Dieser Beitrag ist zuerst erschienen im "Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben."
Eine Motorsäge mit der Rundfeile zu schärfen, ist für Gelegenheitsanwender eine Herausforderung. Auch die Alternative – der Kettenschleifservice – ist manchmal keine: Neben den Kosten wird beim Schliff häufig mehr Material abgenommen als nötig oder die Zähne werden zu heiß. Die Kette erreicht dann eine deutlich kürzere Lebensdauer, als eine selbstgeschärfte.
Mit dem „Schleiferl light“ und dem „KSX Kettenschärfer“ bieten BaSt-Ing und Forstreich zwei mobile, akkugetriebene Kettenschärfer an. Mit ihnen sollen selbst Laien klarkommen. Aber auch Profis sprechen die Anbieter an.
Schleifen und fräsen
BaSt-Ing und Forstreich verfolgen mit ihren Schärfgeräten zwei unterschiedliche Ansätze. Sie schleifen bzw. fräsen die Kettenzähne. Im Vergleich zum Feilen ist damit in der gleichen Zeit mehr Abtrag möglich. Grundsätzlich besteht aber auch die Gefahr, das Material zu überhitzen und die Härte zu verlieren. Wir haben beide Geräte über einen längeren Zeitraum eingesetzt und festgestellt: Die Anwendung braucht etwas Übung, erzielt dann aber gute Ergebnisse. Ausgeglüht ist uns kein Zahn.
Tiefenbegrenzer
Zusammen mit dem Schleiferl bietet BaSt-Ing eine Tiefenbegrenzerlehre an. Sie soll dafür sorgen, dass die Tiefenbegrenzer genau auf die Höhe jedes einzelnen Zahns abgestimmt sind. Ziel ist es, dass jeder Zahn die gleiche Spandicke abnimmt und der Widerstand an allen Zähnen gleich ist – unabhängig von der verbliebenen Länge des Zahndachs. Dadurch läuft die Kette auch mit unterschiedlich langen Zähnen gerade und das Zurückschleifen auf den kürzesten erübrigt sich.
Wir haben das mit einer entsprechenden Kette ausprobiert. Obwohl der Längenunterschied zwischen längstem und kürzestem Zahndach 3 mm betrug und die Zähne insgesamt sehr ungleichmäßig geschliffen waren, lief die Kette gerade.
Eine ähnlich aufgebaute Feillehre gibt es mit dem Modell FL 4 auch von Stihl. Ob mit ihr der gleiche Effekt erzielt wir, haben wir jedoch nicht getestet.
Preiswerte „Lightversion“
BaSt-Ing hat den Schleiferl in der Profiversion aus Aluminium bereits seit einigen Jahren im Angebot. Der Preis von rund 340€ schreckt Gelegenheitsanwender jedoch ab. Deshalb hat das Unternehmen im vergangenen Jahr die Version „Schleiferl light“ für rund 200€ auf den Markt gebracht. Das Gerät arbeitet nach demselben Prinzip wie der große Bruder, ist jedoch ganz aus Kunststoff gefertigt.
Das Schleiferl light ist handgeführt und für das Schärfen der Kette auf der Schiene konzipiert. Für den Antrieb wird am besten ein Akkuschlagschrauber auf die Sechskantaufnahme gesteckt – dazu später mehr. Der treibt ein federbelastetes Schleifband an, das am unteren Ende über die sogenannte Schleifwelle läuft. Diese ist austauschbar und es gibt sie in verschiedenen Durchmessern. Damit ist das Schleiferl für alle Kettenteilungen einsetzbar. Beidseitige Winkelanzeiger geben den Anstell- und Schärfwinkel vor.
Drehzahl muss stimmen
Ganz in Plastik gehalten macht das Schleiferl light einen etwas einfachen Eindruck. Vor allem, wenn man für den Antrieb einen Standard-Akkuschrauber verwendet, rappelt es unüberhörbar. Das liegt an der geringen Drehzahl. Einfache Schrauber erreichen oft nicht einmal 2000 U/min. Für ein ordentliches Schleifergebnis ist das zu wenig. Hersteller BaSt-Ing empfiehlt nicht umsonst einen leichten Schlagschrauber mit mindestens 3000 U/min. Die Maschine läuft damit runder und es lässt sich besser arbeiten. Eine geringe Drehzahl verleitet dazu, mehr Druck auf das Schleifband auszuüben, um mehr Abtrag zu erzielen. Das führt jedoch dazu, dass das Band stehen bleiben kann oder sich seitlich verklemmt. Darüber hinaus verschleißt es stärker.
Mit 3000 U/min lässt sich dagegen mit wenig Druck und sehr genau schleifen. Wichtig ist dabei die richtige Position. Ist das Schwert zu hoch eingespannt, arbeitet es sich nicht entspannt und der Blick auf den Zahn ist versperrt.
Durch die beidseitigen Winkelanzeiger können linke und rechte Zähne geschliffen werden, ohne die Säge umzuspannen. Wer andere Winkel als die voreingestellten 30° schleifen möchte, kann das tun. Die Anzeiger ermöglichen genug Spielraum. Wichtig ist nur, dass sie parallel zur Schiene stehen, dann ist der richtige Anstellwinkel garantiert.
Je nachdem, wie intensiv die Ketten bearbeitet werden, hält ein Schleifband, bis die Zähne einer Kette heruntergeschliffen sind. Der Wechsel ist schnell erledigt. Hebel für die Federvorspannung entriegeln, vier Schrauben am Deckel lösen und Schleifband wechseln. Ein Ersatzband kostet 5,95 €.
