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Sauen öfter füttern?

Mehr Mahlzeiten erhöhen die Futtereffizienz, sagt Prof. Anja Varmløse Strathe.

Lesezeit: 7 Minuten

Dieses Interview mit Prof. Anja Varmløse Strathe, Uni Kopen­hagen, zum aktuellen Forschungsstand zur Sauenfütterung in Dänemark erschien zuerst im Fachmagazin Schweinezucht und Schweinemast (SUS).

Was sind die wichtigsten Aspekte für die Sauenfütterung der Zukunft?

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Strathe: Wie bereits in der Vergangenheit werden wir uns auch künftig auf die Konditionsentwicklung der Sauen, das Geburts­ge­wicht der Ferkel und die Milchpro­duk­tion fokussieren. Zudem soll die Füt­terung weiterhin dazu beitragen, dass unsere Sauen produktiv, langlebig und gesund sind, verbunden mit Wohlbefinden und Sättigung. Gleichzeitig forschen wir verstärkt daran, wie die Auswirkungen auf Umwelt und Klima verringert werden können. Nachhaltige Sauenfütterung ist das Stichwort.

Woran forschen Sie aktuell?

Strathe: Meine Forschung im Bereich der tragenden Sauen beschäftigt sich damit, wie die Fütterung die Streuung der Geburtsgewichte innerhalb eines Wurfs minimieren und die Geburtsgewichte der leichtesten Ferkel erhöhen kann.

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Was haben Sie herausgefunden?

Strathe: Interessant ist, dass die Streuung innerhalb des Wurfes bereits am 28. Träch­tigkeitstag zu sehen ist. Das zeigt, dass man mit der Fütterung schon sehr früh an­­setzen muss, um gleichmäßigere Ge­­burtsgewichte zu erreichen. In unserem Projekt Feed4Life haben wir deshalb ­verschiedene Fütterungszusätze vom Be­­legen bis zum 50. Tag der Trächtigkeit umgesetzt. Die Ergebnisse waren aber nicht zufriedenstellend.

Wir denken deshalb, dass man bereits die Follikelentwicklung und -reifung be­­trachten muss, um homogenere Würfe zu erreichen. In einem Projekt ergänzten wir das Tragefutter vom Absetzen bis zum Belegen mit einem Glucose-Zusatz. Auf die Ferkelgewichte hatte das keinen Einfluss, allerdings erhöhte sich die Anzahl der geborenen Ferkel. Der Prozess der Follikelreifung lässt sich also durch die Fütterung beeinflussen, weshalb wir hier weiter forschen wollen.

Welche Futterzusätze haben Sie getestet?

Strathe: Im Projekt Feed4Life haben wir B-Vitamine, Methionin, Antioxidantien wie Vitamin C, Bio-Zink und Selen sowie Omega-3-Fettsäuren getestet, z. B. Docosahexaensäure aus Mikroalgenprodukten.

In den Studien mit B-Vitaminen und Methionin fanden wir keinen Einfluss auf Gewicht sowie Größe der Ferkel und der Plazenta. In der Studie mit den Antioxidantien veränderten sich die Blutwerte der Sauen und kleinere Ferkel waren schwerer. Einzig im Versuch mit den Omega-3-Fettsäuren wurden signifikant weniger Ferkel unter 800 g geboren.

Welche neuen Ansätze gibt es hinsichtlich der Fütterungsintervalle?

Strathe: Wir führen derzeit Untersuchungen mit tragenden Sauen durch, die ein-, zwei- oder dreimal täglich gefüttert werden. In regelmäßigen Abständen analysieren wir das Blut der Tiere und bestimmen zum Beispiel den Glucose- und Insulinspiegel und den Gehalt an kurzkettigen Fettsäuren. Daraus wollen wir Rückschlüsse auf das Sättigungsgefühl und das Wohlbefinden ziehen.

Die modernen Sauen sind bereits sehr effizient bei der Nutzung von Nährstoffen. Möglicherweise könnten sie noch effizienter sein, wenn man die tägliche Futtermenge auf mehrere Rationen verteilt.

Nach dem Absetzen sind viele Sauen ­abgesäugt. Was kann man hier tun?

Strathe: Zunächst sollte man bestmöglich verhindern, dass die Sau während der Säugezeit übermäßig viel Körpereiweiß mobilisieren muss. Dafür hält man – auch in Zeiten von teurem Futter – die Fütterungsempfehlungen unbedingt ein, besonders hinsichtlich Protein und Aminosäuren.

Zudem ist es wichtig, die Kondition der Sauen bei der Belegung und auch regelmäßig in der Trächtigkeit zu beurteilen und danach die Futterkurven einzustellen. Ganz essenziell ist das auch bei den Erstlingssauen, die in der ersten Trächtigkeit noch deutlich wachsen. Insgesamt sind das alles keine neuen Erkenntnisse. Entscheidend ist aber, sie auch routinemäßig durchzuführen.

Welche Inhaltsstoffe sind im Tragefutter jetzt und künftig unverzichtbar?

Strathe: Ich denke, dass Antioxidantien, beispielsweise Zink, Selen und Vitamin C, sowie entzündungshemmende Diäten z. B. mit Omega-3-Fettsäuren wichtiger werden. Dafür brauchen wir aber mehr Wissen darüber, wie sich „unsichtbare“ Bedingungen wie oxidativer Stress und Entzündungen langfristig auf die Gesundheit und Produktivität der Sauen auswirken. Bislang betrachten die meisten Studien dazu nur einen Fortpflanzungszyklus oder nur die Trächtigkeit oder Laktation. Das muss sich ändern.

