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topplus Blauzungenkrankheit

Winzige Mücke, große Wirkung

Gnitzen übertragen die Viren der Blauzungenkrankheit, die sich im Frühjahr 2024 stark ausbreiten könnte. Ein bundesweites Gnitzen-Monitoring soll klären: Wie lässt sich das Risiko reduzieren?

Lesezeit: 4 Minuten

Unsere Autoren: Doreen Werner, Anja Voigt (Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF)); Helge Kampen, Kerstin Wernike, Martin Beer (Friedrich-Loeffler-Institut (FLI))

Die Blauzungenkrankheit ist zurück: Im Herbst 2023 breitete sich die Viruserkrankung rasant in den Niederlanden aus. Mittlerweile gibt es dort mehr als 4.000 bestätigte Fälle. Wie zu erwarten, traten kurz darauf auch Fälle in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen auf.

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Die Blauzungenkrankheit ist eine anzeigepflichtige Tierseuche. Durch die Nachweise haben Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bremen den Status „seuchenfrei“ verloren, und es gelten Handelseinschränkungen. Für den aktuell aufgetretenen Serotyp 3 (BTV-3) gibt es noch keinen Impfstoff. Experten rechnen daher mit einer starken Weiterverbreitung im Frühjahr. Das Virus wird nicht direkt von Wiederkäuer zu Wiederkäuer übertragen, sondern nur über kleine, blutsaugende Mücken: Gnitzen. Über die ist bisher wenig bekannt. Ein Monitoring soll das ändern.

Von der Mücke zur Kuh

Gnitzen sind 0,5 bis 55 mm kleine Mücken, die aufgrund ihrer geringen Größe häufig nicht wahrgenommen werden. Sie leben 2 bis 3 Wochen und entwickeln sich über Larven und Puppen zum flugfähigen Insekt. Sie sind gedrungen, meist grau, gelblich oder dunkel gefärbt und haben kurze Beine. In Deutschland gibt es rund 330 Gnitzen-Arten, die sich in der Regel von Pflanzensaft ernähren. Doch die Weibchen der Gattung Culicoides brauchen Blut für die Eireifung.

Beim Blutsaugen können sie Krankheitserreger übertragen. Die Gnitzen nehmen das Blauzungenvirus über das Blut der Wiederkäuer auf und können es mehrfach auf andere Tiere übertragen. Mit steigenden Temperaturen nimmt die Stechaktivität zu, und das Virus vervielfältigt sich schneller.

Schnell gelesen

  • Blutsaugende Gnitzen übertragen Krankheitserreger, darunter auch das Virus der Blauzungenkrankheit.

  • Ein bundesweites Monitoring liefert Daten zur Verbreitung von Gnitzen und Virus sowie zu Risikofaktoren des Krankheitsauftretens.

  • Noch gibt es keinen Impfstoff für den aktuell aktiven Serotyp-3 Blauzungenvirus. Eine Bekämpfung der Gnitzen ist ebenfalls nur schwer möglich.

  • Im Frühjahr und Sommer 2024 könnte sich die Blauzungenkrankheit sehr rasant weiter verbreiten.

Bundesweites Mücken-Monitoring

Um mehr über die Ausbreitung der Gnitzen zu erfahren, fördert das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) ein bundesweites Monitoring. Das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) hat deutschlandweit 30 UV-Lichtfallen auf Betrieben aufgestellt, die 24 Stunden pro Woche aktiv sind. Seit den ersten Fällen der Blauzungenkrankheit im Herbst 2023 sind weitere 18 Standorte in den betroffenen Regionen hinzugekommen, die täglich kontrolliert werden.

Landwirte betreuen diese Fallen in und um Rinder-, Schaf- oder Ziegenställe oder auf Weiden. Im Labor werden die Insekten identifiziert und auf mögliche Krankheitserreger untersucht.

Wann und wo kommen Gnitzen vor?

Die Anzahl der gefangenen Gnitzen schwankt zwischen den Standorten und im Jahresverlauf. Je nach Art unterscheiden sich ihre Ansprüche. Ideal sind sumpfige, moorige und modrige Bereiche, Gewässerränder, Wasserstände mit sich zersetzendem organischem Anteil sowie Kompost-, Mist-, Gülleansammlungen, Holz, faulende Früchte, verrottendes Laub, Schlamm und Feuchtwiesen. Bei optimalen Bedingungen können sich mehr als 10.000 Larven pro Quadratmeter Bodenfläche entwickeln. Dann lässt es sich zur Hauptflugzeit der blutsaugenden Mücken im Freien kaum aushalten.

Abhängig von den Temperaturen sind Gnitzen ungefähr ab April aktiv. Die höchste Dichte ist von Mai bis Juni/Juli zu beobachten, kann aber auch bis zum Spätsommer anhalten. So wurden 2022 in den 30 Fallen mehr als 181.000 Tiere gefangen. Dabei reichten die Zahlen pro Falle von ca. 300 bis 1.000 im April bis zu einem Maximum von ca. 27.000 Tieren innerhalb von 24 Stunden im Mai. Mit den Temperaturen sinken die Fangzahlen im November. Die Insekten überwintern als Larve im Wasser oder feuchten Boden. Es wurden aber schon fliegende Tiere im Winter gefangen.

Blauzungenkrankheit: Wie Risiko minimieren?

Die Ausbreitung der Gnitzen lässt sich mit Insektiziden kaum verhindern. Auch das Aufstallen in der Nacht bringt wenig, da sich Gnitzen auch im Stall befinden können. Rinder können vorbeugend mit einem Pyrethroid-haltigen pour-on Mittel behandelt werden. Vor dem Einsatz sollten sich Landwirte aber mit ihrem Tierarzt und/oder Schädlingsbekämpfern absprechen. Einzig wirksames Mittel der Bekämpfung sind Vakzinen, die auf den jeweiligen Serotyp zugeschnitten sind. Für BTV-3 gibt es in Europa aber bisher noch keine zugelassenen Impfstoffe.

Blauzunge: Symptome erkennen

Die Blauzungenkrankheit ist eine virusbedingte, hauptsächlich akut verlaufende Krankheit der von Wiederkäuern.

Mit dem Virus infizierte Tiere können hohes Fieber entwickeln. Weitere Symptome: Apathie, gerötete und geschwollene Maulschleimhäute, vermehrter Speichelfluss und Schaumbildung vor dem Maul, Kreislaufstörungen, Ödembildungen und Hämorrhagien (Blutungen). An den Klauen rötet sich der Kronsaum und schmerzt, infolgedessen treten Lahmheiten auf. Die namensgebende Blaufärbung der Zunge ist selten zu beobachten. In den Niederlanden traten zahlreiche Todesfälle bei Schafen auf.

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