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AgroVation - Auf diesem Betrieb erforscht Horsch den Ackerbau der Zukunft

Auf seinem Praxisbetrieb AgroVation entwickelt Horsch Verfahren für den modernen Acker­bau, um Antworten auf Anforde­rungen aus der praktischen Land­wirtschaft und Politik zu erarbeiten.

Lesezeit: 8 Minuten

Im Jahr 2012 übernahm die Familie Horsch den Betrieb Agro­Vation im tschechischen Kněžmost mit dem Ziel, dort zukunfts­orientierten und wirtschaft­lichen Acker­bau zu betreiben. Constantin Horsch erklärt in der Kundenzeitschrift "terra Horsch", warum Control Traffic Farming (CTF) im Betrieb nicht mehr als Dogma gesehen wird und womit man sich aktuell in Tschechien noch beschäftigt.

Die Familie Horsch sieht es demnach als ihre Aufgabe an, Lösungen für die Ziele des Green Deals, die Anforde­rungen der GAP und eine sichere Produktion von Lebens­mitteln unter sich veränderten Wetter­bedingungen zu finden. Die Wirtschaft­lichkeit des Betriebes stehe bei all den Anforderungen an neue Produktions­techniken klar im Fokus, so Constantin Horsch.

Im Jahr 2017 ging die Geschäfts­führung an die Brüder Constantin und Lucas Horsch über.
Mittler­weile ist AgroVation ein reiner Acker­bau­betrieb mit den Kulturen Raps, Winter­weizen, Körner­mais, Winter­gerste, Zucker­rübe und Soja. Insgesamt wird eine Fläche von 3.800 ha bewirt­schaftet, davon 3.600 ha Acker­land und 200 ha Grün­land.

„Wir ver­suchen dort klassischen Acker­bau mit den neuen Heraus­forderungen zu betreiben – mit einem klaren Fokus auf die Wirtschaft­lichkeit. Wir werten unsere Betriebe aus und ver­gleichen unsere wirtschaft­lichen Kenn­zahlen ständig mit anderen land­wirtschaft­lichen Betrieben in einem Beratungs­ring, um unser Tun zu über­prüfen. Dieses Bench­marking sehe ich als sehr wichtig an“, erklärt Constantin Horsch. „Wir wollen keine ideologisch getriebene Landwirt­schaft betreiben.“

Auf dem Betrieb arbeiten mittler­weile 13 Menschen (inklusive Betriebs­leiter) in Fest­anstellung, sowohl in der Außen­wirtschaft und Werk­statt als auch in der Ver­waltung und Buch­haltung.

Abkehr vom CTF-Verfahren?

Die Bewirt­schaftung im Control Traffic Farming (CTF) wurde bei Agro­Vation von Beginn an stark forciert. Eine aus­geklügelte Spur­planung mit Hindernis­umfahrung im 12-m-Raster wurde bereits in den Anfangs­jahren umgesetzt.

„Das bedeutet: Alle 12 m werden Fahr­spuren geplant und alle Maschinen dürfen nur auf diesen ge­planten Spuren fahren. Sowohl Boden­bearbeitung und Aus­saat als auch die Ernte erfolgen im vor­gegebenen Raster. Die Düngung und der Pflanzen­schutz erfolgen in jeder dritten Spur im 36-m-Fahr­gassen­system. Bei unserem Horsch CTF wurden auch die Spuren all unserer Traktoren auf die Spur­weite des Mäh­dreschers ab­gestimmt. Das hatte zur Folge, dass die ganze Technik auf 3-m-Spur stand. Das Ziel dabei war, den Spur­anteil möglichst gering zu halten. Dafür setzte man auch auf Raupen­fahr­werke.“

„Als mein Bruder und ich bei Agro­Vation die Betriebs­leitung über­nahmen, stellten wir CTF auf den Prüf­stand“, so Constantin Horsch weiter.

„Wegen der Boden­bearbeitung aus­schließ­lich in CTF-Richtung waren die Flächen über die Jahre sehr uneben geworden. Das wollten wir als erstes ändern. Nach der Ernte erfolgte dann der erste Boden­bearbeitungs­gang in einem Winkel zur Drill- bzw. Drusch­richtung. Dafür nutzten wir unseren Cruiser und erzielten den gewünschten Erfolg einer guten Stroh­nach­verteilung und Einebnung über die Fläche. Für alle Über­fahrten ab der Aus­saat sehen wir die Bewirt­schaftung im CTF-System mit fest geplanten Spuren sehr positiv und nutzen es weiter. So können wir z.B. bei einer Direkt­saat von Weizen nach Soja­bohnen die Maschine GPS-gesteuert so verschieben, dass das Drill­schar einige Zentimeter neben der alten Stoppel­reihe läuft. Dadurch liegen die Drill­schare viel ruhiger und es entsteht eine saubere Sä­furche für die Aus­saat.“

Besonders positiv wirke sich das CTF-System bei der Ernte aus: Ein geregelter Verkehr bei einer nassen Ernte verhindert einen komplett „zer­fahrenen Acker“. Die Mäh­drescher sind mit einem 12-m-Über­tank­rohr ausgerüstet, damit der Überlade­wagen in der nächsten Fahr­spur fahren kann.

