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Assistenzsystem gegen Redakteur: Wer ackert sparsamer?

Das Claas-Assistenzsystem Cemos Traktor soll dabei helfen, die richtige Einstellung für Anbaugerät und Traktor zu finden. Im Wettkampf Software vs. Redakteur musste es sich beweisen.

Lesezeit: 10 Minuten

Die Idee stammt von den Mähdreschern und Feldhäckslern: Hier unterstützt das Claas System Cemos den Fahrer schon lange dabei die richtigen Einstellungen für die Maschine zu finden und mit weniger Verlusten und geringerem Verbrauch zu ernten.

Bereits zur Agritechnica 2017 stellte Claas eine Version für die Optimierung von Traktor- und Geräteeinstellung vor. Wie das Cemos Traktor funktioniert, welchen Entwicklungsstand es erreicht hat und welche Einsparungen möglich sind, haben wir in mehreren Feldversuchen erprobt.

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Assistenzsystem auch für Grünlandgeräte

Das Assistenzsystem Cemos Traktor gibt es für die Baureihen Arion 500 und 600 sowie für den Axion 800 und 900. Der Traktor muss mit dem Cebis-Touch-Terminal und dem stufenlosen Getriebe CMatic ausgestattet sein. Dann lässt sich Cemos auch nachrüsten – aktueller Aktionspreis: 1.700 € (Listenpreis, ohne MwSt.).

Cemos ist für verschiedene Einsätze ausgelegt und bietet hierbei unterschiedliche Funktionsumfänge. Für alle gängigen Pflüge sowie für viele Mähwerke gibt das System Einstellungsempfehlungen zum Gerät selbst. Den Optimierungsmodus für die richtigen Traktoreinstellungen gibt es aktuell nur für die Bodenbearbeitung.

Test mit Mähkombination

Unter dem Auswahlpunkt Futtererntegeräte lässt sich das Mähwerk auswählen. Anschließend führt Cemos durch die verschiedenen Geräteeinstellungen. Wir haben das mit den Einstellungen für eine Mähkombination ausprobiert.

Damit der Schlepper genau weiß, welches Gerät angebaut ist, legt man zuerst unter dem Menüpunkt Anbaugeräte ein Profil an. Nun muss man ins Cemos-Menü wechseln. Hier gibt man noch einmal die genaue Geräteart ein. Das ist etwas zeitaufwendig, fällt bei den vielen weiteren Daten, die man noch eingeben muss, aber kaum ins Gewicht.

Zurzeit sind in dem System Daten für Claas-Mähwerke hinterlegt. Man kann aber auch den Punkt „Anderer Hersteller“ wählen. Dann gibt Cemos später allgemein gültige Einstellempfehlungen aus. Dafür mussten wir beispielsweise folgende Parameter ins System eintragen:

  • Arbeitsbreite,
  • Anzahl der Schneidscheiben,
  • Art der Aufhängung des Mähbalkens,
  • Aufbereitertyp,
  • Art der Steuerung (Hydraulikventile, Isobus, eigenes Terminal).

Die Eingabe der Daten kostet Zeit, ist jedoch nur einmalig nötig – vorausgesetzt man ändert den Anbaugerätenamen nicht. Die Anbaugeräteprofile lassen sich per USB-Stick auf andere Schlepper übertragen. Eine drahtlose Übertragung direkt von Schlepper zu Schlepper oder auf eine eigene Datenbank bspw. in der Cloud ist nicht möglich. Auch kann der Betriebsleiter die Gerätedaten nicht bequem am Computer im Büro konfigurieren und dann auf das Schlepperterminal schicken. Hier ist noch Potenzial.

Terminal gibt Einstellhinweise

Sind zuvor alle Daten eingepflegt, führt Cemos durch die Grundeinstellung des Geräts. Dabei fragt das System zuerst die Einsatzbedingungen ab, wie z.B.: welches Futter gemäht wird und wie hoch der Aufwuchs ist. Anschließend gibt es Anweisungen, wie Oberlenker, Federspannung, Hubstreben, Überlappung, Entlastungsdruck, Aufbereiterstellung und vieles mehr einzustellen sind. Das führt besonders unerfahrene Fahrer übersichtlich durch die verschiedenen Schritte.

