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topplus Landwirtschaft im Nebenerwerb

Von der Milcherzeugung in die Biorindermast

Maria und Frank Heinrich aus dem Allgäu mästen im Nebenerwerb erfolgreich Färsen und Ochsen aus Kälbern von Biomilchviehbetrieben. Basis dafür war der Umbau des Anbindestalls zum Laufstall.

Lesezeit: 6 Minuten

Ein Beitrag von Sebastian Wagner, Beratung für Naturland, Hohenkammer

SCHNELL GELESEN
Ein Nebenerwerbsbetrieb im Allgäu hat einen Anbindestall für Kühe zu einem Laufstall für Mastrinder umgebaut und auf Bio umgestellt.
Das Betriebsleiterehepaar kauft abgetränkte Kreuzungskälber von Milchviehbetrieben zu und mästet diese.
Im Sommer sind die Tiere in zwei Gruppen auf Kurzrasenweiden. Übriges Gras wird siliert oder getrocknet.
Die Schlachtfärsen und -ochsen werden an Feneberg und direkt vermarktet. Die Rechnung geht für das Ehepaar auf.

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Obwohl Maria und Frank Heinrich aus Kempten-Leubas in anderen Berufen tätig sind, wollten sie den 18 ha-Grünlandbetrieb von Frank Heinrichs Eltern unbedingt weiterführen. Um die Arbeit zu bewältigen, stellten sie direkt nach der Hofübernahme im Jahr 2010 die Milchviehhaltung auf Ochsen- und Färsenmast um.

In den folgenden Jahren bauten sie den Anbindestall, in dem die Tiere im Winter untergebracht waren, zum Laufstall um. Dieser besteht aus fünf Buchten für unterschiedliche Altersgruppen und bietet Platz für 48 Tiere. Alle Buchten haben eine Liegefläche mit Gummiauflage, einen Laufgang, der mit einem Schieber gereinigt wird, und erhöhte Fressplätze mit Fangfressgitter (siehe Übersicht). Der Stallumbau hat damals ohne Berücksichtigung der Eigenleistung 74.000 € gekostet.

Parallel zum Umbau des Stalls stellte das Ehepaar seinen Betrieb auf Ökolandbau um und wirtschaftet seit 2015 nach den Naturland-Richtlinien. Ihre Tiere konnte es weiterhin an den regionalen Lebensmittelhändler Feneberg vermarkten, weil dieser auf der Suche nach Ökofärsen und -ochsen war.

Abgetränkte Kälber in homogenen Gruppen

Anfangs hatten Heinrichs das bisherige System der Kälberaufzucht beibehalten und Ökovollmilchpulver vertränkt. „Das hat sich aber nicht bewährt“, erinnert sich Maria Heinrich. „Die Tiere waren noch zu jung und nicht so stabil, als wir sie bekommen haben. Und es gab manchmal Schwierigkeiten, weil die Kälber frisch enthornt angeliefert wurden.“

Zum Glück hatten sich damals schon einzelne Milchviehbetriebe gefunden, die bereit waren, ihre Kälber drei Monate zu tränken, um sie dann an Familie Heinrich zu verkaufen. Mittlerweile kooperieren Heinrichs mit mehreren Milchviehbetrieben, die ihnen abgetränkte Kälber im Alter von 14 bis 16 Wochen verkaufen. Der Kaufpreis liegt bei 600 € für Kreuzungskälber der Milchrassen Braunvieh und Schwarzbunt mit Weißblauen Belgiern, Blonde d’Aquitaine, Limousin oder Fleckvieh. In der Regel sind es zu gleichen Teilen männliche und weibliche Kälber.

„Wir achten darauf, dass wir möglichst Gruppen mit sieben bis zehn Kälbern ähnlichen Alters bekommen. Das erleichtert uns die Aufzucht, weil wir so auch in den Wintermonaten die Kälber im Stall in homogenen Gruppen halten können“, erklärt die Landwirtin. Auch für den Vermarktungspartner Feneberg war es kein Problem, so viele Tiere innerhalb eines kurzen Zeitraumes abzunehmen.

Kommen die Kälber in den Sommermonaten auf den Betrieb, werden sie erst einmal ein paar Tage im Stall eingewöhnt, und auf dem Laufhof lernen sie den Elektrozaun kennen. Erst danach geht es auf die Weide.

Weide in zwei Altersgruppen

Die Rinder laufen in zwei unterschiedlichen Altersgruppen. Auf der Weidefläche für die jüngeren Tiere zwischen vier und 14 Monaten befindet sich ein gut befestigter, eingestreuter Weideunterstand (siehe Bild Seite 35). In diesem können die Kälber und Jungrinder an einer Heuraufe bei Bedarf zugefüttert werden.

Die Mischung zwischen jungen und älteren Tieren hat sich bewährt. Die älteren zeigen den jungen, wo es Futter und Wasser gibt und wie alles funktioniert. „Das führt zu einer viel ruhigeren Herde“, sagen Heinrichs.

