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Wie TMR-Fütterung bei Sauen funktionieren kann

Die Totale Mischration-Fütterung (TMR) kommt bei Rindern seit Jahrzehnten zum Einsatz. Wie diese Methode auch bei Schweinen funktionieren kann, hat Dr. Werner Hagmüller recherchiert.

Lesezeit: 6 Minuten

Schweine sind Allesfresser, können aber nicht alles gleich gut verdauen. Im Gegensatz zu Rindern verfügen sie über einen deutlich einfacheren Verdauungstrakt und können Raufutter nicht so gut aufschließen. Macht es dennoch Sinn, Schweine mit einer TMR zu versorgen? Einige Betriebe setzen bereits auf dieses Konzept.

Schnell gelesen

TMR-Fütterung ist vor allem im Rinderbereich zu finden. Auch im Wartestall für tragende Sauen funktioniert sie.

Viele Futterkomponenten sind möglich. Eine genaue Rationsberechnung und ständige Kontrolle sind wichtig.

Baulich sollte der Stall an die Fütterungsmethode angepasst sein.

Betriebe, die TMR einsetzen, sind damit sehr zufrieden.

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TMR was ist das?

Bei Rinderbetrieben seit Jahrzehnten fixer Bestandteil eines Fütterungskonzeptes ist TMR bei Schweinen ungewöhnlich. Eine Totale Mischration (engl. total mixed ration) setzt sich zum Ziel, in jedem Bissen eine völlig ausgewogene Nährstoffverteilung bereitzustellen.

Durch das Mischen von Kraftfutter- und Grundfutterkomponenten wird ein Selektieren von besonders schmackhaften Rationsbestandteilen verhindert. Voraussetzung für eine gute Futteraufnahme ist natürlich der Einsatz von hygienisch einwandfreien und qualita­tiv hochwertigen Einzelkomponenten. TMR dient also keinesfalls zum Verwerten minderwertiger Futtermittel.

Schweine besitzen einen einhöhligen Magen. In diesem erfolgt ein großer Teil der chemischen Verdauung mithilfe von Salzsäure. Im anschließenden Dünndarm wird enzymatisch verdaut, d. h., der voraufgeschlossene Futterbrei wird durch spezifische Enzyme noch weiter zerlegt. Im Dickdarm können Bakterien Raufutterbestandteile (Fasern) zu flüchtigen Fettsäuren abbauen und so zur Energieversorgung des Tieres beitragen.

Kraftfutter ist nötig

Schweine sind auf die Zufuhr hochkonzentrierter Nahrung in Form von Kraftfutter angewiesen. Im Gegensatz zu Rindern, die durch die mikrobielle Verdauung in den Vormägen das Protein in grünen Pflanzen sehr effizient in Milch und Fleisch umsetzen können, trägt die Raufutterverdauung beim Schwein nur in bescheidenem Umfang und hauptsächlich zur Energielieferung bei.

Dabei können – je nach Faserbestandteilen – 10 bis 25 % des Energiebedarfes durch die Dickdarmverdauung gedeckt werden. Das gilt leider nicht für die Eiweißverdauung. Auch wenn Eiweißbestandteile aus dem Futter im Dickdarm durch Bakterien zerlegt werden können, werden diese kaum mehr über die Dickdarmschleimhaut aufgenommen.

Kann Raufutter Kraftfutter ersetzen?

Raufutter dient also beim Schwein in erster Linie zur Sättigung und Beschäftigung und nur in sehr geringem Ausmaß zur Nährstoffversorgung. Deshalb ist es nicht möglich, säugende Sauen ohne Kraftfutter bedarfsgerecht zu ernähren.

Der Mangel an verdaulichem Protein würde bei Zuchtsauen langfristig zu negativen Erscheinungen wie geringer Fruchtbarkeit, kleineren Würfen, stärkerem Absäugen und verkürzter Nutzungsdauer führen. Ein wenig anders verhält es sich im Tragendbereich. Dort ist der Nährstoffbedarf relativ gering und so könnte eine gemeinsame Vorlage von Grund- und Kraftfutter sowohl eine physiologische Nährstoffversorgung als auch eine mechanische Sättigung sicherstellen. Werden die pro Tag benötigten 35 MJ/UE rein über Kraftfutter verabreicht, reicht die Menge von ca. 2,5 kg Kraftfutter nicht aus, um die Tiere auch mechanisch zu sättigen. Unruhe, Langeweile, Verhaltensauffälligkeiten und dergleichen sind oft die Folge.

