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Claas Cemis 1200: Neuanfang beim Lenksystem

Das neue Cemis 1200 ersetzt das Terminal S10. Damit bleibt Claas seiner Zwei-Terminal-Strategie treu – doch vieles ist anders. Wir arbeiteten mit dem Cemis auf einem Arion 550 beim Säen, Pflanzenschutz und Bodenbearbeitung.

Lesezeit: 11 Minuten

SCHNELL GELESEN
Das Cemis 1200 unterscheidet sich vollständig vom Vorgänger S10. Das Layout gleicht sich den Schlepperterminals an.
Der Funktionsumfang ist zurzeit noch etwas eingeschränkt. Neben den Grundfunktionen gibt es aber auch Besonderheiten, die kein anderer Hersteller bietet.
Claas verbessert das System durchgängig und bringt zweimal im Jahr Updates mit neuen Funktionen.

Das Terminal Cemis 1200 ist nun seit etwa einem Jahr auf dem Markt. Es ersetzt bei Claas die Zwischenlösung mit einem Trimble-Terminal. Zuvor nutzte Claas lange das S10-Terminal. Hier waren einige Bauteile nicht mehr lieferbar. Aber auch die Bedienung war nicht mehr zeitgemäß.

Das möchte Claas nun mit dem selbst entwickelten Cemis 1200 besser machen. Bisher war der Funktionsumfang noch sehr eingeschränkt. Wir konnten im Sommer bereits das Cemis mit einem Vorseriensoftwarestand mit mehr Funktionen bei der Bodenbearbeitung und bei der Aussaat mit einer Isobus-Sämaschine testen. Zurzeit arbeitet Claas am Feinschliff und möchte eine überarbeitete Version im Frühjahr allen Cemis-Besitzern zur Verfügung stellen.

Wie sich das Cemis-Terminal vom Cebis-Terminal unterscheidet

Das neue Cemis 1200 mit 12"-Bilddiagonale sieht äußerlich genauso aus wie das für die Schlepperfunktionen zuständige, bekannte Cebis-Touch-Terminal. Auch die Visualisierung ähnelt der des Cebis, was die Bedienung vereinfacht. Doch die Rechnerleistung hinter dem Cemis ist laut Claas deutlich leistungsfähiger.

Das merkt man leider nicht beim Kaltstart. Während das Cebis 38 Sekunden braucht, um sich bedienen zu lassen, sind es beim Cemis 78 Sekunden. Das wäre noch verkraftbar, wenn nicht auch nach einer kurzen Pause oder nachdem man den Schlepper z.B. mal abgewürgt hat, das Terminal wieder knappe eineinhalb Minuten brauchen würde. Das muss schneller gehen.

Das Cemis visualisiert die Funktionen nun mit Symbolen und im Menü mit zusätzlich nebenstehendem Text. Das hat uns deutlich besser gefallen als beim Vorgänger. Oben und unten gibt es je eine Leiste, in der Schnellzugriffsymbole abgebildet sind. Unten lässt sich beispielsweise der Im- und Export von Daten anwählen, zwischen Isobus-Geräten wechseln, der Auftrag starten und pausieren, ein neuer Auftrag sowie eine A-B-Linie anlegen.

In der oberen Leiste sieht man den GPS-Status. Zudem lässt sich hier der Benutzer wechseln. Im Benutzerprofil wird beispielsweise die Sprache, die Displayhelligkeit, die Lautstärke und das Layout gespeichert.

Deutlich interessanter ist es, wie beim Cebis, zwischen verschiedenen Ansichten zu wechseln. Dabei sind drei Layouts vorkonfiguriert: Lenksystem, Lenksystem groß und Isobus klein, Lenksystem klein und Isobus groß. Zusätzlich kann man sich selbst Ansichten konfigurieren. Das geht gut und schnell unter dem Menüpunkt Arbeitsbereich.

Neben den vorher beschriebenen Feldern kann man zurzeit aber nur ein Feld (zweimal) mit weiteren Maschinendaten und Zählern (z.B. Flächenzähler oder Sensorwerte) auswählen. Die sechs (bzw. zwölf) bevorzugten Sensorwerte muss man dann aus unzähligen Zahlen auswählen. Leider ist die Liste sehr unübersichtlich. Hier sollte Claas die Begriffe besser in Untergruppen ordnen.