Aus­schließ­lich Raupen­lauf­werke und 3-m-Spur auf allen Fahr­zeugen sind kompliziert und kosten­intensiv. „Wir wollten das mehr verein­fachen und haben entschieden, mehr auf Standard­technik zu setzen“, erklärt Constantin Horsch den Schritt. „Die Technik hat sich bei uns in den letzten Jahren insgesamt sehr verändert. Mittler­weile haben wir nur noch Standard­traktoren mit modernster Reifen­technologie auf dem Betrieb – keine Raupen­traktoren mehr.“

Fuhrpark

  • 2x 500 PS Traktoren – Bodenbearbeitung

  • 1x 400 PS Traktor – Bodenbearbeitung und Aussaat

  • 2x 250 PS Traktoren – Düngung und leichte Boden­bearbeitung (feine Saat­bett­bereitung)

  • 1x 140 PS Traktor – z.B. für Mulch­arbeiten und unterstützende Tätig­keiten

  • 1x 81 PS Traktor – z.B. für Mulch­arbeiten und andere Tätigkeiten

  • 1 Teleskoplader

  • 1 Radlader für Verladearbeiten

  • 2 Mähdrescher mit CTF-Rohr

  • 2 Düngerstreuer

  • 1 Leeb PT 8 300 Selbstfahrer

  • Zahlreiche HORSCH Maschinen im Test

Erweiterung der Fruchtfolge

„In den Anfangs­jahren hatten wir in Tschechien eine kurze Frucht­folge mit Raps, Weizen, Mais, Weizen. Das heißt: 50 % Weizen, 25 % Raps und 25 % Mais. Hier sind wir immer noch in einem Prozess der Veränderung und Opti­mierung. Um die Frucht­folge aufzulockern und den Raps­anteil lang­fristig etwas zu reduzieren, nahmen wir weitere Kulturen wie Soja­bohnen und Zucker­rüben mit in die Frucht­folge auf,“ so Constantin Horsch.

„Durch eine längere Frucht­folge und den Wechsel zwischen Winterung und Sommerung wollen wir künftigen Problemen wie auf­kommenden Ungräsern und Resistenzen entgegen­wirken. Zwischen­zeitlich beschäftigten wir uns noch mit Nischen­kulturen wie Quinoa und Kicher­erbsen. Die Nischen­kulturen erwiesen sich als zeitlich sehr aufwendig und der Absatz als große Heraus­forderung."

Wohin geht die Reise im Pflanzen­schutz?

Auf dem Betrieb setzt die Firma den Pflanzen­schutz sehr ziel­gerichtet ein und betrachtet die Maßnahmen gesamt­heitlich, um möglichst effizient zu arbeiten sowie Kosten zu sparen. So hängen der Einsatz eines Herbizides und die Boden­bearbeitung unmittel­bar zusammen.

Vor allem bei Früh­jahrs­saaten unter nassen Bedingungen oder bei der Direkt­saat sind teil­weise Herbizid­strategien mit einem Total­herbizid sinn­voll, um die wert­vollen Zwischen­früchte mit all ihren positiven Eigen­schaften ein­zuplanen. In Summe gilt es, der Kultur­pflanze gute Start­bedingung zu ver­schaffen und auf­wendige Herbizid­nach­behandlungen so gering wie möglich zu halten.

Das Ziel, den Pflanzen­schutz in einer gesamt­heitlichen Betrachtung hoch­effizient und möglichst kosten­günstig durch­zuführen, hat im Betrieb einen großen Stellen­wert, so Horsch in der Kundenzeitschrift weiter. So laufen seit einigen Jahren bereits Versuche in den Bereichen Band­applikation in Reihen­kulturen und Spot­Spraying.

"Die Band­applikation in Zucker­rüben bringt eine gut kalkulier­bare Ein­sparung der ein­gesetzten Mittel. Auf den ebenen Flächen ist das Ver­fahren sehr gut umsetzbar. Bei Zucker­rüben wurden verschiedene Strategien mit dem Ziel der Mittel­einsparung getestet. Unter den Witterungs­verhältnissen war z.B. im letzten Jahr die beste Variante NAK 1-flächig zu fahren, gefolgt von einer Band­applikation als NAK 2 und kurz vor Reihen­schluss mechanisch zu hacken."

Im Bereich Spot­Spraying werden im Betrieb bereits seit mehreren Jahren Versuche und Entwicklungen durch­geführt. Mittels Drohne und Aus­wertung des Bild­materials mit KI, aber auch verschiedenste Kamera­systeme auf den Maschinen wurden getestet, um Unkräuter in Reihen­kulturen und im Getreide zu identifizieren. Sowohl Band- als auch Spot­applikation können ein Bau­stein zum Erreichen des Reduktions­zieles sein.