Die Mastgruppe zwischen 15 und 26 Monaten wird auf einer getrennten Weide gehalten. Diese Tiere sind weniger empfindlich. Ihnen reichen Bäume als Unterstand aus und sie benötigen keine Zufütterung mehr.

Die Weideflächen der zwei Gruppen erstrecken sich auf insgesamt 15 der 18 ha und werden in Kurzrasenweide betrieben. Der Weidebeginn für die älteren Tiere startet im April, für die jüngeren im Mai. Im Frühjahr reichen 5 bis 6 ha Weidefläche aus. Vom Rest wird Heulage in Ballen gepresst.

Über den Sommer wird die Fläche auf etwa 10 ha ausgedehnt, auf dem Rest Dürrfutter erzeugt. Im Herbst stehen den Tieren dann die vollen 15 ha, unterteilt in drei Koppeln, zur Verfügung. Aus dem vierten Schnitt entstehen schließlich wieder Siloballen. Falls es im späteren Herbst noch etwas zum Mähen gibt, besteht über die nahe gelegene Futtertrocknung auch die Möglichkeit, Grascobs zu machen. Die Weidesaison endet für die Jungtiere im Oktober, für die älteren im November.

Im ersten Sommer Entwurmen

Eine Entwurmung ist laut Frank Heinrich nur bei den erstsömmrigen Tieren notwendig. „Die zweitsömmrigen muss man natürlich genau beobachten, aber es wurde bei uns noch nie eines krank“, berichtet der Landwirt. Eine Kälbergruppe hatte in der Stallphase Kälberflechte bekommen. Diesen Tieren haben Heinrichs im Sommer Ohrclips angebracht, damit sie weniger von den Fliegen geplagt werden. „Ansonsten hat es eigentlich nie etwas gebraucht.“

Der Arbeitseinsatz der Familie ist über die Sommermonate überschaubar. Neben den Arbeitsspitzen zur Erntezeit brauchen sie etwa eine Stunde am Tag.

In der Winterfütterung wird den Tieren täglich Grassilage und Dürrfutter vorgelegt. Getreide oder Kraftfutter wird nicht verfüttert. Die Futtervorlage, das Einstreuen der Liegeflächen und die sonstige Tierversorgung nimmt im Winter etwa drei bis vier Stunden pro Tag in Anspruch. Neben den drei Kindern unterstützt auch Frank Heinrichs Mutter Erika die Familie bei der Stallarbeit.

Die Rechnung geht auf

Die Färsen erreichen ihre Mastreife mit 24 Monaten, die Ochsen mit 26 Monaten. Das durchschnittliche Schlachtgewicht der weiblichen Tiere liegt bei 300 kg, das der männlichen bei 360 kg. Der Netto-Abnahmepreis bei der Einstufung R2 beträgt derzeit 5,25 €/kg Schlachtgewicht. Im Durchschnitt entspricht das einem Nettoerlös von 1.700 € pro Tier.

Alles in allem sind Maria und Frank Heinrich mit ihrem Betriebskonzept sehr zufrieden. Es bindet nicht zu viel Arbeitszeit und bietet einen guten Ausgleich zum beruflichen Alltag.

Noch mehr Spaß macht es ihnen, seit sie vor einem Jahr in die Direktvermarktung eingestiegen sind. Sie vermarkten ab Hof 10 kg-Fleischpakete und können etwa 210 kg Fleisch pro Tier verkaufen. Der Kilopreis liegt bei 16,80 € netto.

Die Schlachtung und Zerlegung übernimmt eine handwerkliche, regionale Metzgerei. Für das Schlachten, Reifen, Zerlegen und Verpacken fallen Kosten je Tier von 800 bis 1.000 € ohne MwSt. an. Dazu kommen noch sieben Arbeitsstunden pro Tier für Betreuung der Internetseite, Annahme der Bestellungen, Fahrt zur Schlachtung, Abholung und Vermarktung des Fleisches. Das ergibt 1.200 bis 1.350 € Mehrkosten pro Tier. Somit bringt die Direktvermarktung unterm Strich einen Markterlös abzüglich der Schlacht- und Vermarktungskosten von rund 2.200 € pro Tier.

Der Direktverkauf läuft seit 2020, wobei Heinrichs ein Tier pro Monat schlachten. Weitere Infos hierzu finden Sie unter www.fleisch-von-daheim.de.

Fazit: Kooperationen auf dem Vormarsch

Familie Heinrich hat für sich ein interessantes Konzept der Ökorindfleischerzeugung umgesetzt. Es ist eine gute Alternative zur klassischen Mutterkuhhaltung. Ökomilchviehbetriebe sind auf solche Partnerschaften angewiesen, wenn sie ihre Kälber nicht in die konventionelle Mast vermarkten wollen. Deshalb entstehen derzeit im Allgäu immer mehr solcher kleinen Kooperationen, die für alle Beteiligten Vorteile bringen.

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