Dabei helfen schöne Grafiken. Richtig genial wäre das System, wenn die Hinweise per Bluetooth oder ähnlich auf das Smartphone des Fahrers übertragen werden könnten. Dann müsste er nicht ständig nach erfolgter Einstellung auf den Schlepper klettern und den nächsten Hinweis aufrufen. Claas ist hier dran und hofft das System 2024 integrieren zu können.

Test mit Grubber

Für die Grundeinstellungen eines Anbaugeräts kann man durchaus eine viertel Stunde einplanen. Gewichte, Schwerpunktabstände, Breiten usw. müssen eingegeben werden – aber nur einmalig.

Vor jeder Arbeit muss der Fahrer noch die feldindividuellen Bedingungen im System hinterlegen. Hier gibt er dem System z.B. Bodenverhältnisse und -feuchte und die geplante Arbeitstiefe an. Daraufhin empfiehlt Cemos ihm eine Ballastierung. Der Fahrer trägt anschließend die tatsächlich angebauten Gewichte ein.

Das Terminal errechnet damit die theoretischen, dynamischen Achslasten und empfiehlt danach Reifendrücke. Diese lassen sich per einfachem Klick an die Ctic-Reifendruckregalanlage übertragen. Im Anschluss präsentiert das Terminal eine Übersichtsseite mit den Gewichten und Reifendrücken. Zusätzlich zeigt eine Grafik in drei Stufen die Verdichtungsgefährdung des Bodens. Die Berechnungen basieren auf dem Programm Terranimo der Berner Fachhochschule.

Im Feld startet man dann den Optimierungsvorgang während der Arbeit. Das System lernt dabei selbst dazu und passt die Einstellungsempfehlungen mit der Zeit an. Damit Cemos lernt, müssen Tempomat und Allrad aktiv sein sowie ein Auftrag laufen.

Für jedes Anbaugerät spezifische Einstellhinweise

Im Feld arbeitet Cemos eine Reihe teils gerätespezifischer Einstellhinweise durch. Zuerst fragt das System, ob man auf Effizienz (minimaler Dieselverbrauch pro Fläche) oder Leistung (maximale Flächenleistung pro Stunde) fahren möchte. Es folgen Fragen nach gleichbleibenden Einsatzbedingungen, eine Empfehlung den GPS-Pilot zu nutzen (auch wenn man den gerade nutzt), den Tempomaten zu aktivieren (auch wenn der gerade aktiv ist), den Tempomatwert höher zu stellen und die Frage nach Problemen mit PowerHopping, also dem Springen des Traktors beim Ziehen.

Spannend wird es dann bei der Einstellung der Motordrückung. Hier fängt das System mit einer 34 %-Drückung an und arbeitet sich dann in 2 %-Schritten weiter herunter. Nach jeder Einstellung zeigt das System zwei Balken an. Einer für die Flächenleistung und einer für den Verbrauch pro Fläche. Cemos gleicht immer die neuen Werte mit den Werten vor der letzten Einstellung ab. Sind die Werte besser, färbt sich der Balken grün, sind sie schlechter ist der Balken rot. Der Fahrer muss dann wählen, ob die neue Einstellung besser, unverändert oder schlechter ist. So tastet sich der Fahrer zusammen mit dem System an das Optimum heran.

Mehrere Testzeiträume

Um zu erfahren, wie hoch das Potenzial im Optimierungsmodus ist, fuhren wir im November 2021 einen ersten Vergleich.

Testschlepper beim ersten Versuch war ein Claas Axion 870 mit der integrierten Reifendruckregelanlage Ctic und als Grubber ein Köckerling Vector 460. Der sandige Acker war zum Testzeitpunkt sehr nass. Trotz der widrigen Bedingungen fuhren wir verschiedene Varianten auf maximale Flächenleistung.

