Kürzlich hat bereits der chinesische Smartphone-Hersteller Huawei mitgeteilt, neue Geschäftsfelder in der Schweinehaltung erschießen zu wollen. Der Konzern kündigte unter anderem an, mittels Künstlicher Intelligenz (KI) an Technologien zur Gesichtserkennung beim Schwein zu arbeiten (top agrar berichtete). Doch auch in Deutschland wird der Einsatz der Technologie in der Forschung vorangetrieben. Die Operationelle Gruppe (OG) „SmartTail“ entwickelt derzeit mit Mitteln aus der Fördermaßnahme Europäische Innovationspartnerschaft „Produktivität und Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft“ (EIP-Agri) in Niedersachsen eine Früherkennung von Schwanzbeißen in der Schweinehaltung mit Hilfe von KI. Die OG besteht aus einem landwirtschaftlichen Betrieb, einer Hochschule und einem Handwerksunternehmen. Im Projekt kommt Sensortechnik zum Einsatz, die den Landwirt als automatisiertes Werkzeug bei der Haltung von Schweinen mit unkupierten Schwänzen unterstützen soll.
Neues Etappenziel bei automatischer Tiererkennung
Dazu hat eine operationelle Gruppe, bestehend aus Landwirten, Wissenschaftlern und Wirtschaftsunternehmern, auf einem landwirtschaftlichen Betrieb im niedersächsischen Landkreis Cloppenburg Schweinebuchten mit Kameras ausgestattet, die Videos von den Tieren aufzeichnen. Diese Videos werden danach von einem sogenannten Deep-Learning-Server ausgewertet. Das ermöglicht eine permanente Kontrolle der Tiere und eine Auswertung des Tierverhaltens nach eindeutigen Kriterien.
Die Wissenschaftler berichten nun von neuen Erfolgen bei der eindeutigen Erkennung der Tiere durch die Sensortechnik. Das KI-Modell könne jetzt gezielt Körper, Köpfe und Schwänze der Tiere in vielen Situationen erfassen, teilten die Forscher auf der Internetseite des Projektes mit. Aus diesen Daten könne das System berechnen, in welchem Winkel die Tiere zueinander stehen und so ermitteln, ob ein erhöhtes Risiko für Schwanzbeißen besteht.
App schlägt Alarm
Ziel des Forschungsprojektes ist die Entwicklung einer Alarmierungs-App für das Smartphone, die den Landwirt frühzeitig über verändertes Verhalten der Schweine informieren soll. So kann der Tierhalter Schwanzbeißen frühzeitiger erkennen und gezielt mit Maßnahmen gegensteuern. Dazu entwickeln die Forscher derzeit Indikatoren für die Ursache von Schwanzbeißen in Abhängigkeit von der Umwelt, wie z.B. die Umgebungstemperatur, die Mastwoche oder eine Futterumstellung. Diese soll die App nutzen und bei ersten Anzeichen von Verhaltensstörungen der Schweine sofort Alarm schlagen. Langfristig soll das KI-Modell so Schweinhaltern bei der Umsetzung des Kupierverzichts helfen. Das Projekt läuft noch bis Mitte 2022.