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topplus Intensive Bestandsbetreuung

So steigerte Milchbauer Fabian Lohse die Milchleistung seiner Kühe von 7.000 auf 10.400 kg

Durch die Bestandsbetreuung konnte Familie Lohse die Leistung ihrer Herde innerhalb von zwei Jahren deutlich steigern. Doch das ist nicht alles: Jetzt stimmen auch Tiergesundheit und Persistenz.

Lesezeit: 5 Minuten

Im Jahr 2014 übernahm Fabian Lohse den Milchkuhbetrieb von seinen Eltern. „2019 standen wir dann aus arbeitswirtschaftlichen Gründen vor der Entscheidung, die 60 Milchkühe abzuschaffen oder das Melken zu automatisieren“, erinnert sich der Landwirt. Er und seine Frau Marie-Christin entschieden sich für einen gebrauchten Lely-A4-Melkroboter. „Leider lief es anfangs überhaupt nicht“, so Fabian Lohse. Die erhoffte Arbeitserleichterung stellte sich nicht ein, da die Technik nicht wie erwartet funktionierte und die Kühe zu selten zum Roboter liefen. Die Milchleistung sank auf 22 kg.

Der Blick von außen hilft

Wir haben zwei Milchkuhbetriebe besucht, die mithilfe einer intensiven Bestandsbetreuung große Entwicklungsschritte gemacht haben.

Mit einer regelmäßigen Bestandsbetreuung erzielen einige Landwirte große Erfolge bei Leistung und Gesundheit ihrer Milchkühe. Voraussetzung ist der Wille zu Veränderungen, bestätigen uns Tierärzte und Landwirte. Der Begriff Bestandsbetreuung meint dabei Besuche durch eine Tierärztin oder einen Tierarzt, die einem ganzheitlichen Ansatz folgen. So lautet zumindest die Definition des Bundesverbandes praktizierender Tierärzte: Es umfasst das systematische Monitoring der Gesundheits- und Leistungsentwicklung einer Herde. Dazu gehören auch die Analyse und Beratung zu Risikofaktoren sowie von Impf- und Therapiemaßnahmen.

Seit April 2021 sind sogenannte Tiergesundheitsbesuche durch den Tierarzt verpflichtend vorgeschrieben. Die entsprechende EU-Gesetzgebung legt aber nicht fest, wie diese genau aussehen und wie oft sie stattfinden sollen. Auch für die Teilnahme an den Systemen QM+ und QM++ ist Bestandsbetreuung Bedingung: Registrierte Betriebe müssen einen Betreuungsvertrag mit ihrer Tierarztpraxis abschließen und die Protokolle bei Kontrollen vorlegen können. Eine funktionierende Betreuung setzt ein vertrauensvolles Verhältnis zu der beratenden Person voraus.

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Zusätzlich zu den 60 Milchkühen bewirtschaftet Familie Lohse 186 ha Acker mit Getreide und Mais sowie Grünland für Pferdeheu. Außerdem mästen sie alle männlichen sowie die Fleischrassekälber der Milchkühe selbst und halten 20 Angus-Mutterkühe. Marie-Christin arbeitet neben dem Betrieb Vollzeit in einem anderen Job.

Der Besuch von Verena motiviert uns jede Woche aufs Neue."
Marie-Christin Lohse

„Es war betrieblich so viel zu tun, dass wir das Gefühl hatten, alleine nicht mehr weiterzukommen“, sagt Fabian Lohse. Sie baten ihre Tierarztpraxis und die Melktechnikfirma um Hilfe. Doch beides brachte sie nicht weiter. Unterstützung fanden sie schließlich Ende 2020 bei der Tierärztin Verena Bartsch. Sie ist selbstständig mit ihrer auf Bestandsbetreuung spezialisierten „Tierarztpraxis Allerkühe“ und besucht seitdem wöchentlich den Betrieb.

