Mit einem Bestand von knapp 73 Mio. Schweinen sind die USA nach China der zweitgrößte Schweinehalter der Welt. Dementsprechend groß ist aber auch die Angst vor den Folgen, die eine Einschleppung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) für diesen wichtigen Teil des Agrarsektors hätte. Der Wirtschaftswissenschaftler Dr. Dermot Hayes von der Iowa State University hat diese Fragestellung in einer aktuellen Studie aufgegriffen und das Ergebnis ist eindeutig. Sollte die Tierseuche den US-Bestand treffen, drohen schwere wirtschaftliche Verluste und ein massiver Strukturbruch in der Schweineproduktion.
Milliardenschaden durch Exportverbote
Denn ähnlich wie es vor wenigen Jahren den deutschen Schweinefleischvermarktern erging, würden nach der offiziellen Ausbruchmeldung viele wichtige Exportmärkte durch Einfuhrverbote komplett wegbrechen. „Gewisse Teilstücke bzw. Nebenprodukte, wie z. B. Ohren und Schwänze, werden bei uns nicht nachgefragt. Wenn wir diese Produkte nicht mehr über den Export vermarkten können, verliert jeder Schlachtkörper ungefähr 10 $ an Wert“, erklärt Dr. Hayes. Weil die US-Bürger eher die fetteren Fleischartikel bevorzugen, würde es zudem Probleme beim Absatz des hochpreisigen Muskelfleisches geben. So würde man vor der großen Herausforderung stehen, dass man die Verbraucher dazu bringen müsste, rund 25 % mehr Muskelfleisch zu essen. „Auf dem Höhepunkt der Marktkrise würde sich der Wert eines Schlachtschweines halbieren. Auf ein Jahr gesehen würde unsere Schweinebranche etwa 8 Mrd. $ verlieren“, so der Marktexperte.
Regionalisierung gefordert
Sollte sich die Vermarktungssituation im Export dann nicht bessern, drohen massive Struktureinbrüche. „Wir hätten eine Schweineproduktion, die 30 % größer wäre, als sie sein müsste. Also würden wir damit beginnen, Schweinebetriebe, Tierkliniken und Schlachthöfe zu schließen. Die wirtschaftlichen Auswirkungen auf die US-Wirtschaft wären enorm – in der Größenordnung von 60.000 verlorenen Arbeitsplätzen“, schätzt Dr. Hayes.
Deswegen appelliert er zwar an die Branche, durch die weitere Optimierung der Biosicherheitsmaßnahmen einen Ausbruch möglichst zu verhindern. Gleichzeitig sollte man sich jedoch auch auf den Worst-Case vorbereiten. So empfiehlt Dr. Hayes den Aufbau staatlicher Hilfsprogramme und Versicherungsangebote, um die wirtschaftlichen Einbußen abzupuffern. Und der Marktanalyst fordert den Abschluss von Regionalisierungsabkommen mit wichtigen Absatzländern. Denn aktuell drohen im Seuchenfall generelle Exportverbote, auch wenn die ASP nur in einem Bundesstaat des riesigen Landes nachgewiesen wurde.