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So gelingt Pflanzenbau zwischen Dürre und Starkregen

Wetterextreme wie wochenlange Trockenheit oder hefige Regenfälle nehmen spürbar zu. Das ist aber gerade für den Pflanzenbau eine riesige Herausforderung. Gibt es patente Strategien?

Lesezeit: 5 Minuten

Dieser Artikel erschien zuerst im Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben.

Gerade die aktuelle Situation auf den Ackerflächen zeigt, wie abhängig die Landwirtschaft von moderaten Witterungsverläufen ist. Sie muss sich aber wohl darauf einstellen, dass die Extreme das neue „Normale“ sind. Doch welche Maßnahmen helfen in der Lage weiter?

Wie reagiert die Natur?

Andreas Brömser, Deutscher Wetter­dienst, vertrat auf der Ackerbautagung der Deutschen Saat­veredlung AG (DSV) kürzlich die Einschätzung, dass die globale Klima­spirale so in Schwung ist, dass sich das 1,5-°C-Ziel aus dem Pariser Klimaabkommen wohl nicht halten lässt. Auch die aktuellen Bemühungen, die CO2-Emmissionen zu verringern, werden nach Aussage des Experten erst in der Zeit nach 2040 wirksam. Aber für den Zeitraum sind sie wichtig.

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Für die Landwirtschaft ist relevant, dass trockene Jahre jetzt häufiger vorkommen, obwohl es in der Summe wohl eher mehr Niederschlag gibt. Da die Temperaturen aber höher ausfallen, sind die Verdunstungsraten entsprechend höher, pro 1 °C mehr steigt die Verdunstung um 7%. Es müsste also noch mehr regnen, um die Bodenfeuchte auf dem bisher normalen Niveau zu halten.

Ein Problem ist allerdings, dass die Niederschläge jetzt öfter nicht als Landregen, sondern als Starkregen fallen. Die Böden sind aber nicht in der Lage, die großen Mengen in sehr kurzer Zeit aufzunehmen. Ein großer Teil des Wassers fließt also oberflächlich ab und steht folglich zur Grundwasserneubildung nicht zur Verfügung. Für Brömser sind deshalb alle Maßnahmen, die dazu beitragen, das Wasser auf der Fläche zu halten, wie ständiger Bewuchs, extrem wichtig. Trotz dieser Maßnahmen waren die Böden in vielen vergangenen Sommern sehr trocken.

Letztlich empfiehlt Brömser den Landwirten aber, sich auch kaufmännisch, also mit ausreichend großen Rücklagen, auf Dürrephasen mit Missernten einzustellen. Trotzdem stellt er fest, dass Deutschland entgegen der weiter zu erwartenden Wetterextreme nach wie vor ein Gunststandort ist.

Bericht eines Praktikers

Wie schwierig es für Landwirte sein kann, sich auf die stark schwankenden Wettererscheinungen einzustellen, erläuterte Stefan Vogelsang aus Rheda-Wiedenbrück. Der Hof gehört zu den Leitbetrieben der Wasserrahmenrichtlinien-Beratung der Landwirtschaftskammer NRW. Dort werden immer wieder neue pflanzenbauliche Verfahren, neue Techniken getestet.

Der Landwirt aus dem Kreis Gütersloh weist auf folgendes grundsätzliches Problem hin: Für den Betriebsleiter ist zum Zeitpunkt der Aussaat der Winterungen überhaupt nicht absehbar, wie sich das Wetter in der Zeit bis zur Ernte entwickeln wird. Trotzdem versucht er selbst mit allen ihm zur Verfügung stehenden technischen Mitteln, hohe Erträge mit bester Nährstoffeffizienz einzufahren.

So nutzt der technikaffine Landwirt digitale Ertragskarten, um damit bei Mais und Getreide eine teilflächen­spezifische Aussaat zu optimieren. Das hat in einer Hoch­ertragszone eines Beispielschlages mit 8% mehr Pflanzen zu 8,5% mehr Ertrag geführt. In der Niedrigertragszone hat er 5% weniger Pflanzen pro Quadratmeter wachsen lassen, aber trotzdem 7% Mehrertrag geerntet. Im Durchschnitt waren es auf der Fläche 2,4% Ertrag mehr.

Teilflächenspezifisch setzt er auch Wachstumsregler ein. Allerdings ist dann eine Überfahrt zusätzlich erforderlich, da sich damit nicht gleichzeitig Fungizide ausbringen lassen, was sich sonst oft anbietet.

Auf seinen oft leichten Böden setzt Vogelsang seit einiger Zeit zur Unkraut­bekämpfung Hacke und Striegel ein. Da die Werkzeuge die Kapillaren an der Bodenoberfläche unterbrechen, spart Vogelsang nach eigener Erfahrung damit viel Wasser.

Um die Futtergrundlage seiner Milchkühe abzusichern, setzt er seit 2021 versuchsweise auf Zweitfruchtmais. Die Sorten mit FAO Reifezahl 120 sät er nach der Ernte der Wintergerste wie den Mais im Frühjahr wasserschonend im Strip-Till-Verfahren. Dafür ist für ihn ein genaues Spurführungssystem mit RTK-Signal erforderlich, um die Körner des Saatmaises passend zum Gülleband platzieren zu können. Mit den bisherigen Erfolgen ist er sehr zufrieden. In diesem Jahr hat er den Zweitfruchtsilomais erst am 8. November geerntet. Dieser hat einen Ertrag von 35 t/ha gebracht, mit 35% Trockenmasse und 32% Stärke.

Für Vogelsang ist klar, dass intakte Böden mit guter Bodenstruktur bei Dürre wie bei Regen helfen. Dafür sind eine minimale Bodenbearbeitung, Zwischenfrüchte, ein intensives Bodenleben, weite Frucht­folgen und ausreichend hoher Humusgehalt Grundvoraussetzung.

Zukunft Pflanzenzucht

Die bereits erläuterten abiotischen Faktoren, aber auch biotische Faktoren, wie der erhöhte natürliche Infektionsdruck, sowie politische Rahmenbedingungen beeinflussen die Arbeit der Pflanzenzüchter der DSV. Dabei geht es darum, Multitalente zu kreieren, die sowohl Nährstoffe als auch Wasser effektiv nutzen und dabei noch tolerant auf Hitze- und Trockenstress reagieren. Gleichzeitig sollen die neuen Zuchtergebnisse die notwendigen Resistenzen aufweisen, standfest sein und selbstverständlich hohe und stabile Erträge bringen. Nur Sorten mit diesen Eigenschaften können im Klimawandel erfolgreich bestehen, wenn Landwirte sie gezielt auf passenden Stand­orten anbauen und Fruchtfolge­effekte ausschöpfen.

Zwischenfrüchte nutzen

Dem Zwischenfruchtanbau kommt mit Wetterextremen eine bedeutende Rolle zu, da sich der wich­tige Humusaufbau und eine gute Bodenstruktur mit ihnen viel leichter erreichen lassen. Außerdem schließen sie Nährstoffkreisläufe. Dr. Matthias Westerschulte, DSV, wies darauf hin, das die po­sitive Ertragswirkung einer Zwischenfrucht nicht nur in der Folgekultur zu sehen ist. Oft fällt sie in der danach angebauten Kultur, wie bei einem Weizen nach Mais, sogar noch deutlich höher aus.

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