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Antibiotikaresistenzen

Reserveantibiotika: EU-Parlament gegen weitere Verschärfungen

Die EU-Parlamentarier haben den Entschließungsantrag der Grünen, der die Kriterien für Reserveantibiotika deutlich verschärft hätte, gestern mehrheitlich abgelehnt.

Lesezeit: 3 Minuten

Aufatmen bei Tierärzten und Tierhaltern: In seiner gestrigen Sitzung (15.09.21) hat das EU-Parlament in Straßburg darüber abgestimmt, welche Kriterien antimikrobielle Wirkstoffklassen künftig erfüllen müssen, um ausschließlich für die Behandlung von Menschen reserviert und für den Einsatz bei Tieren verboten zu werden. Dabei stimmten 70 % der EU-Parlamentarier der delegierten Verordnung der EU-Kommission (DEA 2021/2718) zu. Der Entschließungsantrag des Grünen-Parlamentariers Martin Häusling, mit dem der Kommissionvorschlag auf den letzten Metern zu Fall gebracht werden sollte, wurde mehrheitlich abgelehnt.

„Entscheidung Zum Wohl der Tiere und des Tierschutzes“

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„Ein sehr deutliches Ergebnis zum Wohle der Tiere und des Tierschutzes“, kommentierte der Präsident des Bundeverbandes Praktizierender Tierärzte (bpt), Dr. Siegfried Moder heute in einer Pressekonferenz das Abstimmungsergebnis. Dadurch könne die neue EU-Tierarzneimittelverordnung zeitnah umgesetzt und der Einsatz von Antibiotika in der EU weiter effektiv reduziert werden. Die EU werde dadurch weltweit eine Vorreiterrolle bei der Bekämpfung antimikrobieller Resistenzen einnehmen, so Moder.

In den letzten vier Wochen war es zu einem harten Schlagabtausch zwischen der Tierärzteschaft und dem Grünen-Abgeordneten Martin Häusling gekommen. Während die Tierärzteschaft den Vorschlag der EU-Kommission zur Definition von Reserveantibiotika unterstützt, weil er auf wissenschaftlichen Auswertungen der europäischen Arzneimittelbhörde beruht und in Abstimmung mit der Welttiergesundheitsorganisation (OIE) sowie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erfolgte, forderten einige EU-Parlamentarier dagegen noch strengere Vorgaben für Reserveantibiotika.

Therapienotstand hätte gedroht

Das Problem: Die verschärften Vorgaben, die von den Grünen gefordert werden, führen nach Ansicht der Tierärzteschaft zum Wegfall fast der Hälfte aller derzeit noch für die Behandlung von Tieren zugelassenen Antibiotika. Das hätte bei vielen Tierarten - auch bei Hund, Katze und Pferd – womöglich einen Therapienotstand zur Folge, warnten Tierärzte und Tierschutzorganisationen im Vorfeld der gestrigen Abstimmung. Der Grünen-Abgeordnete Häusling hingegen warf den Tierärzten Panikmache vor. Ihnen gehen es vor allem darum, mit dem Verkauf von Antibiotika in der Geflügel- und Schweinehaltung weiter Kasse zu machen.

Auch die Humanmedizin muss was tun

„Der jetzt mehrheitlich verabschiedete Kommissionsvorschlag ermöglicht es uns, kranke Tiere weiterhin angemessen zu behandeln und den Antibiotikaverbrauch trotzdem wirkungsvoll zu reduzieren“, so Dr. Moder. Schade sei allerdings, dass ein von der Europäischen Volkspartei (EVP) eingebrachter Änderungsantrag keine Mehrheit fand, der darauf abzielte, auch den Einsatz von Reserveantibiotika in der Humanmedizin stärker zu regulieren. Denn der Kampf gegen Antibiotikaresistenzen könne nur dann erfolgreich sein, wenn Human- und Tiermedizin im Sinne des One-Health-Konzeptes gemeinsam daran mitwirken.

„Die Mehrheit der EU-Parlamentarier habe bei der Abstimmung über die Kriterien zur Verwendung von Reserveantibiotika für einen gefährlichen Kompromiss auf Kosten der menschlichen Gesundheit und zugunsten einer unbelehrbaren Agrarlobby entschieden“, kommentierte der agrarpolitische Sprecher der Grünen im EU-Parlament, Martin Häusling, das gestrige Abstimmungsergebnis. Alle Wirkstoffe, die künftig auf der Liste der Reserveantibiotika stehen, seien dann radikal für alle Tiere gesperrt, egal, ob es sich um Nutz- oder Haustiere handele.

Acht zähe Verhandlungsjahre

Häusling hatte sich in seinem Vorschlag deshalb dafür ausgesprochen, in Notfällen Einzelbehandlungen von Tieren mit Reserveantibiotika weiter zu erlauben. So wäre die Behandlung erkrankter Haustiere weiter möglich gewesen. Derartige Einzeltierbehandlungen sieht der Kommissionsvorschlag, der in acht Jahren und zähen Verhandlungen mühsam erarbeitet wurde, aber gar nicht vor. Um diese Einzeltierbehandlungen zu ermöglichen, hätte der gesamte Kommissionsvorschlag neu verhandelt werden müssen, was womöglich viele weitere Verhandlungsjahre zur Folge gehabt hätte - verschenkte Jahre im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen.

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