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Westfleisch: „Herkunft der Schlachtschweine bringt bisher kaum Zusatzerlöse“

Das Unternehmen Westfleisch kassiert den freiwilligen 1-Cent-Bonus für Schlachtschweine ab 2022 wieder ein. Gleichzeitig wollen die Westfalen künftig „differenzierter“ auszahlen. Was heißt das genau?

Lesezeit: 6 Minuten

Zu den Änderungen in den Bestschwein-Lieferverträgen hat top agrar den Einkaufsleiter der Westfleisch Heribert Qualbrink befragt.

Herr Qualbrink, Sie wollen ab Januar 1 Cent/ kg SG an ihre Vertragsmäster weniger auszahlen. Warum gerade jetzt, wo die Preise ohnehin im Keller sind?

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Qualbrink: Der Westfleisch Grundpreis ist die Basis der Auszahlung für unsere Vertragspartner und orientiert sich an der Marktsituation. Entsprechend unterliegt dieser Preis auch Anpassungen an die Vermarktungssituation von Schweinen und Schweinefleisch. In weiten Teilen der letzten zwei Jahre lag dieser Grundpreis mit +1 Cent zur VEZG Notierung oberhalb der allgemeinen Preisorientierung. Als Genossenschaft stehen wir für Marktransparenz und bilden diese auch in unseren Preisen ab.

In Ihrer Ankündigung an die Vertragspartner rechtfertigen Sie diesen Schritt damit, dass Sie für Schweine der Initiative Tierwohl (ITW) mit deutscher Geburt 1 Cent mehr zahlen. Wie viel Prozent der Vertragsschweine betrifft das?

Qualbrink: Die Zahlung eines Zuschlags für Schlachtschweine aus ITW-Vertragsbetrieben mit deutscher Geburt erfolgt unabhängig vom Wochenpreis und soll ein klares Signal für Marktorientierung an ITW und die Unterstützung deutscher Ferkelerzeuger sein. Inzwischen haben sich mehr als zwei Drittel unserer Vertragspartner für die Umsetzung von ITW in Ihren Mastbetrieben entschieden. Auch im Vergleich zum übrigen Markt in Nordwestdeutschland haben unsere Landwirte eine überdurchschnittliche Anbindung an Ferkel aus deutscher Herkunft.

Im Vergleich mästen unsere Landwirte überdurchschnittlich viele deutsche Ferkel."

Wie hoch sind die Einsparungen bei den Auszahlungspreisen für Westfleisch durch den Kurswechsel bei den Auszahlungspreisen?

Qualbrink: Gering, da Westfleisch schon seit Langem seine Vertragspartner in der Umsetzung von ITW durch verschiedene Maßnahmen wie Auditorganisation, Beratung oder kostenfreie Betriebschecks unterstützt. Aus diesem Grund haben bereits sehr viele Vertragsbetriebe die Anforderungen von ITW erfüllen können oder werden diese zeitnah erfüllen. Auch hat Westfleisch seit Beginn von ITW 100% aller gelieferten ITW-Schlachtschweine fair mit dem Bonus von 5,28 € bezahlt und uneingeschränkt abgenommen.

Was sagen Ihre Mäster, die ausländische Ferkel einkaufen, dazu? Sie gehen schließlich leer aus. Qualbrink: Bei unseren Mästern spüren wir einen großen Wunsch nach Transparenz und Verlässlichkeit. Letztlich haben gerade auch die deutschen Landwirte und ihre Organisationen ein klares Signal für eine Herkunft „5xD“ eingefordert. Die Reaktion des deutschen Lebensmittelhandels für „5xD“ für Frischfleisch sehen wir daher als Marktchance, wie auch die weiterhin wachsenden Vermarktungsmöglichkeiten für ITW-Verarbeitungsware, ausdrücklich mit und ohne „5D“.

Die Vermarktungskriterien bei Westfleisch werden immer mit Ehrenamt und Beirat abgestimmt."

Sie kündigen gleichzeitig an, künftig differenziert auszuzahlen. Je nach Qualitätsprogramm und Herkunft wollen Sie Preise nach eigenem Ermessen anpassen können. Das klingt etwas nach Willkür und wie der Abschied von der einheitlichen VEZG-Notierung. Heißt das, der Vertragsmäster bei Westfleisch hat künftig keine Notierung mehr, an der er sich orientieren kann?