In der Kartenansicht lässt sich mit zwei Fingern, wie beim Smartphone, zoomen. Das ist aber nicht sehr feinfühlig. Besser geht das Zoomen mit dem Plus- und Minus-Button. Die Kartenansicht lässt sich von 2D auf 3D ändern, ebenso kann man sich das gesamte Feld anzeigen lassen. Leider ist es jedoch nicht möglich, in einzelne Ecken zu zoomen, um sich die genauen Feldkonturen anzuschauen.

Welche Funktionen das neue Cemis beim Lenksystem bringt – und welche nicht

Die Hauptaufgabe des Cemis 1200 ist die Bedienung des Lenksystems. Einfach nur eine Linie aufzuzeichnen und z.B. den Stoppelsturz zu machen, ist nun deutlich einfacher. Während man beim S10 immer aktiv einen Auftrag auswählen musste, entfällt dies künftig. Im Hintergrund erstellt das Terminal eine Standardaufgabe, auf der z.B. die Bedeckungskarte angelegt wird. Startet man nun einen neuen Auftrag, kann man die aufgenommen Daten speichern oder verwerfen.

In der Kartenansicht sind ringsherum einige Funktionsfelder verteilt. Hier werden z.B. das aktive Feld, die Spurabweichung, Legende einer möglichen Applikationskarte, drei Zähler und die aktuelle Referenzspur angezeigt. Darüber lassen sich auch neue Referenzspuren anlegen.

Über das Hauptmenü ist das leider nicht möglich. Das ist besonders unverständlich, da man die einzelnen Funktionsfelder für eine bessere Übersicht in den kleineren Kartendarstellungen ausblenden kann. Weiß ein Fahrer nicht, wie sich diese wieder einblenden lassen, schafft man es nicht, eine Spur zu erstellen.

Mit dem System sind A-B-Geraden, A-B-Konturen und A+Winkel erstellbar. Zusätzlich lässt sich auch manuell über die Koordinaten eine A-B-Linie manuell eingeben. Doch aufgepasst: Legen Sie die Spuren gewissenhaft an, denn löschen kann man diese in der aktuellen Softwareversion nicht. Da ist Unordnung auf dem Terminal vorprogrammiert. Claas möchte eine Löschfunktion bis Ende 2024 einführen. Gleichzeitiges Fahren auf einer Spurlinie und Aufzeichnung einer neuen Fahrspur war bei unserer Softwareversion leider nicht möglich. Das soll mit dem Update Anfang 2024 aber möglich sein.

Um dann auch mit dem System richtig lenken zu können, muss man den Schlepper mit seiner Antennenposition richtig konfigurieren und das Anbaugerät eingeben. Warum sich das Cemis die Traktorabmessungen nicht vom Bus-System zieht, ist uns nicht ersichtlich.

Wie das Cemis-Terminal mit Anbaugeräten umgeht

Das Anbaugerät gibt man ähnlich wie bei vielen anderen Herstellern ein. Hier merkt man aber, dass Claas noch im Aufbau des Systems ist: Bei dem Anbaugerätetyp gibt es nur fünf verschiedene Typen (Feldspritze, Düngerstreuer, Sämaschine, Grubber und Sonstige). Zudem kann man keine zwei Anbaugeräte gleichzeitig auswählen, um z.B. das Frontmähwerk und ein Heckmähwerk in Kombination einzusetzen.

Um eine Bedeckungskarte richtig aufzuzeichnen, wählt man jetzt aus drei Auslösern: Manuell, Aktiv, wenn gelenkt wird, und Arbeitsposition. Wir haben mit der tatsächlichen Arbeitsposition gearbeitet. Ob diese nun vom Hubwerk, Zapfwelle oder Steuergerät gesteuert werden soll, muss man im Cebis eingeben. Schade ist auch, dass die Anbaugerätemenüs und Zählerstände sich zwischen Cebis und Cemis nicht synchronisieren.

Apropos Bedeckungskarte: Der Hektarzähler im Cemis zählt immer, wenn das Gerät aktiv ist. Da man z.B. bei der Bodenbearbeitung besonders am Vorgewende immer mit etwas Überlappung arbeitet, hat man laut System schon die Gesamtfläche des Feldes bearbeitet, obwohl noch sehr viel unbearbeitet ist. Claas sollte hier auf jeden Fall eine Anzeige integrieren, die nur die tatsächlich grün markierte Fläche wiedergibt.

