsicht: Wird die Seitenwand an der Süd- oder Westseite ­ge­öffnet und dort befinden sich Außenliegeboxen, sollten Beschattungsmöglichkeiten eingeplant werden.

Neben Ventilatoren unterstützen auch bauliche Gegebenheiten indirekt bei der Kühlung, wie beispielsweise die Gestaltung der Firstöffnung sowie Dachkonstruktion, -höhe und -isolierung. Problematisch sind vor allem Lichtplatten auf der Südseite, die aber mittlerweile häufig von Photovoltaikanlagen abgelöst werden.

Bei der aktiven Lüftung sind besonders die Liegebereiche zu berücksichtigen, außerdem der Wartebereich vor Melkstand oder Melkroboter und der Fressgang. Nicht zu vergessen sind auch die Trockensteher.

Welchen Ventilator wählen?

Bei der Lüftungstechnik gilt es im wesentlich zu unterscheiden zwischen axialen und vertikalen Ventilatoren sowie Schlauchbelüftung.

Bei letztem drückt ein Ventilator Luft von außen durch einen Schlauch mit Löchern in den Stall. Die Luft wird gezielt, z. B. in die Liegeboxen transportiert. Den Schlauch müssen die Anbieter individuell konzipieren. Zu berücksichtigen ist, dass das System rund um die Uhr läuft und entsprechend laufende Kosten verursacht.

Vertikale Ventilatoren laufen langsamer als Axialventilatoren und sind dadurch leiser. Direkt unter den Ventilatoren entstehen hohe Luftgeschwindigkeiten, welche zu den Seiten schnell abnehmen. Besonders in Altgebäuden ist es oft aufgrund geringer Traufen- oder Dachhöhe schwierig, vertikale Ventilatoren sinnvoll zu positionieren.

Bewährt haben sich hier mehrere, kleinere axiale Ventilatoren. Der Wirkungsbereich bzw. die Wurfweite ist u. a. abhängig vom Durchmesser. Als Faustzahl gilt: 1,0 - 1,2 m pro 10 cm Rotordurchmesser. Wichtig ist, den Ventilator im korrekten Winkel von 15 bis 25° aufzuhängen. Das sollte nachträglich justierbar sein. Ab einer Höhe von 2,7 m (Unterkante) sind keine Schutzgitter vorgeschrieben. Das verbessert die Luftrate und reduziert den Wartungsaufwand.

Axialventilatoren gibt es in vielen Ausführungen. Zu empfehlen sind unabhängige Prüfberichte, wie z. B. „Ventilatoren für den Einsatz im Milchviehstall“, die es kostenlos auf der Homepage der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) gibt (www.lfl.bayern.de).

Wer in neue Ventilatoren investiert, sollte nicht an einer automatischen Steuerung mit Sensoren sparen. Diese sollten die Temperatur oder noch besser Temperatur und Luftfeuchte messen, um die Lüftungsstärke anzupassen. Es ist wichtig, die Kühe schon vor dem Hitzestress „abzuholen“: Schon ab 18 °C sollten Lüfter langsam anlaufen und ab etwa 24 °C auf Volllast laufen – bei hoher Leistung auch früher. Wer das automatisch regeln lässt, wird erstaunt sein, wie frühzeitig die Ventilatoren im Stall laufen.

Doch bei extremen Temperaturen kommt selbst die beste Belüftung irgendwann an eine Grenze. Dann kann die Kombination mit Wasser sinnvoll sein. Dabei lassen sich mit einer sogenannten „Kuhdusche“ die Tiere direkt kühlen oder indirekt, durch das Abkühlen der Luft mittels Hochdruckvernebelung. Wichtig ist, den THI im Blick zu behalten und die Feuchtigkeit wieder aus dem Stall heraus zu transportieren.

Laufende Kosten wichtig

Bei der Investition in neue Technik sollten Landwirte nicht nur die Preise für die Ventilatoren, sondern vor allem auch die laufenden Kosten berücksichtigen: Laut LfL gab es in Bayern im Schnitt der letzten Jahre ca. 1.000 h pro Jahr mit einem THI von mehr als 68. Mindestens so viele Stunden mussten Ventilatoren also laufen. Stromsparend ist eine automatische Frequenzsteuerung. Die haben einige Modelle bereits integriert.

Um unnötige Stromkosten zu vermeiden und die Leistung zu erhalten, müssen Ventilatoren mindestens einmal jährlich vor der Lüftungssaison gereinigt werden. Abhängig von der Einstreu und Einstreutechnik ist es ggf. sinnvoll, mehrmals zu entstauben.

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