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Diese Technik passt

Welche Ausstattung für die Pflanzenschutzspritze?

Wer den Pflanzenschutz selbst in der Hand behalten will, muss aktuelle Gerätetechnik zur Verfügung haben. Das kann bedeuten, ein neues Gerät zu kaufen oder die vorhandene Technik anzupassen.

Lesezeit: 8 Minuten

Dieser Beitrag ist zuerst erschienen im "Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben".

Es gibt viele Gründe, warum sich Landwirtinnen und Landwirte regelmäßig fragen sollten: Ist meine Pflanzenschutzspritze technisch in Ordnung und erfüllt sie noch die aktuellen Anforderungen?

Zeigen sich Defizite, können sie durch das Nachrüsten bestehender Geräte oder den Kauf einer gebrauchten bzw. neuen Pflanzenschutzspritze behoben werden. Wir haben mit Harald Kramer, Experte für Pflanzenschutztechnik der Landwirtschaftskammer NRW, zusammengestellt, welche Ausstattung eine Pflanzenschutzspritze heute aufweisen muss.

Nachrüsten noch rentabel?

Bevor es Überlegungen zum Er­setzen oder Nachrüsten einzelner Komponenten gibt, sollte geprüfte werden, ob derartige Investitionen noch ausreichend Abschreibungszeit vor sich haben.

Kommen Sie mit Ihrer Anbauspritze zurecht und auch die erlaubten Achslasten des Schleppers sind kein begrenzender Faktor, um die Spritze gefüllt auf der Straße zu fahren, gibt es erst einmal keinen Grund zum Wechseln. Selbst mit der Anbauspritze lässt sich die Schlagkraft durch die Kombination mit einem Fronttank noch etwas steigern. Auch gibt es Nachrüstlösungen für eine automatische Gestängeführung oder elektromagnetische Teilbreitenschaltung.

Stehen Veränderungen im Betrieb an, die mehr Arbeitszeit beanspruchen – zum Beispiel Flächenzupacht bzw. neue oder der Ausbau bestehender Betriebszweige – müssen Sie reagieren.

Aber: Eine neue, größere Spritze ist dann nicht immer die zwingende Lösung. Besonders Betriebe, die nicht auf den Pflanzenbau spezialisiert sind, können durch das Auslagern des Pflanzenschutzes Geld und Zeit sparen. Denken wir nur an den Aufwand für die Dokumentation oder das Beschaffen von aktuellen Informationen zu neuen Pflanzenschutzmitteln, Bekämpfungsstrategien oder Anwendungsbestimmungen.

Dabei wollen wir nicht verschweigen, dass die Arbeitserledigungskosten der Eigenmechanisierung in einem größeren Umfang beeinflussbar sind, als die Lohnunternehmerpreise. Wer eine Maschine zum Beispiel gebraucht kauft oder gemeinsam mit einem Nachbarn anschafft, senkt die Arbeitserledigungskosten. Bei der Berechnung dürfen jedoch die Ansätze für Reparatur, Versicherung und Unterbringung sowie die Kosten für den Schlepper nicht vergessen werden.

Wer den Pflanzenschutz trotzdem in den eigenen Händen behalten möchte, erwirbt mit einer Anhängespritze ein flexibles und schlagkräftiges System.

Anhängespritzen gibt es ab 2.000 l Behältervolumen in vielen Ausstattungsvarianten und Gestängebreiten.

Komfortabel arbeiten

Mit welchen Komponenten muss eine Pflanzenschutzspritze heute ausgerüstet sein? Harald Kramer geht pragmatisch an diese Frage und unterteilt nach Ausrüstungsdetails, die dem Anwender die Arbeit vereinfachen und solchen, die dem Schutz der Umwelt bzw. der Resistenzvermeidung dienen.

Befülllogistik: Eine große Einspülschleuse mit ordentlich Saugleistung gehört zur Standardausstattung. Ebenso die integrierte Kanisterspüldüse.

Wer möglichst wenig Restmengen produzieren will, sollte der Pflanzenschutzspritze eine elektronisch Füllstandsanzeige gönnen. Sie arbeiten allerdings nur exakt, wenn regelmäßig eine Kalibrierung erfolgt. Zudem bietet die Elektronik einiges an Entwicklungspotenzial. Zum Beispiel eine Füllstandsabhängige Rührwerksschaltung oder einen automatischen Füllstopp.

  • Nachrüsten: Befüllschleusen stehen zum Beispiel mit einem Volumen von 20 l für 600 bis 800 € als Nachrüstversion zur Verfügung. Eine elektronische Füllstandsanzeige für die Nachrüstung liefert zum Beispiel Müller-Elektronik für etwa 1600 €. „Tank-Control“ besteht aus einem Sensorelement, das im Fass montiert wird und ­einem Display.

