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Horsch Versa: Mechanische Sämaschine neu gedacht

Vor zwei Jahren stellte Horsch seine erste mechanische Drille inklusive neuartigem Dosiersystem vor. Welche Vorteile dieses bietet, haben wir bei der Herbstaussaat überprüft.

Lesezeit: 9 Minuten

Das Erstaunen war groß, als Horsch die mechanische Drille Versa vor zwei Jahren vorstellte. Denn bis dahin wollte der bayerische Hersteller nichts von einer Kastendrille wissen. Seit der Vorstellung haben die Schwandorfer die Maschine weiterentwickelt. Wir haben uns das Ergebnis bei der Herbstaussaat angesehen.

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Als angebaute Maschine im 3 m-Bereich bot Horsch bisher lediglich die pneumatische Drillmaschine Express an. Diese gibt es auf der Kreiselegge Kredo oder aber auf einer Kurzscheibenegge. Die mechanische Variante Versa hingegen ist vorerst nur auf der Kredo zu bekommen. Weil sich der Anbauturm zwischen den beiden Drillen unterscheidet, lassen sich die beiden Maschinen nicht ohne Weiteres tauschen. Eine aufgebaute Maisdrille gibt es nicht für die Kreiselegge.

Die Versa ist direkt auf die Packerwalze der Kreiselegge montiert. Geschraubte Bleche fixieren die Drille. Ein Oberlenker verbindet oben Kreiselegge mit Drille. Ein Hydraulikzylinder ist ab Ende 2023 Option. Ein Lot zeigt die richtige Neigung des Säkastens an.

Saatgutbehälter für 900 bis 1.500 l

Der Behälter fasst 900 l. Optional sind mit geschraubten Aufsätzen 1.200 l und 1.500 l möglich. Die Tankabdeckung übernimmt eine Plane. Diese lässt sich in zwei Positionen arretieren. Damit vorne kein Saatgut unter die Plane rutschen kann, hat Horsch eine Schürze angebracht – schön.

Im Saatgutbehälter befinden sich links (Standard) und rechts (Option) verstellbare Füllstandssensoren. Die Tankversteifung in der Mitte ist offen gehalten, um händisch Saatgut von einer zur anderen Seite bewegen zu können. Für kleine Saatmengen am Hang lässt sich auch ein Blech einschrauben. Zwei Gitter unten im Tank schützen vor der Rührwelle. Hat man nur geringe Mengen Saatgut eingefüllt, lassen sich hier auch ungeöffnete Säcke transportieren.

Im unteren Teil schließen die Dosierer aus Kunststoff fast nahtlos an den Behälter an. Die Rührwelle vermeidet Brückenbildung. Deren Finger aus Kunststoff befinden sich dabei direkt über den Dosierschiebern. Der Clou: Die Rührfinger lassen sich einfach abclipsen und gegen Blindkappen tauschen. So ist es möglich, beispielsweise für die Rapsaussaat kleine Pyramiden unter der Rührwelle vor jeder zweiten Dosiereinheit zu platzieren, um ohne große Restmengen mit einem doppelten Reihenabstand säen zu können – eine schöne Lösung.

Der Dosierschieber ist zweigeteilt. Ein schmaler für Feinsaaten und ein breiterer mit zwei Positionen für beispielsweise Getreide. Das ist auch von anderen Herstellern bekannt. Doch die Dosierung darunter bringt Horsch ein Alleinstellungsmerkmal ein. Um das zu sehen, muss man zwei Abdeckhauben mit dem Universalschlüssel öffnen.

Alleinstellungsmerkmal der Versa: Dosierung per Vorgelegewelle

Die Dosierräder sind nicht über eine durchgehende Welle angetrieben, sondern komplett über eine Vorgelegewelle. Auf dieser Welle sind geteilte Zahnräder montiert. Sie greifen in ein weiteres Übertragungsrad, welches innen und außen eine Verzahnung hat. Dieses überträgt die Drehung auf die Dosierräder.

Die Dosierräder selbst liegen in zwei Halbschalen. Zum Entnehmen der Dosierräder lassen sich die Schalen öffnen. So kann man z.B. für grobkörnige Leguminosen spezielle Räder einbauen. Das funktionierte ganz gut, nachdem man es zwei-, dreimal gemacht hat.

