Standpunkt: „Stabile Milchpreise und eine Quote wird es nicht mehr geben"
Wie die Nordwest-Zeitung berichtet, erwartet top agrar-Chefredakteur Berthold Achler, dass die Milchquote nicht wiederkommen werde. Das wolle die Politik nicht, und auch die Mehrheit der Bauern sei dagegen, sagte er in Rodenkirchen. Milcherzeuger und -verarbeiter müssten sich an die Weltmarkt-Bedingungen anpassen.
Wie die Nordwest-Zeitung berichtet, erwartet top agrar-Chefredakteur Berthold Achler, dass die Milchquote nicht wiederkommen werde. Das wolle die Politik nicht, und auch die Mehrheit der Bauern sei dagegen, sagte er vor gut 100 Zuhörern in Rodenkirchen.
Milcherzeuger und -verarbeiter müssten sich an die Weltmarkt-Bedingungen anpassen, sagte Achler laut der Zeitung. Die Milchquote, die beide schützen sollte, habe viel verdorben. Die Bauern hätten sich zu sehr auf den Staat verlassen und vor allem die großen Genossenschaftsmolkereien in Norddeutschland hätten versäumt, auf attraktive Produkte zu setzen statt auf Masse. Das liege daran, dass die Direktoren der großen Genossenschaftsmolkereien früher nach Milchmenge bezahlt wurden.
Besser machten es die Privatmolkereien aus Süddeutschland schon seit Jahrzehnten, so Achler weiter. Molkereien wie Müller, Ehrmann und Bauer hätten es geschafft, gefragte Produkte zu kreieren, für die die Kunden gern mehr Geld zahlen. „Wenn der Handel diese Produkte aus seinen Regalen wirft, kauft die Hausfrau woanders“, sagte der Agrarjournalist.
Ein weiteres Beispiel für erfolgreiche Produkte sei der gute – und teure – Käse aus Frankreich. Große norddeutsche Molkereien hätten dagegen auf Billigkäse gesetzt, der am Ende auch auf Tiefkühlpizzen lande. Achler rät den Molkereien, aus jedem Kilogramm Milch mehr Wertschöpfung zu ziehen. Schwache Molkereien würden gerade 40 Cent pro Kilogramm Milch erwirtschaften, innovative Unternehmen bis zu 1,40 Euro, verdeutlichte er. Leider nur sei die Veränderungsbereitschaft noch zu gering. Es gebe kaum Interesse an strategischen Allianzen – etwa Verkaufskontore – und an Preisabsicherungen, etwa über Börsen.
Als erfolgreiche Genossenschaftsmolkerei nannte Achler die niederländische Friesland-Campina, die auf allen Wachstumsmärkten der Welt vertreten sei. Das in der Wesermarsch dominierende Deutsche Milch-Kontor (DMK) werde noch 20 Jahre brauchen, um dahin zu kommen.
Doch auch die Bauern müssten sich weiterentwickeln. Die verschärften Wettbewerbsbedingungen erfordern nur professionell geführte Betriebe. Die Anforderungen an die Betriebsleiter würden weiter steigen. Die Bauern müssten ihre Produktionskosten senken, Rücklagen bilden und über ihre Verbände für die Erhaltung der Direktbeihilfen kämpfen, ohne die mancher Betrieb nicht überleben würde.
Zudem müssten sie die Zusammenarbeit mit dem Handel und den Tierschutzorganisationen suchen, weil sie einen Dauerkrieg nicht gewinnen könnten, zitiert die Nordwest Zeitung weiter. Mit dem Handel müssten sie neue, attraktive Produkte entwickeln – etwa Weidemilch, Milch aus der Region, Biomilch sowie laktosefreie und gentechnikfreie Milch. Dafür müssten sie Zuschläge aushandeln, die höher seien als die Zusatzkosten. Das gleiche gelte für Tierwohl-Zuschläge.
