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topplus Ackerbau im Klimawandel

9 Tipps für „wetterfestes“ Getreide

Um die Anbautechnik von Getreide an zunehmende Extremwetterlagen anzupassen, ist es wichtig zu wissen, wie die Pflanzen darauf reagieren. Das empfehlen Experten.

Lesezeit: 5 Minuten

Unser Autor: Hansgeorg Schönberger, N.U. Agrar GmbH

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Frostschäden entstehen durch Eisbildung in wasserreichen Zellen und Geweben. Der erste Frost im Herbst bewirkt einen Anstieg von Abscissinsäuren, diese lassen die Pflanzen langsamer wachsen. Dadurch steigt die Konzentration von Assimilaten (Zucker, Proteinen) im Zellsaft, die wie ein Frostschutzmittel wirken. In den letzten Jahren haben aber weniger die Kahlfröste im Winter zu Ertragsausfällen geführt, als vielmehr Spätfröste ab Februar und vor allem im April und Anfang Mai.

Hitze: Selbst Grannen verdursten

Generell schadet Hitze mehr als Trockenheit. Bei 32 °C im Schatten herrschen auf Höhe der Getreideähren durchaus Temperaturen um 50 °C. Dann werden Enzyme inaktiviert, Eiweiß denaturiert und das Wachstum zum Stillstand gebracht. Gegen Hitze können sich die Pflanzen durch verstärkte Verdunstung wehren, die Verdunstungskälte kühlt die Pflanzen ab. Das funktioniert aber nur, wenn genug Wasser im Boden ist und die Stomata geöffnet bleiben, über die das Wasser abgegeben wird.

Bei knapper Wasserversorgung schließen die Spaltöffnungen, um den Wasserverbrauch zu verringern. Die Folge: Weniger Wasser ­verdunstet und der Abkühlungseffekt sinkt. Gleichzeitig lässt die Sogwirkung nach, sodass die Pflanze weniger Wasser über die Wurzel aufnimmt. Weil Grannen die Verdunstung der Ähre erhöhen, können beispielsweise begrannte und helle Weizensorten mit Hitze besser umgehen.

Wasser im Boden verdrängt Sauerstoff

Wasser ist für die Pflanze zwar lebensnotwendig, aber zu viel Wasser im Boden schadet, weil dadurch die Sauerstoffaufnahme der Wurzel behindert wird. Dazu kommt, dass die assimilierende Pflanze über die Wurzel Kohlendioxid abgibt, das aus dem wassergesättigten Boden aber kaum entweichen kann.

Der Anstieg der CO2-Konzentration im Boden führt zum Abbau von Feinwurzeln. Deshalb wirkt sich Nässe umso stärker aus, wenn sich die Pflanzen im Wachstum befinden und nachfolgend Trockenheit herrscht.

Trocken im Frühjahr...

Mit Frühjahrstrockenheit ist regelmäßig zu rechnen. Daran passt sich die Pflanze an, indem sie kleinere Blätter bildet, weniger bestockt bzw. überschüssige Triebe reduziert. Das Rollen der Blätter schränkt den Wasserverbrauch zusätzlich ein. Gleichzeitig wächst die Wurzel mehr in die Tiefe, sodass sie mehr Wurzelraum erschließt. Das setzt allerdings voraus, dass der Wurzeltiefgang nicht durch Verdichtungen behindert wird, aber auch der kapillare Aufstieg nicht durch Brocken, Verdichtungen oder lockeren Boden.

... oder im Sommer

Eine ausgesprochene Sommertrockenheit tritt häufiger in kontinental geprägten Regionen auf. Mit Kulturen, die schnell einlagern und früh reif sind, kann man sich daran anpassen. So schneiden z. B. früher abreifende Arten wie Wintergerste oder früh reifende Weizensorten wie Chevignon, Campesino, Complice u. a. unter diesen Bedingungen besser ab.

