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Geschäftsbericht

Bayerns Genossenschaften behaupten sich in schwierigem Umfeld

In seinem Rückblick schaut der GVB auf ein schwieriges Jahr für die bayerischen Genossenschaften. Die hohen Energiekosten machen den Ausblick auf 2022 nicht leichter.

Lesezeit: 6 Minuten

Im Geschäftsjahr 2021 konnten die 992 bayerischen Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften ihre positive Geschäftsentwicklung fortsetzen. Die Umsätze stiegen um 3,6 % auf knapp 13,9 Mrd. €. Allerdings belasteten gestiegene Energie-, Kraftstoff- und Rohstoffpreise die Unternehmen auf breiter Front.

Reges Gründungsgeschehen

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Mehr als 22.000 Menschen boten genossenschaftliche Unternehmen aus 35 Branchen einen sicheren Arbeitsplatz. Im Vergleich zum Jahr davor war dies eine Steigerung um mehr als 500 Mitarbeiter.

Einen positiven Trend zeigt auch das rege genossenschaftliche Gründungsgeschehen. 31 Genossenschaften nahm der GVB im vergangenen Jahr neu als Mitglieder auf, bereichtete Gregor Scheller, Präsident des Genossenschaftsverbands Bayern (GVB). Besonders im Bereich der Nahwärmegenossenschaften wurden 14 neu gegründet. In den ersten drei Monaten dieses Jahres sind bereits 24 Nahwärmegenossenschaften in Bearbeitung

Steigende Strompreise führen zu Umsatzplus bei Energiegenossenschaften

Die 273 Energiegenossenschaften (plus 17) erwirtschafteten 2021 einen Umsatz in Höhe von 371 Mio. €, ein Plus von 9,4 %. Höhere Preise sorgten dafür, dass der Umsatz über alle regenerativen Energieerzeuger – egal ob Wind, Wasser, Solarenergie oder Biogas – deutlich zulegte.

Als Belastung für den Umsatz erwies sich das Wetter des vergangenen Jahres. Durch weniger Sonnenstunden und weniger Wind mussten einige Versorger Strommengen teuer zukaufen, konnten diese Mehrkosten aber nicht an ihre Kunden weitergeben.



Hinzu kam ein weiterer Zubau im Bereich Photovoltaik. Beim Ausbau von PV-Anlagen sieht der GVB allerdings noch einige Hindernisse: Zum Beispiel wird die Verfügbarkeit von geeigneten Flächen zunehmend zum Problem, da Genossenschaften gegenüber anderen Investoren häufig das Nachsehen haben. „Genossenschaften haben den Mitgliedernutzen im Blick und sind daher nicht bereit, jedweden aufgerufenen Preis für Flächen zu zahlen“, betonte Scheller.

Bei der Vergabe staatlicher Flächen setzt sich der GVB daher dafür ein, dass neben dem Preis noch weitere Faktoren bei der Zuteilung ins Zentrum rücken sollten.

Raiffeisen-Warengeschäft gewährleistet Versorgungssicherheit

Auf ein erfolgreiches Jahr blicken die 81 Unternehmen im Raiffeisen-Warengeschäft zurück. Sie steigerten ihre Umsätze um 5,6 % auf 1,3 Mrd. €.



Der Preisanstieg in vielen Produktgruppen, insbesondere beim Getreide, trug zu dem Umsatzplus bei. Sorgen bereiten den Warenhäusern aktuell die möglichen Folgen des Ukraine-Kriegs und dessen Auswirkung auf Lieferketten sowie die steigende Inflation. Dies könnte die Preise sowie die Belastung von Haushalten und Unternehmen weiter erhöhen und zu Kaufzurückhaltung führen. Zudem ist zu befürchten, dass die Versorgungssicherheit mit Energie leiden könnte.

Genossenschaften im Handel, Gewerbe und Handwerk mit Umsatzplus

Bei den gewerblichen Handels- und Handwerksgenossenschaften wirkten sich gestiegene Energie- und Rohstoffpreise sowie die Materialknappheit dämpfend auf die Geschäfte aus. Allerdings konnten die genossenschaftlichen Unternehmen in diesen Sparten ihre Umsätze steigern.

Die 152 gewerblichen Genossenschaften legten beim Umsatz um 3,7 % auf knapp 1,3 Mrd. € zu. Besonders gut gelaufen ist das vergangene Geschäftsjahr für Unternehmen aus dem IT-Dienstleistungssektor. „Drei Gründungen im Bereich Kommunikation IT und Kommunikation belegen, dass Genossenschaften auch in dieser Zukunftsbranche Lösungen anbieten“, erklärte Scheller. Hier wäre noch mehr möglich gewesen, aber Corona-bedingte Unsicherheiten wirkten sich dämpfend auf das Gründungsgeschehen aus.



