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topplus Zinkoxidverbot

Ferkelaufzucht: Absetzdurchfall auch ohne Zink vermeiden

Hoch dosierte Zinkoxidgaben sind ab Ende Juni verboten. Auch der Einsatz von Colistinwird weiter eingeschränkt. Gegen Absetzdurchfall sind vorbeugende Maßnahmen jetzt wichtiger denn je.

Lesezeit: 6 Minuten

Ende Juni wird es ernst. Ferkelerzeuger und Aufzuchtbetriebe, die bisher zur Vorbeuge von Absetzdurchfällen oder der Ödemkrankheit Zinkoxid (ZnO) an ihre Ferkel verfüttert haben, müssen sich spätestens jetzt nach Alternativen umschauen. Denn der Einsatz von Zinkoxid wird EU-weit verboten – zumindest in therapeutischen Dosen von etwa 100 mg/kg Körpergewicht. Lediglich als Zusatzkomponente in Ergänzungs- oder Diätfuttermitteln bleibt Zink weiter erlaubt, aber nur mit einem Gehalt von maximal 150 mg Zink/kg Alleinfuttermittel.

Tatsache ist, dass der Verbrauch an Zinkoxid seit Beginn des staatlichen Antibiotikamonitorings und der Forderung, Colistin ausschließlich für den Einsatz bei Menschen zu reservieren, deutlich gestiegen ist. Gleichzeitig ging der Neomycin- und Colistinverbrauch deutlich zurück.

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Wieder mehr Coliprobleme?

Und nun? Führt das Zinkverbot womöglich wieder zu mehr Ödem- und Durchfallproblemen? Nicht unbedingt, darin sind sich Experten einig. Allerdings müssen Ferkelerzeuger und Aufzuchtbetriebe wieder mehr Energie in vorbeugende Maßnahmen investieren. Wichtig ist zunächst eine optimale Biestmilchversorgung, denn über das Kolostrum werden die Ferkel passiv gegen Colikeime immunisiert. Das funktioniert allerdings nur, wenn die Sauen vorab schon einmal Kontakt mit den jeweiligen Erregern hatten.

Ziel ist es, ausgeglichene und vitale Würfe abzusetzen, die dann in der Aufzucht problemlos durchstarten können. Inhomogene Würfe lassen sich durch Zufüttern von Milchersatzprodukten oder gezieltes Versetzen von Ferkeln ausgleichen. Je nachdem, wie viele funktionsfähige bzw. milchliefernde Zitzen die Sauen aufweisen, werden die Ferkel innerhalb einer Abferkelgruppe versetzt. Dabei gilt: so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich. Ideal eignet sich für das Versetzen der Zeitraum von 24 bis 48 Stunden nach der Geburt.

Biestmilchaufnahme wichtig

Wichtig ist, dass alle Ferkel vor dem Versetzen genügend Biestmilch aufgenommen haben. Um dies zu gewährleisten, praktizieren Betriebe mit hoch fruchtbaren Sauen häufig das Wechselsäugen, das sogenannte Split-Suckling. Haben die stärksten Ferkel genug Kolostrum aufgenommen, werden sie vorübergehend im warmen Ferkelnest oder in einem Korb fixiert, damit sich auch die schwächeren Ferkel ungestört am Gesäuge bedienen können.

Der kritischste Zeitpunkt für die Ferkel ist jedoch das Absetzen. Die Umstellung von hochverdaulicher Sauenmilch auf ein getreidereiches Ferkelaufzuchtfutter sorgt für eine Verschiebung innerhalb der Darmflora. Erschwerend kommt hinzu, dass die Konzentration maternaler Antikörper und damit der Schutz vor Colidurchfällen zum Absetzen hin abnimmt. Beides zusammen begünstigt die Verbreitung von krankmachenden Erregern im Darm.

Um diese Phase zu entschärfen, müssen die Ferkel bereits während der Säugephase angefüttert werden, am besten schon ab dem dritten Lebenstag. Dadurch gewöhnen sie sich an festes Futter sowie pflanzliche Protein- und Energieträger. Das feste, stärkehaltige Beifutter (Prestarter) regt zudem im Magen die Produktion von Salzsäure und im Dünndarm die Synthese von Enzymen an. Drei bis vier Tage vor dem Absetzen wird das Beifutter dann mit der Absetzmischung verschnitten.