Zusammenfassend kann man festhalten: Zwischen Cemos und dem top agrar-Technikredakteur gab es unter diesen Umständen keine signifikanten Unterschiede. Das zeigt, dass das Cemos nicht unbedingt besser ist, als ein geübter Fahrer. Aber eben auch nicht schlechter. Aufgrund der vorherrschenden Verhältnisse wagten wir zehn Monate später einen zweiten Anlauf. Diesmal unter Top-Bedingungen.

Zwei Einsätze, drei Einstellungen, zwei Modi

Mit den Erfahrungen aus dem ersten Lauf legten wir verschiedene Einsatzbedingungen fest und starteten mit drei Varianten:

  1. Ein Landwirt stellte nach seinem Bauchgefühl die Ballastierung, Reifendruck und Motordrückung ein.
  2. Die top agrar-Technikredakteure hielten sich an die Ballastierungsfaustformel 40/60 und die Drucktabelle des Reifenherstellers sowie einer an die Fahrstrategie angepassten Motordrückung.
  3. Als letzte Variante optimierte Cemos die Einstellungen.

Als Schlepper stand uns bei diesem Test ein Arion 660 mit einer Nennleistung von 129 kW/175 PS bzw. einer max. Leistung mit Boost von 151 kW/205 PS zur Verfügung. Auch er hatte die integrierte Reifendruckregelanlage Ctic an Bord.

Erster Programmpunkt war eine möglichst flache Bodenbearbeitung (ca. 6 cm) auf einem Maisstoppelacker mit einem 3 m breiten Köckerling Trio mit Flügeln. Dabei sollte die Arbeitsgeschwindigkeit genau 12 km/h betragen. Da die Flächenleistung somit vorgegeben war, ging es uns um die maximale Effizienz.

Im zweiten Einsatz setzten wir einen ebenfalls 3 m breiten Pöttinger Synkro mit Flügelscharen in einer Bearbeitungstiefe von etwa 20 cm auf einem abgeernteten Weizenacker nach dem ersten Stoppelsturz ein. Hier optimierten wir den Schlepper zum einen auf maximale Effizienz und zum anderen auf maximale Flächenleistung.

Der Arion wog leer 8.620 kg. Davon lasteten 4.600 kg auf der Hinterachse und 4.020 kg auf der Vorderachse. Zulässig ist ein Gesamtgewicht von 12,5 t. Auf der Vorderachse sind 5,2 t und auf der Hinterachse 9 t erlaubt. Die angebauten Grubber hatten ein fast identisches Gewicht. So brachte der Schlepper mit Grubber etwa 10.540 kg auf die Waage. Davon lasteten auf der Hinterachse 8.620 kg. Hinten waren Reifen der Dimension 650/65R42 und vorne 540/65R30 montiert. Es waren Multibib-Reifen von Michelin aufgezogen.

Grubbern im Teillastbereich

Bei der flachen Bodenbearbeitung lief der Schlepper im Teillastbereich, doch dafür ist laut Claas das Cemos System nur eingeschränkt geeignet. Denn der Motor sollte laut Hersteller immer unter Volllast laufen, um möglichst effizient zu sein. Deshalb möchte Cemos die Tempomatgeschwindigkeit im Effizienz- und Leistungsmodus so hoch wählen, dass 100 % Motorlast immer gewährleistet sind. In unserem Fall wäre der Schlepper mit dem Grubber schneller als 20 km/h fahren, was auf dem Acker nicht praxisgerecht gewesen wäre.

Wir fuhren trotzdem mit drei verschiedenen Ballastierungen und Einstellungen, aber einheitlicher Geschwindigkeit von 12 km/h. Die Unterschiede zum erfahrenen Fahrer waren, wie zu erwarten, nicht signifikant. In der Tendenz war jedoch Cemos minimal sparsamer pro Fläche.

