SCHNELL GELESEN
Viele Drainagen wurden in den letzten, trockenen Jahren kaum gewartet. Das zeigt sich nun auf den Feldern, das Wasser fließt kaum ab.
Sind die Auslässe intakt, das Wasser läuft aber nicht ab, muss man spülen.
Einfache Saugersysteme lassen sich recht simpel spülen. Münden diese in einen Sammler, sind sie bei Verstopfungen in der Fläche aufzusuchen und zu reinigen.
Anstatt das Wasser abzuleiten , lässt es sich mit Drainagen und speziellen Stausystemen auch in der Fläche halten.
Temporäre, kleinere Gräben sind eine Möglichkeit, um Wasser von den Flächen abzuleiten. Doch nicht überall ist das möglich. Hier kann die Drainage helfen. Doch was ist, wenn trotzdem das Wasser nicht abfließt? Wir zeigen, wie man verstopfte und defekte Systeme wieder intakt bringt. Dazu haben wir uns mit dem Lohnunternehmen Uhling GmbH & Co. KG aus dem Münsterland unterhalten. Die Firma hat sich auf den Bau und die Instandhaltung von Drainagesystemen spezialisiert.
Von Ton- zu Kunststoffrohren
Drainagesysteme leiten oberflächliches Wasser durch unterirdische Rohrleitungen in angrenzende Gräben oder Schächte ab. Erst durch diese Technik konnte man viele Flächen zur Nahrungsmittelproduktion nutzen. Die frühen Drainagesysteme bestehen aus vielen einzelnen, aneinandergereihten Tonrohren. Über die feinen Schlitze zwischen den Rohren sowie durch den Ton selbst sickert das Wasser langsam ab und wird so abgeleitet.
Ab den 1960er-Jahren schwenkte man auf perforierte Kunststoffrohre um, die sich dann auch maschinell verlegen ließen. Als Filter für die perforierten Rohre kamen lange Zeit eine Kokosummantelung oder Glasasche zum Einsatz. Weil Kokos nicht so beständig und Glasasche kaum noch zu bekommen ist, schwenkte man teilweise auf Kies um. Weil dieser aber sehr teuer ist, gibt es mittlerweile Alternativen wie z.B. eine Ummantelung aus Polypropylen-Fasern. Der Vorteil der Kunststofffasern gegenüber Kokus ist, dass sie nicht verrotten.
Sauger- und Sammlersysteme
Ein Standardverfahren zum Drainieren einzelner Flächen gibt es nicht. Wie ein Drainageplan aussieht, hängt von mehreren Gegebenheiten ab:
- Gelände/Gefälle
- Bodenart
- Größe und Tiefe des Grabens
Höhenkarten lassen sich zwar kostenlos bei den Geoportalen des Landes online nachschauen. Die finale Planung findet aber vor Ort statt. Bei einem passenden Zuschnitt der Fläche und einem ausreichend tiefen Graben reichen einfache Saugersysteme in der Regel aus. Diese sind durch das Feld mit Gefälle zum Graben hin verlegt und münden dort direkt. Sie lassen sich dann recht einfach aufsuchen und reinigen. Früher setzte man bei Saugern auf Rohre mit 40 – 50 mm Durchmesser, heute sind 50-60 mm-Rohre der Standard.
Auf verwinkelten Flächen mit nur teils angrenzenden Gräben müssen sogenannte Sammlersysteme her. Diese Sammlerrohre sind deutlich größer im Durchmesser und leiten das Wasser aus mehreren einzelnen Leitungen gebündelt ab. Reicht beispielsweise der Höhenunterschied zum Graben nicht, gibt es auch die Möglichkeit das Wasser zu „heben“. Dann mündet der Sammler in einem Schacht und von dort aus geht es (per elektrischer Wasserpumpe) in den Graben.
Drainagen kontrollieren, dann spülen
Bestehende Drainagesysteme sollten regelmäßig gewartet werden. Eine allgemeine Lösung gibt es auch dabei nicht, hier ist Erfahrung gefragt. Läuft das Wasser auf der Fläche nicht ab, kontrollieren Sie zunächst die Ausläufe. Hat der Grabenräumer die Rohre versehentlich beschädigt? Dann müssen Sie diese reparieren.
Bringt das keinen Erfolg, sollte man mit dem Spülgerät ran. Wie häufig das notwendig ist, hängt unter anderem von der Bodenart und der Neigung zu Eisenablagerungen ab. Die Hauptspülzeit liegt zwischen Herbst und Frühjahr. Dann sind die Rohre eigentlich gut mit Wasser gefüllt und sie lassen sich besser reinigen. Meistens zieht das Spülgerät Wasser über die eigene Pumpe mit einem Schlauch samt Filteraufsatz direkt aus dem anliegenden Graben. Das geht z.B. beim Spülen von Saugern in der Fläche nicht. Deshalb haben viele Unternehmer zusätzliche Wassertanks (gezogene oder angebaute Fässer) dabei.
Der Spülarm der neueren Geräte lässt sich per Funk-Fernbedienung steuern. Der Umlenkkopf für den Schlauch ist in der Regel drehbar, man kann also von beiden Grabenseiten aus arbeiten. Ein Zählwerk am Schlauchabroller zeigt die abgewickelten Meter an. Die Spülgeschwindigkeit hängt vom Rohrdurchmesser und dem Verschmutzungsgrad ab. Das Drainagespülgerät von Uhling stammt z.B. vom Hersteller Homburg und hat einen Arbeitsdruck von 40 bar. Die zapfwellenbetriebene Maschine ist vorrangig geeignet für Rohrduchmesser von 50 bis 125 mm und hat eine Schlauchlänge von 500 m. Die Auswahl der Düsen richtet sich nach dem Einsatzgebiet. So gibt es z.B. Düsen zum Reinigen der Leitungen gegen die Fließrichtung.
