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Bei Vermarktung von Schweinen aus N-/P-reduzierter Fütterung aufpassen!

Wenn bei nährstoffreduzierter Fütterung die Indexpunkte sinken, muss das nicht an der Futterstrategie liegen. Fehler passieren häufig auch bei der Vermarktung.

Lesezeit: 7 Minuten

Unsere Autorin: Christa Niemann, ­Deutscher ­Bauernverband

Der Nährstoffdruck in den Veredlungsregionen ist hoch. Und daran dürfte sich vorerst auch wenig ändern, denn die Politik verschärft die Vorgaben weiter. Viele Betriebsleiter suchen deshalb nach Lösungen. Eine kann die nährstoffreduzierte Fütterung der Schweine sein. Denn mithilfe der N-/P-­reduzierten Futterstrategie sinken die Stickstoff- und Phosphoreinträge in die Gülle. Man unterscheidet dabei vier Intensitätsstufen:

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  • N-/P-reduziert,
  • stark N-/P-reduziert,
  • sehr stark N-/P-reduziert,
  • extrem stark N-/P-reduziert.

Welche Rohprotein- und Phosphor­grenzen bei starker oder sehr starker N-/P-Reduzierung einzuhalten sind, gibt das DLG-Merkblatt 418 vor.

Bei extrem starker Absenkung werden die Werte nochmals reduziert. Und bei N-/P-reduziert sind die Vorgaben im Vergleich zum Universalfutter vermindert.

Viele Betriebsleiter haben inzwischen gute Erfahrungen mit der nährstoff­reduzierten Fütterung gesammelt. In der Regel fahren sie die Nährstoffgehalte ab 70, 80 oder 90 kg Lebendgewicht (LG) zurück. Denn im letzten Mastabschnitt sind Futterverbrauch und Einspareffekt am höchsten.

Nährstoffe früher absenken

Zudem ist die Gefahr, dass sich die Mast- und Schlachtleistungen verschlechtern, relativ gering, je später man „auf den Punkt genau“ füttert. Betriebsleiter in den Veredlungsregionen müssen jedoch schon früher mit der Nährstoffabsenkung beginnen.

Mitunter starten sie bereits zu Beginn der Ferkelaufzucht. Dabei besteht allerdings die Gefahr, dass die Mastschweine nicht mehr volle Leistung zeigen. Denn wenn sie in der Aufzucht oder zu Mastbeginn zu wenig essenzielle Aminosäuren erhalten, leidet die Fleischbildung. Das kostet Geld, da die Indexpunkte bei AutoFOM in den Keller rauschen.

Die folgenden Beispiele zeigen, welche Erfahrungen Mäster mit der frühen Nährstoffreduzierung gemacht haben.

In Beispiel 1 kauft Mäster Müller Ferkel von zwei Sauenhaltern zu. Die Hälfte der Tiere sind Jungeber. Die Ferkel aus dem ersten Lieferbetrieb fressen in der Aufzucht ein nach Standardrichtwerten zusammengesetztes Futter, die Ferkel aus dem zweiten Betrieb bekommen bereits in der Ferkelaufzucht eine stark N-/P-reduzierte Futtermischung.

Mäster Müller bietet allen Ferkeln nach dem Einstallen sieben Tage lang ein Begrüßungsfutter an, das dann in der zweiten Mastwoche mit dem Anfangsmastfutter verschnitten wird. Insgesamt füttert der Unternehmer in vier Phasen stark N-/P-reduziert.

Die Tageszunahmen liegen in den letzten drei Mastdurchgängen mit 866 bis 892 g über dem NRW-Durchschnitt von 820 g. Die Futterverwertung fällt mit 1 : 2,52 bis 1 : 2,63 ebenfalls gut aus. Die Verlustrate beträgt 0,7 bis 1 %.

Mit den Schlachtleistungen der drei ausgewerteten Mastgruppen ist Mäster Müller allerdings nicht zufrieden. Die Erlöse liegen 1,5 bis 2,4 Cent je kg Schlachtgewicht (SG) unter dem bei der Berechnung gültigen Basispreis von 1,80 € je kg SG. Hierfür gibt es mehrere Gründe. Ein Problem sind die mit im Schnitt 13 mm konstant hohen Speckmaße der Jungeber. Da die leichten Eber zudem niedrige Fleischmaße erreichen, fallen deren Schinkengewichte (16,7 kg) und Bauchfleischanteile (58,4 %) niedrig aus. Das straft die Maske mit geringen Indexpunkten ab.

Bei der Fehlersuche fallen Müller und seinem Berater folgende Punkte auf:

  • Das Futter enthielt mehr Energie als berechnet. Das war die Hauptursache für die hohen Speckmaße. Die hohen Tageszunahmen haben den Effekt zusätzlich begünstigt. Müller und sein Berater vermuten, dass die dem Futter zugesetzte Faser zusätzlich Energie geliefert hat. Das Problem sind vor allem Ballaststoffe, die im Dickdarm fermentiert werden. Die Darm-Mikroben bilden daraus energiereiche organische Säuren wie Essig- und Buttersäure.
  • Auf die in der Aufzucht unterschiedlich gefütterten Ferkel aus den beiden Lieferbetrieben ist Müller in der Mast nicht genug eingegangen. Insbesondere die bereits in der Ferkelaufzucht sehr stark N-/P-reduziert versorgten Ferkel hatten in der Mast Probleme mit dem Knochenaufbau, bewegten sich wenig und fraßen weniger Futter. Müller hätte diesen Tieren mehr Phosphor und andere Mineralstoffe anbieten müssen. Denn gerade im Gewichtsbereich von 60 bis 70 kg brauchen die Tiere Phosphor für den Skelettaufbau.