"Zusammen­fassend muss man sagen, dass wir die Verfahren weiter­entwickeln und testen. Im Bereich Fungizide legten wir im vergangenen Jahr biologische Präparate in groß­flächigen Versuchen an. Wir sahen bei uns auf den Flächen positive Effekte nach den Maßnahmen. In den Null­parzellen fanden wir einen höheren Krankheits­druck vor. Die Witterungs­bedingungen waren im letzten Jahr durch ein kühl feuchtes Frühjahr, gefolgt von Trocken­heit und einer nassen Ernte geprägt. Durch die Trocken­phase war der Druck von Blatt­krank­heiten nicht sehr hoch.

Grundsätzlich konnten wir eine Wirkung der Mikro­organismen sehen und wollen Strategien entwickeln, bei denen Mikro­organismen den chemischen Pflanzen­schutz unter­stützen sollen. Aber wir müssen noch vieles lernen und viel­leicht finden wir Lösungen, um die positiven Erfahrungen aus anderen Regionen der Welt für unsere klima­tischen Bedingungen zu adaptieren. Boden­bearbeitung, Aus­saat, Sorten­wahl, Nähr­stoff­versorgung sowie mechanischer, chemischer und zukünftig biologischer Pflanzen­schutz müssen aus unserer Sicht als gesamt­heitliches System betrachtet werden. Es gilt immer einen optimalen Kompromiss zwischen den teil­weise schwer zu verein­barenden Zielen (wie z.B. Boden­frucht­barkeit, Boden- und Wind­erosion, Wasser­halte­vermögen etc.) zu finden.“

Horschs Erfahrungen mit CTF

Nachteile:

  • Eine nachträgliche schlechte Stroh­verteilung des Mäh­dreschers zu optimieren, ist nicht möglich, da eine Bearbeitung in Richtung der Drusch­richtung im System abläuft.

  • Die Felder werden durch die Boden­bearbeitung nur in der CTF Richtung über Jahre hinweg immer unebener.

  • Über­breite Technik, die zu einem möglichst geringen Spur­anteil führt, ver­kompliziert vieles und ist kosten­intensiv.

Vorteile:

  • Bei der Direktsaat kann die Saat­gut­ablage um einige cm verschoben werden und dadurch eine optimale Saat­ablage neben der Stoppel­reihe der Vor­frucht erfolgen.

  • Fahr­gassen immer an der gleichen Stelle sind vorteil­haft.

  • Für alle Arbeiten gibt es klare Spuren auf dem Acker.

  • CTF bei der Ernte führt zu weniger Spuren (kein kreuz und quer über den Acker), besonders unter nassen Bedingungen, was für die folgenden Bearbeitungs­schritte viele Vorteile bringt.

Stetiger Optimierungs­prozess

Das größte Projekt bei Agro­Vation ist die Melioration. „Jedes nasse Jahr beziehungs­weise jedes nasse Früh­jahr ist eine Heraus­forderung, weil wir noch auf sehr vielen Flächen Probleme mit den Drainagen haben. Feld­rand­pflege und Arbeiten an den Vor­flutern sind Auf­gaben, die auf uns warten“, so Constantin Horsch.

„Eine wahr­scheinlich nie endende Auf­gabe ist eine Optimierung der Arbeits­abläufe unter den sich ständig ändernden politischen, umwelt­politischen und wirtschaft­lichen Rahmen­bedingen. Auch die Witterung stellt uns stets vor neue Heraus­forderungen. Aus all diesen sich ändernden Bedingungen entwickeln sich immer wieder neue Ideen, die dann in unseren Maschinen­bau ein­fließen. Den Betrieb nutzen wir, um Neu­entwicklungen und deren Anwendung zu testen und zu ver­feinern. Ziel ist es, unseren Kunden professionelle technische Lösungen in Verbindung mit modernen Pflanzen­bau­ideen anbieten zu können. Bei dieser gesamt­heitlichen Betrachtung spielen Logistik und einfach zu erlernende, effi­ziente Arbeits­abläufe für Mit­arbeiter eine wichtige Rolle. Nur so ist eine hohe Schlag­kraft zu erreichen.

AgroVation ist unser Test­betrieb für technische Neu­entwicklungen im laufenden Acker­bau­betrieb unter Praxis­bedingungen. Es gilt, Verfahren zu entwickeln, die die Boden­frucht­barkeit, gesellschafts­politische Anforderungen und landwirt­schaftliche Produktion bei sicheren Erträgen in Einklang bringen. Unser Auftrag ist es, positive Erfahrungen im praktischen Acker­bau mit unseren Kunden zu teilen und weiter zu vermitteln.“

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