Die Mitglieder des Agrarausschusses der Niedersächsischen Landjugend bewerten das niedersächsische Weidemilchprogramm mit gemischten Gefühlen. Sie sind sich einig, dass Weidegang einen positiven Effekt auf die Fitness der Kuh und auf die Gesundheit der Klauen haben kann.
„Auch wenn der Landwirt um den positiven Wert der Weidehaltung und um das wichtige Kulturgut der grasenden Kühe auf der grünen Weide weiß, erschweren viele Aspekte ihm eine Entscheidung für die Weidehaltung“, fasst Jan-Henrik Schöne, Sprecher des Agrarausschusses und stellvertretender Landesvorsitzender der Niedersächsischen Landjugend, die Einschätzung des Jugendverbandes zusammen.
Viele Landwirte fänden es wünschenswert, ihr Milchvieh auf die Weide schicken zu können, allerdings müssten dazu auch die regionalen und betrieblichen Voraussetzungen stimmen. Die Entfernung zwischen Hof und Weide zähle dazu ebenso wie die Anzahl der Tiere. Knappe Flächen oder zukünftig von der EU vorgeschriebene „Greeningmaßnahmen“ in Form ökologischer Vorrangflächen sprechen ebenfalls häufig gegen die Weide.
„Die verfügbaren Flächen müssen zwangsläufig effizienter bewirtschaftet werden, um den Flächenschwund auszugleichen“, sagt Schöne. Die Mitglieder des Agrarausschusses sehen moderne Milchviehställe mit Außenauslauf als eine geeignete Alternative zum Weidegang, sie holen die Grünfläche ein Stück weit in den Stall!
Sehr deutlich äußern sich die jungen Landwirte zur Vermarktung der Weidemilch und lehnen ein „Weidemilchlabel“ ab. „Die Weidemilch darf nicht als politisch gesteuertes Marketinginstrument benutzt werden“, gibt Mareike Pape, stellvertretende Vorsitzende des Agrarausschusses, zu bedenken. Sie sieht vielmehr die Gefahr, dass es zu einer Differenzierung zwischen „weniger guter Stallmilch“ und „guter Weidemilch“ komme und fügt an: „Deshalb lehnen wir Landjugendlichen ein System der Zwei-Klassen-Milch entschieden ab!“ Auf Initiative von Landwirtschaftsminister Christian Meyer entwickelt das Grünlandzentrum ein Weidemilchprogramm.