  • Reinigen: Automatische Reinigungsprogramme erleichtern dem Bediener die Arbeit und sorgen zuverlässig für eine saubere Spritze. Dieses Ausstattungselement sollte bei der Neuanschaffung unbedingt dazugehören, wenn viele verschiedene Kulturen auf dem Behandlungsplan stehen. Überzeugen Sie sich, dass die Reinigung alle Teile des Brühekreislaufes erreicht.

Wer die Automatik nicht benötigt, die Innenreinigung aber ohne viel Auf- und Absteigen erledigen möchte, wählt die kontinuierliche Innenreinigung. Sie erlaubt es, den Tank bequem vom Traktor aus zu säubern. Nachdem die Spritzbrühe ausgebracht ist, wird eine separate Pumpe aktiviert und versorgt die Reinigungsdüsen mit Klarwasser. Gleichzeitig bringt die Spritzpumpe die Reinigungsflüssigkeit aus. Im Vergleich zum alten Verfahren, bei dem die Brühepumpe gleichzeitig für die Reinigung verwendet wird, spart die kontinuierliche Innenreinigung erheblich Zeit.

  • Nachrüsten: Die kontinuierliche Innenreinigung ist besonders für ältere Pflanzenschutzspritzen geeignet. Die zusätzliche Pumpe wird meist hydraulisch angetrieben. Die Kosten belaufen sich auf 1500 bis 2000 €.

Vom Fass zu den Düsen

Armaturen: Auch für Neugeräte gibt es nach wie vor manuelle Gleichdruckarmaturen mit mechanischer Teilbreitenschaltung. Zugunsten des Anwenderschutzes und weil in Verbindung mit einem Geschwindigkeitssensor eine exakte Mengensteuerung möglich ist, sollten neue Geräte mit einer fernbedienten Armatur ausgerüstet sein.

  • Nachrüsten: Selbst das Nachrüsten alter Geräte ist möglich. Der Ersatzteilhändler „Granit“ bietet beispielsweise einen Umrüstsatz von ARAG an. Die Kosten inklusive Geschwindigkeitssensor dürften sich auf etwa 3500 € belaufen.

Leitungen: Druckumlauf- oder Zirkulationssysteme stellen sicher, dass die Spritzbrühe bei Arbeitsbeginn in der richtigen Konzentration zur Verfügung steht und sich beim Abschalten einzelner Teilbreiten keine Ablagerungen bilden bzw. sich die Brühe entmischt. Sie gehören bei neuen Spritzen dazu.

  • Nachrüsten: Nicht möglich.

Teilbreiten: Wie viele Teilbreiten eine Spritze benötigt oder ob gar eine Einzeldüsenschaltung angebracht ist, hängt von individuellen Faktoren ab. Je kleinteiliger und unregelmäßiger die Schläge sind, umso eher lohnt eine Einzeldüsenschaltung. Voraussetzung ist dann jedoch die volle ISOBUS-Tauglichkeit der Spritze. Ein weiteres Argument für eine Einzeldüsenschaltung ist die Zukunftsfähigkeit. Dazu gehören beispielsweise die Optionen, in die Bandspritzung einzusteigen oder Mengen bei Kurvenfahrt automatisch anpassen zu können. Auch ist denkbar, dass künftige Fördermaßnahmen an bestimmte technische Voraussetzungen geknüpft sind.

Bei der Wahl der möglichen Teilbreitenzahl sollte bedacht werden, welche maximalen Ausbringmengen mit der jeweiligen Konstellation möglich sind. Mit dem Aufkommen von Biostimulanzien nehmen die geforderten Litermenten pro Hektar auf jeden Fall wieder zu.

  • Nachrüsten: Lechler hat das 2017 mit einer Agritechnica-Silbermedaille ausgezeichnete Elek­trische Schließventil (ESV) nach wie vor im Katalog. Damit lässt sich die Einzeldüsenschaltung auch an Altgeräte realisieren.

Düsen: Manuelle Mehrfachdüsenträger gehören zur Grundausstattung an der Spritze. Harald Kramer empfiehlt mindestens eine Injektordüse – IDKN 03 oder 04 plus eine Doppelflachstrahldüse. Sie bietet unter bestimmten Bedingungen mehr Sicherheit, weil sie Spritzschatten vermeiden.

Um Resistenzen entgegenzuwirken, rät er darüber hinaus zu einer Randdüsenschaltung. Die erlaubt es im Randbereich des Feldes, zwischen Düsen mit symmetrischem und asymmetrischem Spritzbild zu wechseln. Die asymmetrischen Düsen arbeiten randscharf, es müssen keine Düsen abgeschaltet werden und die damit verbundenen Unterkonzentrationen führen nicht zu Resistenzen.