Zu viel Strahlung stresst Pflanzen

Eine  geringe Einstrahlung beeinträchtigt die Korn- und Eiweißbildung. Darauf können sich die Pflanzen nur wenig einstellen. Dunkle Sorten reagieren weniger stark. Andersherum ist zu viel Sonne mit hoher UV-Strahlung genauso schädlich für die Pflanzen. Sie reagieren darauf mit einer stärkeren Wachsschicht und mit der Aktivierung von Enzymen – z. B. der Superoxid-Dismutase (SOD) –, um den oxidativen Stress zu bewältigen. In diesen Situationen ist eine gute Versorgung mit Zink, Kupfer, Mangan und Eisen erforderlich.

9 Tipps für wetterfesten ­Weizen

Mit der Bodenbearbeitung, Aussaat und Bestandesführung kann man sich auf die zunehmenden Wetterkapriolen einstellen. Hier einige Tipps für einen „wetterstabilen“ Anbau von Weizen:

  1. Schaffen Sie einen optimalen Wurzelraum: Frost, Hitze, Trockenheit, aber auch Nässe kann Weizen besser überstehen, wenn er gut bestellt wurde und weder Ernterückstände noch Brocken oder Verdichtungen das Wurzelwachstum behindern. Notwendig ist, den gelockerten Boden so tief rückzuverfestigen, dass die Wurzel in die Tiefe wachsen kann und ein kapillarer Aufstieg des Wassers aus dem Unterboden möglich ist.
  2. Säen Sie so rechtzeitig, dass der Weizen vor Winter bestocken und Kronenwurzeln bilden kann. Allerdings darf die Saat auch nicht zu früh erfolgen, weil sonst die Nebentriebe eigene Nebentriebe bilden, die zu Mitessern ohne eigene Kronenwurzeln werden.
  3. Mit einer eher frühzeitigen Aussaat und frühreifen Sorten geht man dem Hitzerisiko und der Sommertrockenheit aus dem Weg. Doch Vorsicht: Auf Fuchsschwanzstandorten empfiehlt sich unbedingt ein später Saattermin!
  4. Sorgen Sie für gleichmäßige Bestände. Denn diese haben ein geringeres Auswinterungs- und Trockenrisiko. Wird das Saatgut in Häufchen und Lücken abgelegt, treiben sich die engstehenden Pflanzen in den Häufchen gegenseitig in die Höhe und sind stärker dem Frost ausgesetzt. Die Pflanzen in den Lücken neigen dazu, zu stark zu bestocken – dadurch verbrauchen sie mehr Wasser, nutzen aber den Standraum nicht aus.
  5. Bei knapper P-Versorgung sollte man die P-Düngung vor der Aussaat durchführen und den Dünger in den Boden einarbeiten, um die Wurzelbildung im Herbst zu stärken.
  6. Wer die Bestände gut mit Kalium, aber auch mit den Spurenelementen Bor, Kupfer und Mangan versorgt, sorgt im Herbst für Frost- und im Frühjahr für Trockentoleranz. Zink benötigen die Pflanzen für die SOD-Bildung.
  7. Ein Einsatz von Wachstumsreglern (Mepiquat, Trinexapac) festigt das Gewebe, unterstützt die Frosthärte und begünstigt die Kronenwurzelbildung.
  8. Vermeiden Sie üppige Weizenwiesen durch eine zu hohe Andüngung im Frühjahr, um zu Beginn des Schossens kein Wasser zu vergeuden. Die Bestände dürfen zu Schossbeginn nicht mehr als doppelt so viele Triebe aufweisen, wie später Ähren angepeilt werden.
  9. Bedenken Sie, dass Nitrat-N eine verstärkte Wasseraufnahme und eine verminderte Frosthärte zur Folge hat. Zudem sind intensiv mit Nitrat gedüngte Bestände anfälliger für Halmbasiskrankheiten und reagieren empfindlicher auf Hitze.

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