Darüber hinaus dürften Ballaststoffe bedeutsamer werden, um die Sauen zu sättigen und in einem guten Konditionszustand zu halten. Eine gute Rohfaser­versorgung schützt die Sauen zudem vor einem niedrigen Blutzuckerspiegel während der Abferkelung, sodass lange und kräftezehrende Geburten und tot geborene Ferkel vermieden werden können.

Wie nutzen die Sauen die Ballaststoffe?

Strathe: Im Dickdarm können die Sauen die Ballaststoffe fermentieren und daraus kurzkettige Fettsäuren bilden. Diese Fähigkeit könnte auch dazu beitragen, künftig mehr regional produzierte Faserkomponenten zu verfüttern.

Insgesamt wollen wir erreichen, dass mehr lokal erzeugte Futtermittel oder Nebenprodukte aus der Lebensmittel­industrie als Ersatz für importierte Futtermittel zum Einsatz kommen. Auch das ist Gegenstand unserer Forschungen.

Viele Fütterungsempfehlungen sind ­veraltet. Wie sehen Sie das?

Strathe: In den letzten zehn Jahren wurde viel geforscht, um die Protein- und Aminosäureempfehlungen für laktierende Sauen zu aktualisieren. Für viele andere Mi­­kronährstoffe wie Vitamine, Spurenelemente, Mineralstoffe und einige Fett­säuren basieren die Empfehlungen jedoch auf alten Studien und/oder sehr wenigen Daten.

Manche Richtwerte können mithilfe einer gründlichen Literaturrecherche neuer Forschungsergebnisse aktualisiert werden. Für andere wiederum brauchen wir dringend neue Untersuchungen.

Wofür sind Mikronährstoffe wichtig?

Strathe: Mikronährstoffe sind wichtig für die ­Produktivität, Fortpflanzung und Ge­­sundheit der Sauen. So kann man beispielsweise die Futtereffizienz durch den Einsatz von L-Carnitin oder Guanidin­­essigsäure verbessern. Und Betain kann den Sauen helfen, besser mit Hitzestress umzugehen.

In einer aktuellen Studie haben wir herausgefunden, dass Sauen mit niedrigen Blutspiegeln der Hormone T3 und T4 weniger Milch produzierten, was sich negativ auf Ferkelwachstum und -verluste ausgewirkt hat. Die beiden Hormone werden von der Versorgung mit Jod und Selen beeinflusst.

Können die Sauen Mikronährstoffe über die Milch an die Ferkel weitergeben?

Strathe: Mit dieser Fragestellung haben wir uns in einer Pilotstudie intensiv beschäftigt. Dabei fanden wir heraus, dass niedrige Zinkspiegel in der Milch mit einer geringeren Ferkelüberlebensrate verbunden waren.

Weiter haben wir untersucht, ob eine Fütterung mit verschiedenen Arten von organischen Spurenelementen wie Zink, Kupfer und Mangan den Gehalt dieser Mineralien in der Milch erhöhen würde. Die vorläufigen Ergebnisse zeigen, dass die Konzentration der Mineralstoffe in Kolostrum und Milch nicht beeinflusst wird. Allerdings hatten die Sauen, die Spurenelemente bekommen haben, die an Aminosäuren gebunden waren, eine etwas höhere Milchleistung als die Sauen, deren Spurenelemente an Glyzin gebunden waren.

Bei den laktierenden Sauen plädieren Sie für eine Zweikomponentenfütterung. Was bedeutet das?

Strathe: Ein Zwei-Komponenten-Fütterungssystem besteht aus zwei Rationen, eine für den Erhaltungsbedarf der Sau und eine für die Milchproduktion. Das „Milch-Futter“ wird in Abhängigkeit von Anzahl und Gewicht der Ferkel gefüttert. Das wäre also eine sehr klima- und umweltfreundliche Art der Fütterung.

Dafür erforderlich ist natürlich, wö­­chentlich das Sauen- und Wurfgewicht zu erfassen, um das richtige Verhältnis zwischen den beiden Mischungen zu finden. Und man bräuchte zwei Futterstränge im Abferkelstall.

Das klingt aufwendig und teuer.

Strathe: Ja, das ist es. Alternativ plädiere ich für die Phasenfütterung im Abferkelstall. Auch damit kann es gelingen, das Futter auf die verschiedenen Stadien der Laktation besser abzustimmen. Das erfordert aber auch, dass mehr Kapazitäten für die Futterlagerung zur Verfügung stehen.

Fazit

- Die Dänen haben neue Studien zur Sauenfütterung durchgeführt.

- Die Fütterung kann helfen, die Streuung der Geburtsgewichte und sehr leichte Ferkel zu reduzieren.

- In einem Versuch mit Omega-3-­Fettsäuren wurden signifikant weniger Ferkel unter 800 g geboren.

- Antioxidantien, beispielsweise Zink, Selen und Vitamin C, können oxidativen Stress reduzieren.

- Ausreichend Rohfaser schützt vor einem niedrigen Blutzuckerspiegel.

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