Abschließend riet Achler, dass sich der Berufsstand und die Molkereien mit Organisationen wie Greenpeace, Foodwatch und WWF an einen runden Tisch setzen sollten, um Lösungen zu erarbeiten.
Hinweis:
Bitte aktivieren Sie Javascipt in Ihrem Browser, um diese Seite optimal nutzen zu können
Zum Lesen dieses Artikels benötigen Sie ein top agrar Abonnement
Wie die Nordwest-Zeitung berichtet, erwartet top agrar-Chefredakteur Berthold Achler, dass die Milchquote nicht wiederkommen werde. Das wolle die Politik nicht, und auch die Mehrheit der Bauern sei dagegen, sagte er vor gut 100 Zuhörern in Rodenkirchen.
Milcherzeuger und -verarbeiter müssten sich an die Weltmarkt-Bedingungen anpassen, sagte Achler laut der Zeitung. Die Milchquote, die beide schützen sollte, habe viel verdorben. Die Bauern hätten sich zu sehr auf den Staat verlassen und vor allem die großen Genossenschaftsmolkereien in Norddeutschland hätten versäumt, auf attraktive Produkte zu setzen statt auf Masse. Das liege daran, dass die Direktoren der großen Genossenschaftsmolkereien früher nach Milchmenge bezahlt wurden.
Besser machten es die Privatmolkereien aus Süddeutschland schon seit Jahrzehnten, so Achler weiter. Molkereien wie Müller, Ehrmann und Bauer hätten es geschafft, gefragte Produkte zu kreieren, für die die Kunden gern mehr Geld zahlen. „Wenn der Handel diese Produkte aus seinen Regalen wirft, kauft die Hausfrau woanders“, sagte der Agrarjournalist.
Ein weiteres Beispiel für erfolgreiche Produkte sei der gute – und teure – Käse aus Frankreich. Große norddeutsche Molkereien hätten dagegen auf Billigkäse gesetzt, der am Ende auch auf Tiefkühlpizzen lande. Achler rät den Molkereien, aus jedem Kilogramm Milch mehr Wertschöpfung zu ziehen. Schwache Molkereien würden gerade 40 Cent pro Kilogramm Milch erwirtschaften, innovative Unternehmen bis zu 1,40 Euro, verdeutlichte er. Leider nur sei die Veränderungsbereitschaft noch zu gering. Es gebe kaum Interesse an strategischen Allianzen – etwa Verkaufskontore – und an Preisabsicherungen, etwa über Börsen.
Als erfolgreiche Genossenschaftsmolkerei nannte Achler die niederländische Friesland-Campina, die auf allen Wachstumsmärkten der Welt vertreten sei. Das in der Wesermarsch dominierende Deutsche Milch-Kontor (DMK) werde noch 20 Jahre brauchen, um dahin zu kommen.
Doch auch die Bauern müssten sich weiterentwickeln. Die verschärften Wettbewerbsbedingungen erfordern nur professionell geführte Betriebe. Die Anforderungen an die Betriebsleiter würden weiter steigen. Die Bauern müssten ihre Produktionskosten senken, Rücklagen bilden und über ihre Verbände für die Erhaltung der Direktbeihilfen kämpfen, ohne die mancher Betrieb nicht überleben würde.
Zudem müssten sie die Zusammenarbeit mit dem Handel und den Tierschutzorganisationen suchen, weil sie einen Dauerkrieg nicht gewinnen könnten, zitiert die Nordwest Zeitung weiter. Mit dem Handel müssten sie neue, attraktive Produkte entwickeln – etwa Weidemilch, Milch aus der Region, Biomilch sowie laktosefreie und gentechnikfreie Milch. Dafür müssten sie Zuschläge aushandeln, die höher seien als die Zusatzkosten. Das gleiche gelte für Tierwohl-Zuschläge.
Abschließend riet Achler, dass sich der Berufsstand und die Molkereien mit Organisationen wie Greenpeace, Foodwatch und WWF an einen runden Tisch setzen sollten, um Lösungen zu erarbeiten.