Vieles gemeinsam umgesetzt

„Die Hauptprobleme waren damals viele lahme Kühe und ein übermäßiger Kraftfuttereinsatz mit der Folge von Azidosen“, so die Tierärztin. Auch war die Herde sehr altmelkend, weil es Schwierigkeiten mit der Fruchtbarkeit gab. Der erste Schritt war die Umstellung der Fütterung: Sie reduzierten das Kraftfutter am Roboter. Um mehr Vorschub und bessere Qualität zu erreichen, lassen die Landwirte das Gras in Schläuche pressen statt Siloballen herzustellen. So stiegen Grundfutteraufnahme und Milchleistung bei weniger Kraftfuttereinsatz.

Zusammen mit dem Landwirtsehepaar setzte Verena Bartsch noch weitere Veränderungen um: Der Spaltenboden wurde aufgeraut, um das Rutschen der Tiere zu minimieren. Zudem etablierten sie ein wöchentliches Klauenbad. Zu Anfang beschnitt die Tierärztin auf dem Betrieb jede Woche viele Kühe im betriebseigenen Klauenstand. Inzwischen kommt ein professioneller Klauen­pfleger alle acht Wochen auf den Hof. Vor jedem Termin führen sie ein Lahmheitsscoring durch, um lahme Kühe frühzeitig vorstellen zu können.

Guter Start in die Laktation

Die Fruchtbarkeit der Herde verbesserte sich vor allem durch regelmäßige Untersuchungen der Fruchtbarkeit, den Einsatz eines Deckbullen und von gezielten Hormonprogrammen.

Auch der Anteil eutergesunder Kühe in der Herde ist in den letzten zwei Jahren deutlich gestiegen. Zum einen merzten Lohses chronisch euterkranke Tiere. Zum anderen streuen sie die Hochboxen jetzt zusätzlich zum Strohhäcksel mit Kalk über. So sank die Zellzahl innerhalb kurzer Zeit von 400.000 auf 100.000 bis 160.000/ml. Zu der Entwicklung trägt auch bei, dass die Kühe nach allen ergriffenen Maßnahmen insgesamt gesünder sind und besser in die Laktation starten. „Wir haben kaum noch Nachgeburtsverhalten oder andere Erkrankungen nach der Kalbung“, sagt Marie-Christin Lohse. Verena Bartsch merkt das auch bei der Fernkontrolle: Neben den wöchentlichen Betriebsbesuchen kontrolliert sie mehrmals pro Woche im Herdenmanagement-Programm des Melkroboters die Liste frisch abgekalbter Kühe. Sie gibt Bescheid, wenn die Betriebsleiter sich ein Tier genauer anschauen sollen, oder untersucht die Tiere selbst.

Die Gesundheit der Kühe zeigt sich auch in der Milchleistung von 10.400 kg mit 3,91 % Fett und 3,48 % Eiweiß. Und inzwischen hat sich auch die Persistenz eingestellt. „Am Anfang braucht man längeren Atem, um Erfolge bei der Leistung zu sehen. Kühe, die in der Vergangenheit schwach gestartet sind, kann man im Laufe der Laktation nicht mehr auf Höchstleistung bringen“, so Verena Bartsch.

Schätzen intensive Betreuung

Durch die Verbesserung von Arbeitsabläufen, Gesundheit und Milchleistung rentiert sich der wöchentliche Besuch für Lohses und sie wollen bei dem System bleiben. „Der Besuch von Verena ist für uns jedes Mal ein Motivationsschub. Vieles würde sich vielleicht wieder einschleichen, wenn wir nicht regelmäßig darüber sprechen“, so die Einschätzung der Landwirtin.

Außerdem haben die Betriebsleiter schon neue Pläne: Gerade bauen sie eine Rundbogenhalle, die den Strohstall für Trockensteher im Altgebäude ablösen soll. Im Laktierendenstall wollen sie eine Außenwand entfernen und weitere Ventilatoren einsetzen. Mit der Milchleistung ist Fabian Lohse hingegen zufrieden: „Unser Ziel von 10.000 kg haben wir erreicht. Uns ist nun wichtig, dass die Herde weiter so gesund ist.“

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