Hygiene ist Trumpf

Aber auch Hygiene und Stallklima sind wichtig. Vorm Neubelegen muss das Flatdeck komplett geräumt und sorgfältig gereinigt und desinfiziert werden. Der Stall sollte auf 25 bis 28 °C vorgeheizt werden. Bis zum Ende der Aufzucht kann die Temperatur dann langsam auf 22 °C abgesenkt werden. Verfügt der Stall im Ruhebereich über eine Zonenbeheizung mit Abdeckung, genügt es, wenn die hohen Temperaturen nur dort erreicht werden.

Im Aufzuchtstall erhalten die Ferkel einige Tage das gleiche Futter, das sie auch in den letzten Säugetagen bekommen haben. Das Absetzfutter sollte hochverdauliche Komponenten wie Milchprotein und Laktose sowie Haferflocken enthalten. Auch gute Rohfaser- und Säurequellen gehören dazu, um die Verdauung zu stabilisieren.

Den Darm stabilisieren

Geeignete Futterzusätze können während der Futterumstellung zur Darmstabilisierung beitragen. Probiotika enthalten lebende Mikroorganismen wie Milchsäurebakterien oder Hefen. Sie verdrängen krankmachende Keime und können daher einen positiven Einfluss auf die Zusammensetzung der Darmflora haben. Präbiotika können die Wirkung unterstützen. Denn sie dienen den „guten“ Darmbakterien, wie z.B. Laktobazillen, als Futtergrundlage.

Mittlerweile bietet die Futtermittelindustrie eine ganze Palette von Zusatzstoffen und Ergänzungsfuttermitteln für die kritische Zeit nach dem Absetzen an. Sie enthalten neben Elektrolyten, Aminosäuren und Pflanzenextrakten unter anderem auch Vitamine, Zinkoxid in niedriger Dosierung und Gesteinsmehle wie Bentonite.

Darüber hinaus kann die Zugabe von organischen oder gekapselten Säuren zu Beginn der Aufzuchtperiode die noch geringe Salzsäurebildung des Ferkelmagens kompensieren und so den pH-Wert senken. Das ermöglicht eine bessere Eiweißverdauung und schützt den Magen-Darm-Trakt vor Keimen, die oral aufgenommen werden.

Insbesondere bei der Ödemkrankheit spielt neben diätetischen Maßnahmen die Tränkewasserhygiene eine wichtige Rolle. Vor dem Aufstallen lässt man deshalb mithilfe von Wäscheklammern das Standwasser aus allen Leitungen ablaufen. Eine Desinfektion des Tränkewassers oder Säurezusätze bieten bei Bedarf zusätzliche Sicherheit. Sinnvoll ist es auch, in den ersten Tagen zusätzliche Schalen mit frischem Wasser in den Aufzuchtbuchten aufzustellen.

Vorbeugende Impfungen

Neben den beschriebenen Prophylaxe- und Managementmaßnahmen kann bei entsprechendem Erregernachweis eine Impfung gegen Absetzdurchfall oder gegen die Ödemkrankheit sinnvoll sein. Hierfür werden verschiedene Impfstoffe angeboten (siehe Übersicht).

Gegen Absetzdurchfall mit einem Nachweis von F4- und/oder F18-positiven E. coli-Bakterien stehen zwei Lebendimpfstoffe zur aktiven Immunisierung der Ferkel zur Verfügung, die oral per Drenchpistole oder über das Tränkewasser verabreicht werden können.

Für die Impfung gegen die Ödemkrankheit werden zwei Vakzine angeboten, die bereits in der 1. Lebenswoche intramuskulär injiziert werden. Der Impfstoff regt die Bildung von Antikörpern an, die das von den Colis produzierte Shigatoxin neutralisieren und so klinische Symptome verhindern.

Warum werden hohe Zinkdosen verboten?Als Spurenelement wird Zink vom ­gesunden Organismus nur in kleinen Mengen benötigt. Zu hohe Zinkgaben werden von den Schweinen nicht verstoffwechselt, sondern ausgeschieden und landen über die Gülle im Boden. Dort reichert sich das Schwermetall an, da es weder chemisch noch mikrobiell abgebaut werden kann. Durch sogenannte Koselektion kann Zink zudem die Bildung von Antibiotikaresistenzen fördern. Bakterien, die über Abwehrmechanismen gegen Zink verfügen, können diese auch ­gegen ­Antibiotika einsetzen. Im Boden ­angereichertes Zink kann auf diese Weise die Selektion resistenter Bak­terien be­günstigen.

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