Das Arbeiten mit dem Schleiferl light ist gewöhnungsbedürftig. Akkuschlagschrauber in der linken Hand, Schleiferl in der rechten funktioniert aber recht schnell. Die Anmutung des Gerätes ist leider etwas einfach und wird dem Preis nicht ganz gerecht. Dafür sind die Arbeitsergebnisse sehr gut. Für wenig technikaffine Anwender würden wir uns eine kurze Bedienungsanleitung wünschen.
Handlicher „KSX“
Basis für den „Forstreich KSX“-Kettenschärfer ist ein 12-V-Geradschleifer von Milwaukee. Für den Einsatz als Kettenschärfer hat ihn Forstreich mit einem Winkel- und Höhenanschlag kombiniert. Er gibt einen Schärfwinkel von 30° vor und sichert den passenden Dach- und Brustwinkel. Andere Schärfwinkel sind aber durch leichtes Schwenken des Schleifers möglich, allerdings fehlt dann der ganz exakte Anschlag. Als Option steht auch ein 10°-Winkelanschlag zur Verfügung. Mit einem 4-Ah-Akku und zwei Frässtiften kostet der Schleifer ohne Ladegerät 299 €. Für das Ladegerät kommen noch einmal etwa 75€ dazu. Wer bereits einen 12-V-Geradschleifer von Milwaukee besitzt, kann den Winkelanschlag auch einzeln für 38€ ordern.
Der Schärfstift ist nach Angaben von Forstreich eine Eigenentwicklung und soll lange Standzeiten gewährleisten sowie den Durchmesser über die gesamte Nutzungsdauer halten. Für die verschiedenen Kettenteilungen stehen Stiftdurchmesser zwischen 4,0 und 5,5 mm für rund 30 €/Stück zur Verfügung.
Der KSX wiegt rund 1 kg, ist gut ausbalanciert und daher sehr handlich. Das Arbeiten mit dem Fräser geht leicht von der Hand. Von Vorteil für zügiges Arbeiten ist die Auslegung des Winkelanschlages. Das Schärfen der linken und rechten Zähne kann von einer Seite erfolgen, weder muss die Säge gedreht werden, noch muss der Bediener seine Position ändern.
Auch wenn der Milwaukee Geradschleifer drei Geschwindigkeitsstufen anbietet, sind wir mit der ersten am besten gefahren. Hier besteht die geringste Gefahr, zu viel Material abzunehmen oder den Zahn zu überhitzen. Mit etwas Übung hat man schnell heraus, wie viel Druck für das passende Arbeitsergebnis notwendig ist. Dann hält ein Stift bis zu sechs Ketten.
Rund 380€ für das komplette Set mit Akku, Ladegerät, Geradschleifer und zwei Schärfstiften sind ein Preis, bei dem sich Gelegenheitsanwender die Anschaffung sicher überlegen. Im Vergleich zum Schleiferl light ist das Handling deutlich einfacher. Mit beiden Geräten ist das Schleifen/Fräsen sehr schnell erledigt. Scharfe Zähne sind garantiert.
Individuell kalkulieren
Ob sich die Anschaffung eines der beiden Schärfgeräte lohnt, muss jeder selbst kalkulieren. Dabei sollten auch Faktoren wie effizienteres Arbeiten mit scharfen Ketten, Zeitersparnis beim Schärfen oder Materialschonung Berücksichtigung finden.
Ketten schärfen kostet als Dienstleistung zwischen 6 und 8€. Wird mehr Material abgeschliffen als nötig, haben selbst geschärfte Ketten eine längere Lebensdauer, auch dieser Faktor zählt. Dem gegenüber steht der Anschaffungspreis für die Schärfgeräte sowie Schärfstifte bzw. Schleifbänder. Manchmal gilt aber auch: Haben ist besser als Brauchen.
Unser Tipp
Allen, die eine einfache manuelle Methode für das Kettenschärfen suchen, empfehlen wir das Schärfgerät „Chain Sharp CS-X“ von Pferd (baugleich auch in Stihl-Farben). Es vereint das Feilen von Zahn und Tiefenbegrenzer in einem Arbeitsgang. Die Anwendung ist sehr einfach und Piktogramme auf den Griffstücken zeigen, wie die Feilenkombi richtig eingesetzt wird. Mit etwas Übung werden gute Ergebnisse erzielt. Für jede Kettenteilung ist ein eigenes Chain Sharp CS-X nötig, das heißt, wenn Sie eine 325er-Kette benutzen, müssen Sie das dafür vorgesehene Gerät mit 4,8 mm Feilendurchmesser anschaffen. Je nach Anbieter schwankt der Preis zwischen 40 und 45€.
Finger weg
Für 16 bis 25 € (je nach Anbieter) ist dieses „Feilgerät“ aus den Tiefen des Internets kein Schnäppchen. Das Arbeitsergebnis ist mehr als mäßig und die Handhabung mit einiger Fummelei verbunden. Die konischen Feilen am Ende der Kurbel sollen sich für verschiedene Kettenteilungen eignen. An welcher Stelle der Feilenabschnitt welchen Durchmesser hat, kann der Anwender jedoch nicht erkennen. Darüber hinaus wird durch das Kurbeln nur ein mäßiger Abtrag erreicht. Mitgeliefert werden drei Kurbelfeilen. Wenn die abgenutzt sind, landet das Gerät vermutlich in der Ecke, denn wo es passende Ersatzfeilen gibt, ist ein Geheimnis.
Ihre Meinung ist gefragt
Wie schärfen Sie die Ketten Ihrer Motorsäge? Haben Sie die Produkte aus dem Test bereits selbst im Einsatz gehabt - und was sind Ihre Erfahrungen damit? Haben Sie noch Fragen oder Anmerkungen zum Thema?
Dann schreiben Sie an: hanna.grieger@topagrar.com
Wir behalten uns vor, interessante Zuschriften redaktionell zu verarbeiten.