Schlachthof gewechselt

Müller zog aus dieser Erkenntnis umgehend Konsequenzen. Im ersten Schritt wechselte er den Schlachthof. Beim neuen Abnehmer ist die Abrechnungsmaske weniger schinkenbetont, davon profitieren insbesondere die Tiere mit den etwas erhöhten Speckmaßen.

Gleichzeitig achtet der Mäster darauf, dass die Futterrationen besser auf den Bedarf der Tiere zugeschnit­ten sind. Die in der Aufzucht sehr stark N-/P-­reduziert gefütterten Tiere erhalten zu Mastbeginn im Vergleich zum Standardfutter etwas mehr Eiweiß und essenzielle Aminosäuren sowie Mineralstoffe. So will Müller das Fleischbildungsvermögen „ankurbeln“ und den Skelettaufbau fördern.

In Zukunft will der Landwirt das Futter regelmäßig untersuchen lassen und die Fütterungstechnik zusammen mit seinem Berater überprüfen. Entscheidend ist, dass die Technik so genau wie möglich anmischt und ausdosiert. Fehler beim Wiegen der Einzelkomponenten können fatale Auswirkungen haben. Das gilt insbesondere für Kleinstmengen wie Mineralstoffe.

Sicherer mit Fertigfutter

In Beispiel 2 mästet Landwirt Meier niederländische Ferkel im Rein-Raus-­Verfahren, die im Ferkel­erzeugerbetrieb N-/P-reduziert gefüttert wurden. In der Mast füttert der Landwirt alle Tiere bis zum Verkauf sehr stark N-/P-reduziert. Etwa 20 % der Tiere sind Jungeber.

Der Betriebsleiter füttert vom Start weg ein für seinen Betrieb speziell angemischtes Fertigfutter mit stark abgesenktem Nährstoffgehalt. Außerdem mischt ihm das Futterwerk für jeden Mastabschnitt gezielt Mineralstoffe und Vitamine ein, die das Wachstum der Schweine unterstützen. Meier selbst achtet penibel darauf, dass die einzelnen Futter nicht miteinander verschnitten werden. So erhalten die Schweine die bei jeder Charge speziell zugemischten Zusatzstoffe immer zum richtigen Zeitpunkt.

Der Betriebsleiter fährt mit seiner Fertigfutterstrategie sehr gut. Die Tiere erreichen Tageszunahmen von bis zu 958 g. Die Futterverwertung ist mit 1 : 2,34 bis 1 : 2,62 sehr gut, die Verluste konnte Meier vom ersten bis zum dritten Durchgang glatt halbieren.

Überdurchschnittlich gut sind die Schlachtleistungen. Die Indexpunkte liegen im Mittel bei 1 Punkt/kg SG. Die Fleischmaße der weiblichen Tiere liegen im Mittel bei 73,1 mm, bei den Ebern sind es 69,3 mm.

Gleichzeitig fallen die Speckmaße mit 12,1 bzw. 11,7 mm sehr niedrig aus. Das kommt dem Schinkengewicht zugute. Mit 20 bzw. 19,3 kg liegen sie alle im optimalen Gewichtsbereich der Maske. Der Erlös liegt allerdings nur knapp über dem Basispreis von 1,80 € je kg.

Bei der Analyse der Ergebnisse entdecken Meier und sein Berater die Schwachpunkte der Produktion: Der trotz guter Schlachtleistungen nur durchschnittliche Erlös läge höher, hätte Meier seine Tiere besser sortiert. Etwa ein Viertel der Jungeber wurde zu leicht bzw. zu schwer verkauft (Übersicht 3). Auch die weiblichen Schweine muss Müller besser sortieren.extrem stark absenken?

Beispiel 3: Mäster Schulze kämpft mit hohen Nährstoffüberschüssen, die überbetriebliche Gülleabgabe kostet ihn jährlich mehrere Zehntausend Euro.

Um die Verwertungskosten zu senken, setzt Schulze in der Mast auf die „extrem stark N-/P-reduzierte“ Fütterung. In der Aufzucht wird N-/P-reduziert gefüttert. Der Betrieb mästet nur weibliche Tiere und Kastrate.

Schulze setzt sechs Mastmischungen mit unterschiedlichen Sojaanteilen ein. In der Anfangsmast erhalten die Tiere 14 % HP-Soja, danach sinkt der Sojaschrot­anteil kontinuierlich bis auf 4 % in der Endmast ab. Ab 85 kg LG verzichtet Schulze ganz auf Soja.

Die Mastschweine erreichen Tageszunahmen von rund 850 g. Die Futterverwertung liegt im bei 1 : 2,58. Die Verluste schwanken zwischen 1,5 und 3,6 %. Ärgerlich sind für den Landwirt die Schlachtergebnisse, die Indexpunkte liegen häufig unter 1 Punkt. Der Erlösliegt mit im Schnitt 1,79 € ebenfalls unter dem Basispreis von 1,80 €.

Probleme bereiten Schulze vor allem die weiblichen Schweine, die er häufig viel zu spät vermarktet. Bei Schlachtgewichten von 102,6 kg wogen die Schinken 20,7 kg. Oberhalb von 20,5 kg honoriert die Abrechnungsmaske den Schinken aber nur noch mit 2,3 Indexpunkten.

Bei den Kastraten lag das Problem in den hohen Speckmaßen von durchschnittlich 15,6 mm. Zudem waren 40 % der Kastraten bei der Schlachtung viel zu schwer. Schulzes Berater empfiehlt daher, die Schweine eher zum Verkauf anzumelden. Dadurch würde der Erlös um 2 bis 3 Cent je kg SG steigen, wie Schulzes Berater berechnet hat.

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