Bei größeren Rohrdurchmessern, wie bei z.B. geschlossenen Sammlerrohren oder Durchlässen sind Hochdruckspülgeräte gefragt, die mit einem deutlich höheren Druck von bis zu 100 bar arbeiten. Für die kleineren Rohre ist der Druck allerdings zu hoch. Das kann die Leitungen beschädigen und die Bodendstruktur rund um die Rohre beeinträchtigen.
Verstopfungen durch Eisen, Sand und Wurzeln
Treten an den Auslässen bereits vor dem Spülen bräunliche Würste aus, sind die Rohre meist schon dicht. Hier bringt das Spülgerät dann nur noch etwas Schadensbegrenzung. Der Filter um das Rohr ist zu und lässt kaum noch Wasser durch. Hier muss man über eine Neuinstallation nachdenken.
Kommt man mit dem Spülschlauch kaum noch ins Rohr, können die Systeme auch versandet sein. Bei älteren Drainagen mit Kokusummantelung ist das häufig der Fall, da der biologische Filter über die Zeit verrottet ist. Dann sickert Sand in die Rohre und diese leiten kaum noch Wasser ab. Hier ist in den meisten Fällen ebenfalls eine Neuinstallation nötig.
Ein weiterer Feind der Drainage sind Wurzeln. An Rändern können Sträucher oder Bäume in die Rohre wachsen und den Wasserabfluss behindern. In der Fläche sind Tiefwurzler ein Problem. Allen voran ist das der Ölrettich. Dessen Wurzeln bleiben in den Rohrschlitzen stecken und verstopfen sie. Uhlings haben sich hierfür eine eigene Spüldüse samt Drahtbürste gebaut, mit der sie gleichzeitig feines Wurzelwerk aus den Rohren ziehen können.
Lästige Fehlersuche
Gerade bei Sammlersystemen ist das Spülen der Drainagen aufwendig. Verstopfungen entstehen oft an Übergängen, z.B. da, wo die Sauger an den Hauptsammler angeschlossen sind. Und das ist häufig in der Fläche. Dann beginnt das mühselige Aufsuchen der Anschlüsse. Ein Minibagger muss ran und anhand (alter) Aufzeichnungen – wenn sie überhaupt vorhanden sind – geht es auf Fehlersuche.
Lässt sich die Düse nicht weiter in den Strang schieben, kann man die Entfernung über den Längenmesser am Schlauch ermitteln. Präziser sind spezielle Sender/Empfänger-Systeme, wie es Uhlings z.B. haben. Mit einem handgeführten Empfänger lässt sich ein Sender am Spülkopf in einem Bereich von etwa 50 x 50 cm orten. So kann man ganz konkret dort graben, wo es hakt.
Gerade bei alten Drainagen mit ungenauen Plänen sollten Sie sich die Lage der Rohre nach dem Aufsuchen genau markieren, am besten per GPS. Ein Tipp: Wenn Sie bereits mit dem Bagger unterwegs sind, können Sie die Sauger am anderen Ende auch verlängern und die Rohre an der Feldkante oder einer Hecke nach oben herausschauen lassen. Anschließend ist das „Rückwärtsspülen“ möglich.
Heute sind sogar Tonrohre teils noch zuverlässig im Einsatz. Gerade auf schwereren Böden mit einer ausreichenden Verlegetiefe unter dem Bearbeitungshorizont ist das der Fall. Nicht immer muss man ganze Systeme neu installieren, auch eine Reparatur ist möglich. Sogar ein Übergang von Ton- zu Kunststoffrohren ist machbar.
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Die Drainage kann noch mehr
In der Praxis gibt es mittlerweile Lösungen, um den Abfluss vom Feld kontrolliert zu steuern und das Wasser in der Fläche auch aufstauen zu können. Das hilft nicht nur dabei, um in trockenen Jahren Wasser in der Fläche zu halten, in sehr nassen Perioden kann man damit auch einer Überlastung der Gräben vorbeugen.
Die Firma Uhling hat dazu das System Uhling Drain Control entwickelt: Auf einem T-Stück ist ein nach oben gerichtetes, teleskopierbares PVC-Rohr montiert. Am waagerechten Auslass gibt es eine Klappe, die den Abfluss bei Bedarf unterbindet. Das andere, offene Ende wird am Abfluss des Drainageschachtes befestigt.
Ist die Klappe geschlossen, steigt der Wasserstand im Schacht an. Das nach oben gerichtete, teleskopierbare Rohr lässt sich werkzeuglos in der Höhe einstellen. Erreicht das Wasser die Oberkante des Rohrs, fließt es ab. Uhling Drain Control ist an bestehenden Entwässerungssystemen mit Schacht nachrüstbar. Uhling bietet die Lösung (ohne Schacht) für 990 € an. Alternativ kann man auch einen Schacht am Ende eines Sammlers einbauen und die Technik dann installieren.
Ein ähnliches System gibt es von Ekodrena. Hier setzt man auf verschiedene, einsetzbare Schiebeplatten, die ein Steigrohr in der Mitte teilen und damit auch den Zu- und Abfluss der Drainage. Je nach gewünschter Stauhöhe setzt man mehr oder weniger Platten ein. Das System kostet laut Hersteller je nach Länge des Steigrohres zwischen 1.199 und 1.519 €.