Qualbrink: Mit der Möglichkeit einer Differenzierung des Westfleisch-Wochenpreises nach Qualitätskriterien schaffen wir die Alternative, differenzierte Preise auch im Vertragssystem abzubilden. Dies ist ausdrücklich eine Möglichkeit für die Zukunft, um unterschiedliche Marktleistungen auch differenziert abbilden zu können. Unsere Vertragspartner verlassen sich hierbei auf unsere Transparenz. Die Festlegung der Vermarktungskriterien bei Westfleisch erfolgt immer in Abstimmung mit Ehrenamt und Beirat, so bleiben gleichzeitig die Marktorientierung und die Interessen der Landwirte gewahrt.

Ist der Schritt weg von der einheitlichen VEZG-Notierung nicht auch gefährlich. Denn das dürfte untereinander Missgunst schüren. Richtig?

Qualbrink: Gerade der Bestschwein-Vertrag sichert den Betrieben, auch untereinander, Verlässlichkeit und Transparenz bei der Abnahme, Preisen und Zuschlägen, wie kein anderes System in der Branche. Es sind doch vor allem intransparente Preise, Zuschläge und Abzüge sowie temporäre Sonderkonditionen, welche die Verlässlichkeit der Preisfindung gefährden

Bei 5xD stehen wir erst am Anfang einer Entwicklung, von der deutsche Landwirte hoffentlich profitieren."

Die deutsche Geburt wird anscheinend zum neuen Standard im deutschen LEH. Welche Mehrerlöse bekommen Sie dafür?

Qualbrink: Auch wenn die Herkunftsbezeichnung aktuell an Bedeutung gewinnt: auf die Wertschöpfung hat sie sich bisher kaum ausgewirkt. Viele Ankündigungen beziehen sich hier auch auf den Verlauf des kommenden Jahres. Hier stehen wir noch ganz am Anfang einer Entwicklung, von der unsere deutsche Landwirtschaft hoffentlich entsprechend profitieren wird.

ITW-Schweine sind aktuell knapp und gesucht. Man hört, der Preisabstand zwischen ITW- und Nicht-ITW-Schweinen ist bei einigen Schlachtunternehmen schon höher als 5,28 €/Schwein. Wie ist die Situation bei Westfleisch?

Qualbrink: Westfleisch zahlt für alle angelieferten ITW-Schweine den vorgeschriebenen ITW-Bonus und hat dies immer uneingeschränkt getan. Zusätzlich erhalten unsere Landwirte für jedes ITW-Schwein zwischen 1,00-1,50 € pro Schwein aus dem LEH-Zuschlag des Handels bzw. in diesem Fall der REWE-Group.

Schweinhalter sorgen sich, dass ITW der neue Standard ist und die Preise für Nicht-ITW immer weiter fallen. Was sagen Sie zu dieser Befürchtung?

Qualbrink: Wir sehen in der Initiative Tierwohl eine große Chance für die deutsche Fleischerzeugung, sich nachhaltig wesentliche Teile des größten nationalen Verbrauchermarktes in Europa zu sichern. Daher sehen wir für unsere Vertragspartner hier vor allem Chancen und weniger Risiken. Westfleisch wird immer versuchen, für ITW-Schweine wie auch Nicht-ITW Schweine die optimale Wertschöpfung zu erzielen.

Zum Hintergrund:

Die Westfleisch SCE hat in einem Schreiben von Ende November Änderungen für die Vertragskunden angekündigt. Das Schreiben enthält u.a. folgende bemerkenswerte Aussagen.:

  • „…Mit +1 Cent zur üblichen VEZG Notierung hatten wir im Frühjahr 2021 hoffnungsvoll auf stabile Märkte gesetzt. Leider stellte sich die Situation völlig anders dar. Darum werden wir den Westfleisch Wochenpreis zum 1. Januar 2022 wieder auf VEZG-Niveau absenken.“
  • „…Gleichzeitig möchten wir ab dem 1. Januar 2022 ein klares Zeichen für die Initiative Tierwohl (ITW) und
  • vor allem für Ferkel aus Deutschland setzen. Für alle ITW-Vertragsschweine mit deutscher Geburt zahlen wir einen Zuschlag von +1 Cent/kg/IXP aus.“
  • „…Wir beobachten eine zunehmende Differenzierung der Märkte für Schweinefleisch, insbesondere in Bezug auf Tierwohlprogramme und Herkunft. Hierauf müssen auch wir zukünftig unser Vertragssystem einstellen. …Der Wochenpreis kann nach unterschiedlichen Merkmalen (z.B. Qualitätsprogrammen, ITW, Herkunft etc.) differenziert und angepasst werden.“
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