Wie gut die Spurführung mit dem Cemis 1200-Terminal funktionierte

Um die Lenkung zu aktivieren, betätigt man in der Seitenkonsole unterhalb des B-Holms einen Schalter, während der Schlepper steht. Bei jedem Neustart muss man den Schalter hin und her schalten sowie den Schlepper kurz vorfahren, damit das Terminal die Fahrtrichtung erkennt. Das sollte mit einem integrierten System auch anders gehen.

Mit der gut positionierten Taste auf dem CMotion-Fahrhebel aktiviert man dann die Lenkung im Feld. Die Lenkung lief nach einer kleinen Anpassung im Fahrzeugmenü sehr ordentlich auf der Spur – auch mit gelenktem Frontpacker. Im Menü kann man dazu die Lenkempfindlichkeit auf der Spur und die Aggressivität der Spurerfassung anpassen. In wenigen Fällen hätten wir uns noch weitere Feineinstellungen gewünscht.

Das Terminal zeigt die Spur, in die der Schlepper bei der Aktivierung des Systems fahren würde, in dunkelblau an. Links und rechts davon werden jeweils zwei weitere Spuren angezeigt – leider nicht alle Fahrspuren. Hat man eine Feldgrenze erstellt, hören die Spuren zudem am Ende des Feldes nicht nur in der Visualisierung auf, sondern das System lenkt ab hier nicht mehr.

Hierfür lässt sich jedoch im Untermenü eine Funktion auswählen, bei der die Spurlinien auch über die Grenze hinweg gehen. Das ist wichtig, wenn man z. B. die Feldgrenze nicht richtig aufgezeichnet hat, beim Fahren ohne RTK-Korrektur aufgrund der Satellitendrift oder wenn man aus der Einfahrt heraus direkt in die Spur fahren möchte.

Damit der Schlepper in die richtige Spur lenkt, lässt sich im Fahrzeugmenü der Spurauswahlpunkt verschieben. Besser hat uns hier jedoch das lenkwinkelabhängige „Turn in“ vom S10-Terminal gefallen. Automatisch umdrehen kann das Cemis nicht.

Warum uns das Cemis 1200-Terminal bei der Straßenfahrt irritierte

Uns irritierte auf der Straße das bewegte Bild im Augenwinkel und das Terminal zeigte häufig die Fehlermeldung „Ungültige Referenzspur“ an und piepte dabei. Die Anzeige ließ sich nicht einfach durch den Hauptschalter auf der Seitenkonsole deaktivieren, sondern man muss im Spurlinienmenü die aktive Spurlinie deaktivieren. Wir schalteten hingegen das Terminal aus. Dazu muss man sich jedoch mit insgesamt vier Klicks in ein Untermenü begeben und hier den Button „Display ausschalten“ drücken. Das sollte einfacher gehen.

Eine Alternative bietet Claas mit einer Nachrüstung eines Hardwareschalters an. Ist dieser Schalter „aus“, geht auch das Terminal nicht bei jedem Schlepperneustart wieder an.

Wie das Cemis 1200 mit Fahrgassen und Feldgrenzen umgeht

Gut gefallen hat uns die Anzeige der Fahrgassen. Deren Abstand und die erste Spurlinie mit Fahrgasse lässt sich im Hauptmenü einstellen. Die Gasse ist dann in der Kartenansicht orange dargestellt. Fährt man auf eine Fahrgasse und aktiviert die Lenkung, kann man sich ein visuelles oder audiovisuelles Signal geben lassen. Gut, wenn man die Sämaschine manuell schalten muss oder die Schaltung der Drille kontrollieren möchte. Fährt man anschließend in eine Spur, die nicht als Fahrgasse gekennzeichnet ist, dann weist einen das Terminal erneut darauf hin – schön.

Ebenfalls gut gefallen hat uns die Erstellung von Fahrspuren aus der Feldgrenze heraus. Bei der Anlage eines Feldes haben wir zu Anfang immer die Feldgrenze erstellt. Dafür sollte Claas die Aufzeichnung in Feldecken noch verbessern, damit man diese wirklich eckig bekommt. Hat man die Grenze originalgetreu aufgezeichnet, kann das System daraus verschiedene Fahrspuren berechnen.