Richtig spannend ist dieses System besonders für Betriebsgemeinschaften und Lohnunternehmen, die beim Fahrgassenanlegen unterschiedliche Reihen schließen. Denn in der Fahrgassenspur verschiebt ein Elektrostellmotor die Welle und nur noch aus­gewählte Zahnräder greifen in den Dosierantrieb. Zum Verstellen der Zahnräder steckt man lediglich Kunststoffclips um. Ein richtig ausgeklügeltes System, bei dem unserer Meinung nach die Innenzahnräder sehr dünn ausgeführt sind.

Standardmäßig übernimmt ein Elektromotor den Antrieb. In dem Vorgelegegetriebe lassen sich zwei Zahnräder tauschen, um den Drehzahlbereich des Motors anpassen zu können. Das Zahnrad muss man übrigens generell demontieren, um darunter den Splint für den Rührwerksantrieb entfernen zu können. Das ist etwas umständlich. Zum Säen erfordern die Motoren eine Mindestgeschwindigkeit von 2 km/h. Optional gibt es einen zweiten Elektromotor, sodass jeder eine Halbseite antreibt. Dann gibt es auch geteilte Vorgelegegetriebe und Rührwerksantriebe.

Ablage mit Doppelscheibenscharen

Nach der Dosierung fällt das Saatgut über Teleskoprohre zu den Scharen. An unserer Maschine waren insgesamt 20 Reihen montiert. Optional sind 24 Reihen möglich. Die Doppelscheibenschare mit den Andruckrollen sind von den anderen Sämaschinen bekannt. Blattfedern übernehmen jedoch die Aufhängung. Das soll laut Horsch günstiger und leichter sein. Der Scharschritt beträgt 15 cm. Um auf beiden Scharreihen den Druck von bis zu 50 kg zu erreichen, sind schmale und breite Blattfedern im Wechsel montiert. Horsch nennt das Doppelscheibenschar in Kombination mit der Blattfeder DuoDisc.

Die Tiefe stellt der Fahrer über ein kleines Parallelogramm ein, das die gesamte Säschiene hoch- bzw. herunterbewegt. Der Schardruck lässt sich über Verdrehen der Scharaufhängung erhöhen. Beide Einstellungen laufen an der linken Maschinenseite per Universalschlüssel. Dauerhaft haltbare, aber nicht unbedingt gut sichtbare Skalen geben Auskunft über die Position. Kleine Bleche an den Einstellschrauben fixieren die Position, sobald man den Universalschlüssel abzieht. Das hat uns alles sehr gut gefallen. Da aber die Andruckrolle das Schar nicht per Parallelogramm in der Tiefe führt, sind Schardruck und Ablagetiefe nicht komplett unabhängig voneinander einzustellen. Hier muss man sich an die richtige Einstellung rantasten.

Auf Wunsch gibt es an jedem zweiten Schar einen geraden Doppelstriegel. An der Testmaschine hingegen war der ebenfalls optionale Schwerstriegel mit abgewinkelten Zinken montiert. Dieser lässt sich per etwas umständliche Schraubenfedern im Druck (bzw. auch die Entlastung) und per Bolzen im Winkel einstellen. Um den Striegel komplett zu deaktivieren, steckt man je ein Alu-Clip an den Haltern ein. Das klappt wiederum gut.

Die optionalen hydraulischen Vorauflaufmarkierer sind an dem ordentlichen Beladesteg befestigt. Sie sind passend zur Fahrgassenbreite einstellbar.

Abdrehen wie eine bei einer pneumatischen Drille

Durch die Elektromotoren ist das Abdrehen so einfach wie bei den pneumatischen Versionen. Hat man zwei Elektromotoren montiert, muss man jede Halbseite separat abdrehen. Die Werte lassen sich jedoch auch auf den zweiten Antrieb übertragen.

Die Steuerung arbeitet vollständig per Isobus. Bestellt man ein zusätzliches Terminal, dann liefert Horsch ein Touch 800 von Müller mit. Bei der Versa kommt das überarbeitete Layout der bekannten Drilltechnik zum Einsatz. Die neue Darstellung mit vielen Grautönen und den kleinen Buttons konnte uns nicht überzeugen.

Zum Abdrehen schiebt man einen Hebel an der linken Maschinenseite auf die Position Abdrehen. Dann gibt der Hebel auch die beiden Abdrehwannen frei, die sich nach links rausziehen und mit der Öffnung nach oben wieder einschieben lassen. Beim Abdrehen selbst sieht man kaum, wie viel Saatgut sich schon in den ansonsten sehr guten Abdrehwannen befindet.

