Elf Tier- und Umweltschutzorganisationen protestieren am Dienstag gegen die Erweiterung eines Schweinestalls auf Fehmarn – sie sprechen von einer „Schweinefabrik“. Zeitgleich findet die behördliche Erörterung der insgesamt 35 eingegangenen Einwendungen gegen das Vorhaben statt.
Die Erweiterung der Sauen- und Mastplätze in dieser Anlage würde zum Fortbestand veralteter Haltungsformen mit Spaltenboden und “Ferkelschutzkorb” beitragen, anstatt den dringend notwendigen Umbau der Tierhaltung einzuleiten, argumentieren die Gegner. Auch das vorgelegte Brandschutzkonzept ist ihrer Ansicht nach unzureichend, um eine Brandkatastrophe wie in Alt Tellin wirksam zu verhindern.
Verstoß gegen die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung
Den Tieren würde laut Bauantrag zum Teil signifikant weniger Platz zu als gesetzlich vorgeschrieben zur Verfügung stehen, behaupten die Kritiker weiter. Nach Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung hätten Jungsauen einen Mindestplatzanspruch von 1,85 Quadratmetern pro Tier. Der Bauantrag sehe aber in verschiedenen Bereichen nur 1,17 bis 1,56 Quadratmeter vor. Ein Ausleben von natürlichen Bedürfnissen sowie die Einteilung der Bucht in Fress-, Liege- und Kotbereich ist so vollkommen ausgeschlossen.
„Der Antrag beinhaltet Verstöße gegen die ohnehin schon niedrigen gesetzlichen Anforderungen, auch das vorliegende Brandschutzkonzept sehen wir kritisch“, sagt Patrick Müller, Hauptstadtreferent bei PROVIEH. Der Verein hat daher eine Einwendung gegen den Bauantrag eingereicht. „Solche Anlagen sollten nicht erweitert, sondern sie müssen zurückgebaut werden und das nicht nur auf Fehmarn, sondern bundesweit!“
„Verhaltensstörungen schon jetzt“
In der Schweineanlage auf Fehmarn würden bereits hunderte Tiere im Kastenstand und im “Ferkelschutzkorb” gehalten, so Müller weiter. In dieser Art der Haltung könnten die Muttersauen ihren grundlegendsten Bedürfnissen nicht nachgehen. “Stattdessen stehen sie wochenlang fixiert in den Metallgitterkäfigen, in denen sie sich nicht umdrehen können. Natürliche Verhaltensweisen wie Wühlen, Sozialkontakt oder Nestbau können die Muttersauen so nicht ausleben. Verhaltensstörungen wie das “Leerkauen”, also das Kauen ohne Material im Maul, oder das “Stangenbeißen” sind die Folge. Diese Haltungsform ist nicht mehr zeitgemäß, muss der Vergangenheit angehören und nicht auf viele weitere Jahre in dieser Anlage zementiert werden“, erklärt der Tierrechtler.