Dazu gibt man eine Empfindlichkeit zwischen 0 und 100 % an. Bei einer hohen Empfindlichkeit erstellt das Cemis mehrere Spuren, wobei davon mehr A-B-Geraden und weniger Konturen sind. Im nächsten Schritt lassen sich zusammengehörige Linien auch wieder miteinander verbinden. Hört sich alles etwas kompliziert an, ist es in der Praxis aber nicht. Uns hat diese Funktion gefallen. Fehlt eigentlich nur noch der umgekehrte Weg von den Spurlinien zur Feldgrenze.

Wie das Cemis 1200 Terminal Spuranpassungen umsetzt

Eine Besonderheit des Claas-Cemis ist die Funktion der Spuränderung. Ein Beispiel: An einem langen, recht geraden Acker steht am Rand ein großer Baum, dessen Stamm etwas ins Innere ragt. Bei den ersten Runden beim Säen muss man um den Baum fahren, bzw. die Rundung weiter verfolgen, damit die Feldspritze der Fahrgasse folgen kann. Anschließend möchte man diese Rundung begradigen. Dazu kann man mit dem Claas-Lenksystem einfach bis zur Rundung fahren, die Spuränderung einschieben und nach dem Baum wieder mit dem Lenksystem weiterfahren. Daraus erstellt das Terminal eine neue Referenzlinie, welche man anschließend nutzt. Mit der Funktion lassen sich auch zwei verschiedene Referenzlinien miteinander verbinden – sehr gut.

In der Kartenansicht kann man schnell zwischen den verschiedenen Referenzlinien wechseln. Dazu gibt es einen eigenen Button. Zwischen welchen Linien man hier wechselt und in welcher Reihenfolge, kann man im Untermenü auswählen. Das ist gut gemacht, besser wäre jedoch eine automatische Auswahl der „richtigen“ Spur. Hieran arbeitet Claas bereits.

Wie das Cemis 1200 Terminal Isobusfunktionen umsetzt

Das Cemis kann auch als Universal-Terminal fungieren. Wir haben es zum Säen mit einer Amazone Centaya eingesetzt. Das Cemis hat eineinhalb Minuten gebraucht, um die Bedienmaske der Centaya zu laden. Das geht in Ordnung.

Gut gefallen hat uns der geteilte Bildschirm, sodass wir Lenksystem und Anbaugerät gleichzeitig bedienen können. Aus der Feldgrenze lässt sich eine Vorgewendelinie erstellen. Zurzeit ist die Vorgewendebreite nicht individuell für jede Feldseite einstellbar. Daran arbeitet Claas. Die Überlappungseinstellungen fürs Section Control richtet man im Anbaugerätemenü ein.

Zurzeit unterstützt Claas nur Isoxml-Daten. Das Datenformat Shape soll noch kommen. Wir haben per Taskdata eine Applikationskarte hochgeladen und abgearbeitet. Das klappte bis auf einige Aussetzer vom Section Control gut. Aufgrund der Auftragsstruktur, welche so nach der Isobus-Norm vorgegeben ist, kann man terminalinterne Grenzen nicht mit neuen Aufträgen verschneiden. Auch hier arbeitet Claas an Lösungen.

Wie die top agrar-Redakteure das Cemis 1200 einschätzen

Mit dem komplett neu entwickelten Cemis 1200 hat Claas den Anfang gemacht, wieder ein eigenes Lenksystem aufzusetzen. Die Komponenten stammen teilweise von Trimble, die gesamte Software aus eigener Entwicklung am Standort in Dissen (NI).

Das System ist intuitiver zu bedienen als das Vorgängermodell. Doch am Funktionsumfang muss Claas noch arbeiten.

Was das neue Claas Cemis 1200 Terminal kostet

Bei Claas kostet die Lenksystemvorbereitung laut Liste 2.490 €. Im Arion mit Cebis ist diese bereits Serie. Im Paket kostet das einsatzbereite Lenksystem inklusive Cemis-Terminal beim Arion 550 Cebis 8.850 €. Die RTK-Korrektur kostet weitere 4.480 €. Damit liegt das Gesamtsystem auf dem Niveau der Wettbewerber.

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