Voraussetzungen für TMR

Damit die voluminöse Gesamtration verfüttert werden kann, ist eine ausreichend große Fläche zur Futtervorlage nötig. Herkömmliche Fütterungstechnik wie Volumendosierer oder Futterketten eignen sich nicht für TMR. Manche Warteställe wurden in der Vergangenheit bereits so gebaut, dass sie mit Traktor und Futtermischwagen befahrbar sind. Vor allem in Biobetrieben spielt das Thema Grundfutter schon immer eine Rolle und teilweise wurden die baulichen Voraussetzungen dafür geschaffen. In solchen Ställen lässt sich die TMR über den Trog vorlegen, ein mehrmaliges Nachschieben am Tag ist nötig.

In Österreich werden konventionelle Warteställe traditionell als Warmställe gebaut. Dabei wären die Anforderungen an die Umgebungstemperatur bei tragenden Sauen relativ niedrig. Optimaltemperaturen liegen (je nach Quelle) zwischen 12 und 18° C. Das würde für eine Haltung in Kaltställen sprechen, wird aber in Österreich kaum umgesetzt. Eine aufgelöste Bauweise mit dem Liegebereich in Kistenform wird bei Biobetrieben häufiger gebaut. Hier ließe sich bei den Baukosten noch Potenzial heben.

TMR – was kann verwendet werden

Grundsätzlich lassen sich in einer TMR für Schweine unterschiedlichste Komponenten kombinieren. Voraussetzung ist nur, dass sich die Rationsbestandteile mischen lassen und von einwandfreier Qualität sind. Raufutter (Heu, Silage, Luzernepellets…) lässt sich genauso mischen wie Nebenprodukte aus der Tofu-, Joghurt- oder Käseproduktion, erhitzte Kartoffeln, Biertreber oder Ähnliches. Flüssige Komponenten wie Molke, Magermilch, Schlempe sind nur bedingt geeignet.

Vorteile einer TMR-Fütterung

Aufgrund des niedrigen Energie- und Eiweißgehaltes einer TMR können Sauen damit ad libitum versorgt werden. Somit kommt diese Form der Fütterung dem natürlichen Futteraufnahmeverhalten recht nahe – Schweine verbringen etwa 70 % der Tagesaktivität mit Futtersuche. Ob TMR in Raufen, in einem Trog oder nur auf den sauberen Stallboden vorgelegt wird ist zweitrangig. Idealerweise gelangen alle Schweine einer Gruppe gleichzeitig zum Futter, sodass die Tiere synchron fressen können. Bei Ad-libitum-Fütterung ist aber auch eine Begrenzung der Fressplätze durch Raufen denkbar.

Herausforderungen einer TMR-Fütterung

Die Verfütterung von TMR setzt einen (stationären oder mobilen) Futtermischwagen voraus. Die Herstellung von Mischungen für mehrere Tage im Voraus ist vor allem im Sommer nicht zu empfehlen, da das Futter rasch verdirbt. Denkbar wäre eine Herstellung einer Vorrats-TMR, dazu gibt es aber kaum Erfahrungen für Schweine.

Werden Sauen trotz richtiger Rationsberechnung zu fett, muss rasch reagiert werden, um nachteilige Auswirkungen auf die Abferkelung zu vermeiden. Der Mineralstoffgehalt der Gesamtration muss im Blick behalten werden. Gerade bei Luzerne kann sich der hohe Calcium-Gehalt negativ auf das Geburtsgeschehen auswirken (Wehenschwäche). Rotklee wiederum enthält Phytoöstrogene, die die Fruchtbarkeit negativ beeinflussen können.

Fazit

Die Idee, Sauen mittels TMR satt zu füttern steckt noch in den Kinderschuhen. Einzelbetriebe wie Familie Ruckli aus der Schweiz ( rucklijuniors.ch ) oder Familie Prober aus dem Bezirk Neunkirchen zeigen sich sehr zufrieden mit dieser Fütterungsform. Wenn die baulichen Voraussetzungen wie ein befahrbarer Futtergang, Einstreuroboter oder Auslauf mit Raufen gegeben sind, lässt sich eine Fütterung mittels TMR für tragende Sauen umsetzen. Der Kontakt mit Fütterungsberatern zur Berechnung der Ration sollte dabei selbstverständlich sein.

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