Zum Abdrehen muss man im Menü den Abdrehschalter vorwählen. Zuvor dreht man beide Elektromotoren vor, damit alle Dosierräder wirklich voll sind. Anschließend steigt man ab, entleert die Wannen und startet anschließend mit dem Schalter unten an der Maschine den Vorgang.

Das Geschwindigkeitssignal beim Säen bekommt das Terminal vom optionalen Radarsensor oder vom Schlepper. Über Isobus sind auch die Funktionen Section Control und Variable Rate möglich. Zusammen mit der Halbseitenabschaltung lässt sich damit bei kleinen und unförmigen Feldern Saatgut sparen. Die manuelle Halbseitenschaltung funktionierte bei uns aufgrund eines Softwareproblems leider nicht (laut Horsch bereits gelöst). Ein mechanisches Getriebe mit Sporenrad gibt es für die Versa übrigens nicht.

Bodenbearbeitung mit der Kreiselegge Kredo

Die Kredo ist mit 10 Kreiseln ausgestattet. Alle drehenden Teile stammen von Kuhn. Die maximal zulässige Leistung gibt Horsch mit 250 PS bei 1.000 U/min an. Bei 750 U/min sind noch 190 PS zulässig. Das Übersetzungsverhältnis beträgt standardmäßig 1.000/313.

Die Wanne und den Anbauturm hat Horsch selbst konstruiert. Standardmäßig ist ein Anbauturm der Kategorie 3 montiert. Das Spreizmaß Kat. 2 ist nicht möglich.

Wir hatten die Unterlenkerwelle möglichst dicht an die Kreiselegge montiert. So war es auch großen Vierzylinderschleppern möglich, die saubere, ca. 3.200 kg schwere Maschine zu heben. Beim Anbau bleibt zwischen Schlepper und Drille aber nur wenig Platz. Deshalb kann man für größere Schlepper die Anbaupunkte in zwei Schritten bis zu 10 cm ausziehen.

Trapezringpackerwalzen als Nachläufer

Die Kreiselegge gibt es mit zwei verschiedenen Trapezringpackerwalzen (500 und 600 mm), eine Zahnpackerwalze (640 mm) und eine Gummiringwalze (540 mm). Für Tiefeneinstellung sowie Prallschiene gibt es zurzeit keine zentralen sowie hydraulischen Varianten – schade. Die Tiefe stellt man über je einen Bolzen auf jeder Seite ein. Eine schöne Skala hilft beim Abstecken. Die serienmäßige Prallschiene hebt man mit einem 24er-Schlüssel über eine Zahnstange in die passende Position und steckt diese auf jeder Seite per Bolzen ab.

Spur an Spur mit Anreißern und Seitenblechen

Für saubere Anschlussfahrten hat die Kredo verstellbare Seitenbleche. Die Schrauben lassen sich mit dem mitgelieferten 19er-Universalschlüssel lösen. Für den Straßentransport muss man die Seitenbleche manuell klappen und per Bolzen verriegeln. Auch in Arbeitsstellung sind die Randbleche verriegelt, aber gefedert.

Die soliden Spuranreißer befinden sich auf der Kreiselegge – schön, wenn man auch solo fahren möchte. Die gezackten Hohlscheiben lassen sich mit Gewichten beschweren, damit auch auf schwerem Boden eine ordentliche Markierung zu sehen ist. Scherschrauben sichern den Arm gegen Überlast. Hat man einen nach hinten geklappten Spuranreißer übersehen und klappt diesen hoch, schlägt der Arm allerdings gegen die Drille.

Solide Verarbeitung

Die Verarbeitung der Maschine hat uns gut gefallen. Teile, die ansonsten schnell Rost ansetzen würden, haben die Schwandorfer aus Edelstahl produziert. Schweißnähte und Lackierung waren ebenfalls ordentlich. Einzig und allein die Spaltmaße vom Tank zur Dosiereinheit hätten besser sein können. Teils hat Horsch hier mit Dichtmaterial gearbeitet.

Obwohl mechanisch ausgeführt ist die Horsch Versa besonders für häufiges Umstellen von Fahrgassen und Saatgütern geeignet. Für die komplette Neuentwicklung nimmt der Hersteller laut Liste mindestens 40.500 € inklusive Kreiselegge (alle Preise ohne MwSt.). In Testausstattung mit Spuranreißer, Vorauflaufmarkierern, zwei Elektromotoren und Terminal stehen 48.640 € in der Preisliste.

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