  • Nachrüsten: Mit Mehrfachdüsenträgern relativ einfach möglich. Damit wäre dann auch eine manuelle Randdüsenschaltung umsetzbar. Darüber hinaus bietet zum Beispiel Lechler eine elektrische Randdüsenschaltung zum Nachrüsten an, Preis etwa 400 €.

Für die Zukunft gerüstet

Gestänge: Ab einer Gestängebreite von 18 m ist die automatische Gestängeführung eine gute Investi­tion, meint Harald Kramer. Zwei Sensoren sind das Minimum, bei größeren Arbeitsbreiten besteht die Gefahr, dass das Gestänge in ungleichmäßigen Beständen trotzdem abtaucht. Das kann mit vier Sensoren nicht passieren.

  • Nachrüsten: Topcon bietet einen Nachrüstsatz ab rund 5000 €.

ISOBUS: Eine neue Pflanzenschutzspritze ohne ISOBUS-Ausstattung zu kaufen, sollte gut überlegt sein. Die standardisierte elektronische „Sprache“ zwischen Landmaschinen eröffnet unzählige Möglichkeiten. Angefangen bei Section Control über eine komfortable Gestängeführung und Kurvenkompensation bis hin zum teilflächenspezifischen Pflanzenschutz. Künftig wird man im professionellen Pflanzenschutz kaum darauf verzichten können. Denn auch für die Bandspritzung bzw. die Kombination von chemischem und mechanischem Pflanzenschutz bietet ISOBUS erhebliche Vorteile.

  • Nachrüstung: in Einzelfällen möglich.

Pulsweitenmodulation: Ist die Voraussetzung für das Smart-Spraying. Ventile an den Düsenkörpern öffnen und schließen bis zu 50 mal pro Sekunde. Das verändert die Ausbringmenge bei konstantem Druck und Tropfenspektrum. Damit kann eine Düse ein sehr breites Mengenspektrum abdecken.

  • Nachrüsten: BBLeap, LeapBox, 1300 €/m. IWN, VariQspray pro.

Kameragestützte Teilflächenbehandlung: Ist für die Anwendung in der Breite sicher noch zu teuer und die grün in grün Erkennung muss noch besser werden. Trotzdem gibt es bereits eine Nachrüstvariante.

  • Nachrüsten: DAT Ecopatch lässt sich an handelsübliche Pflanzenschutzspritzen mit Teilflächenschaltung (Section Control) und ISOBUS nachrüsten, schaltet aber ganze Teilbreiten statt Einzeldüsen.

Geräteprüfung ist Pflicht

Klebt eine grüne Plakette auf der Spritze und die Geräteprüfung ist im ersten Halbjahr erfolgt, heißt es schnellst möglich einen Termin bei einem anerkannten Kontrollbetrieb vereinbaren. Eine Liste dieser Betriebe ist zum Beispiel auf den Internetseiten der Landwirtschaftskammer NRW zu finden. Steht keine amtliche Kontrolle an, ist der Nutzer selbst in der Pflicht, die Pflanzenschutzspritze so auf die Saison vorzubereiten, dass sie einwandfrei funktioniert. Ein Gerätecheck könnte so aussehen:

  • Frostschutz aus Tank, Pumpe und Einspülschleuse ablassen.

  • Alle Filter reinigen, denn ­neben Schmutzteilen können sich auch Wirkstoffe absetzen. Gleichzeitig das Filtergewebe auf Schäden überprüfen.

  • Die O-Ringe der Filtergehäuse und -einsätze mit etwas Fett, besser Vaseline, bestreichen.

  • Die Förderpumpe prüfen: Ölstand? Wasser im Öl? Wechselintervall erreicht? Dabei gleich den Druck im Windkessel prüfen.

  • Wassermenge von mindestens einer Düse pro Teilbreite bei fest­geleg­tem Druck und einer Minute Sprühzeit auffangen. Untereinander sollen die Einzelwerte maxi­mal ±10 % vom Mittelwert abweichen.

  • Gesamtausstoß berechnen und mit den Angaben des Spritzcomputers vergleichen. Weichen sie um mehr als 5 % voneinander ab, ­sollte der Rechner überprüft bzw. sollten die Impulse neu berechnet werden.

  • Stimmt die angezeigte Geschwindigkeit? Für die Berechnung der Ausbringmenge be­nötigt der Spritzcomputer eine exakte Fahrgeschwindigkeit.

  • Die tatsächliche Geschwindigkeit gegebenenfalls per Zeitmessung ermitteln: gemessene Fahrstrecke (m) / Zeit (Sek.) x 3,6 = Fahr­geschwin­dig­keit (km/h).

  • Pflanzenschutzspritze mit klarem Wasser in Betrieb nehmen. Leitungen und Düsen auf Leckagen untersuchen sowie das Spritzbild beurteilen. Alle Schmierstellen am Gestänge abschmieren.

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