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topplus Intensive Bestandsbetreuung

Von Anbindehaltung in den neuen Kuhstall: Blick von außen hilft Landwirtsfamilie

Nach dem Auszug aus dem Anbindestall haben Silke und Jakob Rottmair vieles verändert. Mit ihrem Anspruch, dass es noch besser geht, stoßen sie bei Tierarzt Michael Schmaußer auf offene Ohren.

Lesezeit: 5 Minuten

Mit dem Einzug in den neuen Kuhstall im Jahr 2017 hat sich für Silke und Jakob Rottmair viel verändert. Vorher standen 40 Fleckviehkühe in Anbindung. Jetzt sollte eine Herde von 90 Tieren in den MIOne, eine Doppelbox des Melktechnikherstellers Gea, laufen.

„Am Anfang waren wir mit den vielen Veränderungen überfordert und unsere Kühe auch“, sagt Silke Rottmair. Die Milchleistung stürzte auf unter 8.000 kg ab. Vor allem die alten Kühe standen in ihren Liegeboxen und fanden in dem gelenkten Kuhverkehr nicht zum Fressen. „Wir mussten uns innerhalb kurzer Zeit von vielen Tieren trennen“, erinnert sich die Landwirtin. Auch die Tiergesundheit war nicht mehr zufriedenstellend und oft lagen Kühe nach dem Kalben fest.

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Der Blick von außen hilft

Wir haben zwei Milchkuhbetriebe besucht, die mithilfe einer intensiven Bestandsbetreuung große Entwicklungsschritte gemacht haben.

Mit einer regelmäßigen Bestandsbetreuung erzielen einige Landwirte große Erfolge bei Leistung und Gesund ihrer Milchkühe. Voraussetzung ist der Wille zu Veränderungen, bestätigen uns Tierärzte und Landwirte. Das lesen Sie auch in dieser Reportage. Der Begriff Bestandsbetreuung meint dabei Besuche durch eine Tierärztin oder einen Tierarzt, die einem ganzheitlichen Ansatz folgen. So lautet zumindest die Definition des Bundesverbandes praktizierender Tierärzte: Es umfasst das systematische Monitoring der Gesundheits- und Leistungsentwicklung einer Herde. Dazu gehören auch die Analyse und Beratung zu Risikofaktoren sowie von Impf- und Therapiemaßnahmen.

Seit April 2021 sind sogenannte Tiergesundheitsbesuche durch den Tierarzt verpflichtend vorgeschrieben. Die entsprechende EU-Gesetzgebung legt aber nicht fest, wie diese genau aussehen und wie oft sie stattfinden sollen. Auch für die Teilnahme an den Systemen QM+ und QM++ ist Bestandsbetreuung Bedingung: Registrierte Betriebe müssen einen Betreuungsvertrag mit ihrer Tierarztpraxis abschließen und die Protokolle bei Kontrollen vorlegen können. Eine funktionierende Betreuung setzt ein vertrauensvolles Verhältnis zu der beratenden Person voraus.

Bauen auf Betriebsbesuche

Im gleichen Jahr wechselte Familie Rottmair zur Tierarztpraxis Freising. Tierarzt Michael Schmaußer und seine Kollegen bieten neben den tierärztlichen Behandlungen auch regelmäßige Bestandsbesuche an. Kurzerhand entschied die Familie, diese Bestandsbetreuung in Anspruch zu nehmen.

Seitdem kommt Michael Schmaußer zusätzlich zu den kurativen Besuchen etwa alle vier Wochen auf den Betrieb: „Vor dem Besuch schaue ich mir die aktuellen Milchkontrollergebnisse an“, erklärt der Tierarzt. Vor Ort misst er dann die Rückenfettdicke aller frisch gekalbten Kühe und von Problemtieren, die z. B. im Fett-Eiweiß-Verhältnis oder Harnstoffgehalt auffallen. Anschließend geht er mit den Landwirten die Daten der Milchkontrolle durch und bespricht auffällige Zahlen in Bezug auf Stoffwechsel, Fütterung, Eutergesundheit und Dinge, die ihm beim Stallrundgang aufgefallen sind.