Schwere Zugarbeit

Bei der Ballastierung unterschieden sich die drei Kontrahenten voneinander. Während der Praktiker für die Zugarbeit 800 kg Frontgewicht koppelte, blieben die top agrar-Redakteure mit 400 kg und Cemos mit 250 kg deutlich darunter. Cemos würde sogar noch weniger Gewicht vorschlagen. Doch das System achtet darauf, dass die Vorderachslast 20 % des tatsächlichen Schleppergewichts (inklusive Anbaugerät) beträgt. Das ist zwar über dem gesetzlichen Mindestmaß von 20 % des Schlepperleergewichts, sorgt aber für ein deutlich sicheres Fahrverhalten auf der Straße.

Die Redakteure und Cemos haben sich an die Reifendrucktabelle gehalten. Beide entschieden sich vorne für 0,8 und hinten für 1,1 bar. Der Praktiker hat sich an dem Walkverhalten der Reifen orientiert und stellte dabei 1,1 bar vorne und 0,9 bar hinten ein. Alle Parteien hatten zwei Bahnen Zeit, die richtigen Schleppereinstellungen zu finden.

Bei 20 cm Arbeitstiefe mit Flügelscharen lief der Arion bei etwa 8 bis 9 km/h unter Volllast. top agrar entschied sich anschließend für 30 % Motordrückung und einer Tempomatgeschwindigkeit von 10 km/h. Der Praktiker stellte die Drückung nach Gefühl auf 25 % ein und fuhr 8 km/h und damit teils im Teillastbereich.

Assistenzsystem steigerte Flächenleistung

Über den Bordrechner haben wir die Verbrauchswerte und bearbeitete Fläche ausgelesen. Die Zahlen für die beiden Varianten Effizienz und Leistung finden Sie in den nachfolgenden Übersichten. Dabei schaffte Cemos die Flächenleistung um bis zu 0,3 ha/h (12 %) zu optimieren. Beim Kraftstoffverbrauch lagen Cemos, die Redakteure und der Praktikers auf gleichem Niveau. Ähnlich sieht das Verhältnis bei der Fahrt auf Leistung aus.

Fazit des Wettkampfes Landwirt vs. Redakteur vs. Cemos

Die Software Cemos bietet dem Fahrer einen guten Dialog zur Optimierung der Einstellungen. Insbesondere die Einstellhinweise für Grünlandgeräte und Pflüge sowie das Programm Terranimo sind hier hervorzuheben. Da kann man auch ohne große Einweisung einen neuen Fahrer mit dem Pflug losziehen lassen – vorausgesetzt dieser nutzt gerne das Terminal. Einige Textdialoge muss Claas noch anpassen, um die Handlungsempfehlungen deutlicher zu machen. Beim Optimieren erreichte Cemos ähnliche Werte, wie der top agrar-Redakteur, mit der Tendenz zu mehr Flächenleistung.

Cemos ist ein guter Schritt um die Arbeit zu optimieren. Für einen Listenpreis von 4.335 € müssten sich unserer Meinung nach aber auch einige Einstellparameter automatisch einstellen können. Häufig sind die passenden Sensoren schon montiert, wie z.B. Drucksensoren in der Vorderachse. Für wechselnde Fahrer und Auszubildende ist die Schritt-für-Schritt-Anleitung zur perfekten Einstellung aber eine gute Hilfe.




Regelanlage ab Werk

Die Ctic-Reifendruckregelanlage ist ebenfalls für die 500 und 600er Arion sowie für die 800 und 900er Axion-Modelle ab Werk erhältlich. In der einfachen Ausführung stellt der Kompressor der Bremsanlage die Luft zur Verfügung. Optional ist ein Schraubenkompressor mit einer Leistung von 2.800 l/min. Damit lässt sich der Luftdruck auch im Dauerbetrieb sehr schnell anpassen.

In den Drehüberträgern ist ein Ventil untergebracht. Ist die Luftdruckanpassung abgeschlossen, stehen die Drehdurchführungen nicht unter Druck. Die einfache Reifendruckregalanlage mit Isobus-Anbindung kostet 6.700 €. Für den zusätzlichen Kompressor kommen weitere 12.600 € hinzu.

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