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Anhörung

Thüringer Schweinehalter schlagen Alarm wegen Betriebsaufgaben

Thüringens Bauern fehlen gerade 20 € pro Mastschwein. Ohne Unterstützung kommt bald nur noch die Hälfte des in Thüringer konsumierten Schweinefleischs aus heimischen Ställen.

Lesezeit: 4 Minuten

Bei der Anhörung zur Situation der schweinehaltenden Betriebe in Thüringen am Donnerstag vor dem Ausschuss für Infrastruktur, Landwirtschaft und Forsten des Thüringer Landtags haben die Interessengemeinschaft der Schweinehalter in Thüringen (IGS) und der Thüringer Bauernverband auf die schwierige Lage vieler Schweinehalter in Thüringen aufmerksam gemacht.

Durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie und die Afrikanische Schweinepest kämpfen diese derzeit mit niedrigen Erzeugerpreisen für Schlachtschweine, fehlenden Schlachtkapazitäten und Absatzproblemen. Die finanziellen Folgen seien für viele Betriebe existenzbedrohend, so Dr. Britta Becke, Vorstandsmitglied der IGS: „Wir stehen mit dem Rücken zur Wand. Derzeit fehlen rund 20 € pro Mastschwein, um alle Kosten zu decken. Bei einer Erzeugung von 17.000 Mastschweinen pro Woche bedeutet das ein Minus von 340.000 € für die Thüringer Betriebe. Und das jede Woche. Ähnliche Defizite hatten über Monate auch die Ferkelerzeuger.“

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Hinzu kommen steigende Tierwohlanforderungen und deren Umsetzung. „Wir hoffen auf politische Signale, dass Schweinehaltung in Thüringen eine Zukunft hat“, so Dr. Lars Fliege, Vizepräsident des TBV und selbst Schweinehalter im Weimarer Land. Es brauche, so Fliege, eine langfristige und verlässliche finanzielle Unterstützung der schweinehaltenden Betriebe in Thüringen.

„Ohne Unterstützung wandert die Schweinehaltung aus Thüringen ab! Bereits heute liegt der Selbstversorgungsgrad nur bei rund 75 %. Werden die notwendigen Umbaumaßnahmen durch die Politik nicht finanziell unterstützt, droht ein Bestandsabbau von knapp 100.000 Tieren. Dann dürften kaum 50 % des im Freistaat verzehrten Schweinefleisches noch aus Thüringen stammen“, so die Prognose Flieges.

Das sind die Forderungen der Bauern

Die IGS und der TBV fordern zur Unterstützung der Thüringer Schweinehalter die Zahlung einer staatlichen Investitionsförderung und einer Tierwohlprämie, die auch bei den Erzeugern ankommt. Die Investitionsförderung soll als einmaliger Zuschuss ausgezahlt werden, die Tierwohlprämie muss hingegen durch langfristige Verträge abgesichert werden.

Zur Unterstützung der Erzeugung und Verarbeitung von Schweinefleisch sollten zudem Möglichkeiten gefördert werden, mehr Schweine in Thüringer zu schlachten. Zurzeit wird nur noch ein Viertel der in Thüringen erzeugten Schweine auch hier geschlachtet. Um dies zu erreichen, muss u.a. ein Landesprogramm für Thüringer Schlachtunternehmen bzw. für landwirtschaftliche Betriebe mit Hofschlachtung aufgelegt werden.

Um die voll- und teilmobile Schlachtung für kleine Schlachtmengen zu fördern, gelte es zudem landeseinheitliche Regelungen zu treffen, damit nicht wie aktuell jeder Landkreis nach eigenem Ermessen über eine Zulassung von mobilen Schlachtanlagen entscheidet.

Auch die regionale Vermarktung kann aktiv unterstützt werden. Die Landesregierung sollte öffentliche Einrichtungen (Schulen, Kindergärten, Kantinen etc.) dazu verpflichten, regional erzeugte Lebensmittel für die Zubereitung ihrer Mahlzeiten zu verwenden. Als erster Schritt sollte sich die Landesregierung darauf festlegen, dass 60 % der Lebensmittel in der Außer-Haus-Verpflegung bis 2025 in öffentlichen Küchen und Kantinen des Freistaates aus regionaler Erzeugung stammen.

Insgesamt werden heute in Thüringen noch 65.000 Zuchtsauen (TSK, Stichtag 1. März 2021) gehalten – 5.500 Sauen weniger als noch Anfang 2020. Innerhalb eines Jahres hat sich damit der Zuchtsauenbestand der 71 Thüringer Sauenhalter (ab 10 Sauen) um fast acht Prozent reduziert. In den zurückliegenden acht Jahren haben bereits 42 Betriebe ihre Sauenhaltung vollständig aufgegeben. Einige Betriebe haben ihren Sauenbestand erheblich abgebaut (um 25 bis 70 %).



Bei den Mastschweinen ist der Bestandsrückgang nicht so extrem ausgeprägt wie bei Sauen, doch in einigen Fällen wurde der Bestand deutlich zurückgefahren. Insgesamt werden heute in Thüringen noch rund 700.000 Schweine gehalten

Schlachtungen rückläufig

2007 wurden in Thüringen noch mehr als 1,7 Mio. Schweine jährlich von sieben Schlachtunternehmen geschlachtet. Inzwischen sind es noch drei Unternehmen, die mehr als 200 Tiere je Woche schlachten. Dies erfolgt allerdings auf einem niedrigen Niveau: 238.000 Schweine wurden im Jahr 2020 noch gewerblich geschlachtet, d.h. nur noch ein gutes Achtel gegenüber 2007.

Über 75 % der in Thüringen erzeugten Schweine werden außerhalb des Freistaates geschlachtet. Nachdem ein Schlachthof in Weimar geschlossen hatte, stellte der Schlachthof in Altenburg (Vion) Anfang 2020 seine Schweineschlachtungen ein. In Altenburg wurden 15.000 Schweine pro Woche geschlachtet, davon 3.000 in Lohnschlachtung für Direktvermarkter und das regionale Fleischerhandwerk. Dadurch verloren insbesondere Schweinemäster in Ostthüringen regionale Vermarktungsmöglichkeiten.

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