„Seit wir die Kälberintensiv füttern, besamenwir schon ab 13 Monaten.“
Silke Rottmair

Die regelmäßigen, strukturierten Besuche gefallen dem Betriebsleiterpaar gut. „Eigentlich warten wir immer schon auf den nächsten Termin mit Michael, weil sich in der Zwischenzeit wieder Fragen ergeben haben“, sagt Silke Rottmair, die sich um die ­Stallarbeit mit Kühen und Kälbern kümmert.

Grundfutter verbessert

Mit dem Umzug in den Laufstall investierte die Familie in einen Futtermischwagen. „Die Kühe haben zwar schnell wieder mehr Milch gegeben, aber die Grundfutterleistung passte nicht“, erinnert sich Tierarzt Michael Schmaußer. Da die Ration zu gleichen Teilen Gras- und Maissilage enthält, fällt eine gute Grasqualität stark ins Gewicht. Sie begannen Siliermittel einzusetzen und Grundfutterproben zu analysieren.

Auch den Termin des Grasschnittes hinterfragte Michael Schmaußer zusammen mit Jakob Rottmair, der für das tägliche Füttern verantwortlich ist. „Es ist wichtig, zu mähen, wenn die Qualität am besten ist und nicht, wenn es im Betrieb ­gerade zeitlich passt“, sagt Michael Schmaußer. Die Arbeit mit Familie Rottmair macht ihm Spaß, da sie ständig den Anspruch haben, noch besser zu werden und bereit sind für Veränderungen.

Mit der gestiegenen Milchleistung verlängerten Rottmairs die Trockenstehzeit auf acht Wochen. Außerdem lassen sie die Kühe erst mit 80 Laktationstagen belegen. „Dafür müssen wir unsere Leistung von mehr als 10.000 kg halten. Sonst geben die Kühe am Ende der Laktation nicht mehr ausreichend Milch und werden zu fett“, so Silke Rottmairs Resümee.

Auch in anderen Bereichen setzten Rottmairs gemeinsam mit ihrem Tierarzt Veränderungen um: Die Kälber erhalten jetzt eine Intensivtränke mit Milchaustauscher. Das heißt, der Nuckeleimer wird zweimal täglich auf 8 l aufgefüllt. Ab der vierten Lebenswoche wechseln sie von der Einzel- oder paarweisen Haltung in kleine Gruppen und die Milchmenge wird auf 7 l pro Mahlzeit begrenzt. „Ob wir ein Kalb paarweise halten oder nicht, machen wir vom Altersunterschied zum nächstgeborenen Kalb abhängig. Der sollte nicht mehr als zwei Tage betragen“, erklärt die Landwirtin.

Zusätzlich erhalten die Kälber eine Trocken-TMR, die Jakob Rottmair selbst mischt. Seit der Fütterungsumstellung können Rottmairs ihre Rinder mit 13 bis 14 Monaten besamen. Dazu sagt Silke Rottmair: „Vorher waren es 19 Monate. Jetzt müssen wir früh dran sein, damit die Tiere nicht zu schwer werden.“

Klauenpflege in Eigenregie

Damit die Kühe gerne zum Roboter laufen, übernahm Jakob Rottmair die Klauenpflege selbst. Dafür besuchte er einen Klauenschnittkurs bei der Tierarztpraxis. „Anfangs haben wir die Kühe zweimal im Jahr beschnitten, aber das reichte nicht“, erklärt Silke Rottmair. Inzwischen beschneidet der Landwirt alle Kühe dreimal jährlich sowie zum Trockenstellen. Das System hatte Erfolg: Die Herde erreicht jetzt ohne Nachtreibeaufwand 2,8 Melkungen pro Tag.

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