Wie nach dem 1. Januar 2019 in Deutschland männliche Ferkel kastriert werden, ist weiter völlig offen. Bislang hat sich kein Verfahren in der Praxis durchsetzen können. Mit Blick auf den für Ende dieses Jahres vorgesehenen Ausstieg aus der betäubungslosen Ferkelkastration warb der Präsident des Bundesverbandes Praktizierender Tierärzte (bpt), Dr. Siegfried Moder, dafür, alle alternative Verfahren zunächst weiter offen zu halten. Dazu zähle auch der sogenannte umstrittene „Vierte Weg“ mit Lokalanästhesie. Der Tierarzt erinnerte an die vom Bundeslandwirtschaftsministerium in Auftrag gegebene Studien zur Lokalanästhesie sowie zum Einsatz und Wirkung des Narkosemittels Isofluran, deren Ergebnisse man erst einmal abwarten solle.
Kritik gab es vom Tierärzte-Verbandschef für den vorliegenden Entwurf der Tierärztlichen Hausapothekenverordnung. In Berlin wies Moder nochmals auf die seiner Ansicht nach „klaren Mängel“ des Entwurfes hin, der vergangene Woche im Gesundheits- und im Agrarausschuss des Bundesrates beraten wurde. So sieht der bpt-Präsident rechtliche Schwächen, beispielsweise bei den geplanten Vorgaben für ein Antibiotikaprogramm, die zu „nicht akzeptabler Rechtsunsicherheit“ für die Tierärzte führten. Vor allem aber habe sich die Verordnung nach mehr als drei Jahren Diskussion „schlichtweg überholt“, sagte Moder. Erst recht, wenn man bedenke, dass Ende dieses Jahres das neue EU-Tierarzneimittelrecht verabschiedet werden solle und dann erneut einige Punkte in der Tierärztlichen Hausapothekenverordnung zu ändern wären.
Als Alternative schlägt der bpt-Präsident vor, den Gesetzgebungsprozess zu stoppen und im Jahr 2019 eine neue Verordnung „aus einem Guss“ zu schaffen, in der auch die geänderten EU-Bestimmungen berücksichtigt werden könnten. Ebenso könnten dabei die Ergebnisse der für 2019 vorgesehenen Evaluierung der 16. Arzneimittelgesetz-Novelle Eingang finden.
Moder kritisierte auch, dass das Bundeslandwirtschaftsministerium nicht bereit gewesen sei, die „vielfach vorgetragenen Bedenken“ zu berücksichtigen. Sollte die Verordnung dennoch verabschiedet werden, fürchtet der bpt-Präsident höhere Kosten für die Landwirtschaft und die Tierhalter sowie mehr Rechtsunsicherheit und mehr Bürokratie für die Tierärzte.
Kritisch sieht Moder aber auch die geplante Neuregelung des EU-Tierarzneimittelrechtes. Vor allem besorgt ihn die mögliche Freigabe des Internethandels mit Tierarzneimitteln. Dann wäre der Arzneimittelverkehr in Deutschland nicht mehr kontrollierbar.