Die 56 Handelsgenossenschaften steigerten Umsatz um 6,3 % auf 5,6 Mrd. €. Im Bereich Handel liefen vor allem Gesundheits-Dienstleistungen gut. Auf der anderen Seite drückten hohe Kraftstoff- und Energiepreise die Erträge.

Bei Dorf- und Unverpacktläden setzt sich der Gründungstrend fort. Seit 2019 gründeten sich neun neue Läden. Deren Konzept der ökologischen Nachhaltigkeit durch die Vermeidung von Verpackungsmaterialen und in der Regel kurze Transportwege, passt in die Zeit. Die Gastronomie-Branche litt hingegen unter häufigen Personalausfällen aufgrund von an Covid erkrankten Mitarbeitern. Zudem fielen zahlreiche Veranstaltungen aus, was die Umsätze von genossenschaftlichen Großhändlern in diesem Bereich belastete.



46 Handwerksgenossenschaften sind Mitglied beim GVB. Sie erzielten Umsätze in Höhe von 814 Mio. €, 5 % mehr als im Vorjahr. Neben genossenschaftlichen Handwerksbetrieben wie Brauern gehören dazu auch Genossenschaften für Handwerksberufe wie etwa Bäcker, Metzger und Dachdecker, die ihre Beschaffung oder ihren Vertrieb gemeinschaftlich organisiert haben.

Ländliche Genossenschaften mit gemischtem Bild

Die 236 ländlichen Genossenschaften kamen auf einen Umsatz in Höhe von 1,2 Mrd. €, ein Rückgang um knapp 6 %.



Bei den Fleischerzeugern war das Jahr noch von den Auswirkungen von Corona geprägt. Während der Absatz von Rindfleisch solide lief, kam es bei Schweinefleisch zu Einbrüchen.



Positiv können die Trocknungsgenossenschaften auf das vergangene Jahr zurückblicken – vor allem im südlichen Teil des Freistaats. Im Norden spürten sie weiter die Folgen einer anhaltenden Trockenphase – wobei sich auch hier die Lage im vergangenen Jahr etwas entspannte.

Milchgenossenschaften: Höherer Milchpreis aufgrund steigender Nachfrage

104 Milchgenossenschaften steigerten ihre Umsätze um knapp 1 % auf 3,23 Mrd. €. Die Nachfrage nach Milchprodukten entwickelte sich erfreulich, was auch national wie international zu gestiegenen Preisen führte. Infolgedessen stieg der Milcherzeugerpreis. Im bundesweiten Durchschnitt erreichte er 36 Cent, in Bayern waren es 37,2 Cent.



Als kostentreibend erwiesen sich hingegen höhere Preise für Logistik sowie für Verpackungsmaterial, das immer mehr zu einem knappen Gut wird. Gestiegen sind auch die Aufwendungen zur Erfassung und Verarbeitung der Milch, um steigenden Tierwohlstandards zu entsprechen. In der energieintensiven Molkereibranche schlugen gestiegene Energiepreise besonders zu Buche.



Im laufenden Jahr dürfte die Verfügbarkeit von Energie zu einem entscheidenden Kriterium werden. „Ohne eine ausreichende und verlässliche Gasversorgung kann die Milch unter Umständen nicht mehr verarbeitet werden“, mahnte Scheller. Da Milch eine leicht verderbliche Ware ist, müsste sie dann in großem Stil weggekippt werden. „Es ist dringend erforderlich, eine verlässliche Energieversorgung der Molkereien sicherzustellen“, forderte Scheller. Der Umstieg von Gas auf Heizöl ist nicht nur aus Klimaerwägungen keine Option, auch die benötigten großen Mengen stellen die Betriebe vor Probleme.



Durch steigende Tierwohlauflagen wird sich auch in der Milchviehhaltung der Strukturwandel verschärfen. Nach Schätzung des GVB verfügten von den 23.500 bayerischen Milchlieferanten noch etwa 9.500 über ganzjährige Anbindehaltung, die aufgrund von Auflagen des Einzelhandels immer weiter unter Druck gerät. Von diesen Betrieben dürften nur etwa 1.000 offen sein für Investitionen in die Laufstall- oder Kombinationshaltung.



Scheller appellierte an den Lebensmitteleinzelhandel: „Die Händler müssen bereit sein, die zuletzt stark gestiegenen Preise an der Supermarktkasse auch an die Verarbeiter und Erzeuger weiterzugeben. Es darf nicht sein, dass auf der Erzeugerseite die Kosten für Tierhaltung und Energie stark steigen, diese aber auf den höheren Kosten sitzen bleiben, weil der Lebensmitteleinzelhandel Profite aus Preiserhöhungen in die eigene Tasche steckt.“

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