Studien Klauenbelastung
Diese Böden schonen die Klauen von Kühen
Studien zeigen, wie sich verschiedene Untergründe auf das Laufverhalten auswirken: Auf Betonboden werden die Klauen punktuell stärker belastet. Das erhöht das Risiko für Erkrankungen.
Etwa 10 % der abgehenden Kühe verlassen den Betrieb wegen Klauen- und Gliedmaßenproblemen. Damit gehören diese zu den häufigsten Erkrankungen von Milchkühen. Das zeigte auch die PräRi-Studie 2020, wonach 20 bis 40 % der Kühe in den Betrieben lahm gingen.
Neben den infektiösen, also durch Viren oder Bakterien ausgelösten Erkrankungen, treten häufig auch nicht-infektiöse Klauenerkrankungen auf. Die Ursachen hierfür sind neben Stoffwechselfaktoren vor allem die Beschaffenheit der Laufwege und die Belastung der Klaue.
Denn punktuelle Belastungen oder Quetschungen können beispielsweise zu Druckpunkten oder Sohlengeschwüren führen. Ziel ist eine möglichst gleichmäßige Druckverteilung, die Klauen schont und somit Klauenerkrankungen vermeidet.
Doch wie wirken sich unterschiedliche Untergründe auf das Laufverhalten und die Druckverteilung der einzelnen Klauen von Milchkühen aus? Das hat Prof. Christoph Mülling mit verschiedenen Forschern in mehreren Studien an der Universität Leipzig untersucht.
Betonboden ist nachteilig
In einer Studie befestigten die Forscher Hintergliedmaßen von Kadavern an einem Druckprüfstand, der die mechanische Belastung simulierte. Die Druckbelastung auf Beton und verschiedene Gummimatten ermittelten die Forscher mit einer folienbasierten Platte.
Beim Stehen und Gehen
auf Gummiboden entsteht eine
geringere mechanische Belastung
der Klauen, als auf Beton.
Auf den Gummiböden war der Druck zwischen der äußeren und inneren Klaue besser verteilt als auf Beton und die maximale Druckbelastung, gemessen in Newton (N) pro cm2, geringer, (71,9 bis 87,2 vs. 130 N/cm2). Auf dem harten Untergrund wurde beim Auftreten insgesamt weniger Klauenfläche belastet (32,2 cm2) als auf Gummimatten (48,3 bis 58,0 cm2). Unabhängig vom Untergrund trat die stärkste Druckbelastung in den hinteren Klauenaußenbereichen auf.
Die durchschnittliche Druckbelastung unterschied sich jedoch nicht zwischen den Bodenbelägen. Dies könnte den Autoren zufolge am Versuchsaufbau liegen: Bei einem natürlichen Bewegungsablauf machen Kühe Ausgleichsbewegungen, die das Ergebnis beeinflussen.
Fest steht: Gummibodenbeläge verursachen weniger Druck auf die Klaue im Vergleich zu Beton. Die geringere mechanische Belastung, besonders die maximale Druckbelastung, reduziert das Risiko von Klauenerkrankungen.
Mehr Tempo, mehr Druck
In einer anderen Studie ermittelten die Wissenschaftler die Druckverteilung mit speziellen Überschuhen und Sensoren. Sie untersuchten verschiedene Bodenbeläge und Gangarten von Milchkühen. Im Schritt-Tempo auf Betonboden war der maximale Druck auf die Außenklaue etwa 75 % höher als auf Gummiboden. Die extremste Druckbelastung auf die Innenklaue entsteht im Trab auf Betonboden (bis zu 480,3 N/cm²). Und auch die durchschnittliche Druckbelastung war auf Betonboden 25 % höher als auf Gummiboden (18,9 N/cm²).
Wie im ersten Versuch bestätigte sich: Bei Kühen, die auf Beton laufen, verteilt sich das Gewicht auf weniger Kontaktpunkte als auf Gummiboden. Die Kontaktfläche der Klauen zum Boden war auf Beton deutlich geringer als auf Gummi (65 cm² vs. 80 cm²). Schnellere Gangarten und harte Böden erhöhen somit das Risiko für druckbedingte Klauenerkrankungen.
Weicher Weidenboden ideal
Wie sich Weide-, Gummi und Betonboden auf die Druckverteilung der Klaue auswirken, haben die Wissenschaftler in einer weiteren Studie untersucht.
Auf Weideboden war die belastete Fläche der inneren Hinterklaue mit 25,32 cm2 signifikant größer als auf Betonboden. Dies entspricht einem prozentualen Anteil an der Klauengrundfläche von etwa 70 %. Dementsprechend wurden für die inneren und äußeren Klauen auf Weideboden niedrigere durchschnittliche Druck- und Krafteinwirkungen erfasst.
Auf Gummiboden war lediglich beim gesamten Durchschnittsdruck aller vier Klauen eine Reduktion gegenüber dem Betonuntergrund feststellbar. Die maximalen Druckwirkungen waren bei Weidegang und auf Gummimatten signifikant geringer als auf Betonuntergrund.
Das Fazit der Wissenschaftler lautet also: Der Untergrund Weide sorgt für die geringste Druckbelastung. Weil auf Gummiboden extreme Krafteinwirkungen reduziert werden, könnte ein nachgiebiger Untergrund in Milchkuhställen zur Klauengesundheit beitragen.
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