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Hortmann-Scholten

DSV-Tagung: Stehen wir vor einer Zeitenwende im Ackerbau?

Anfang Dezember veranstaltete die Deutsche Saatveredelung in Bad Sassendorf eine interessante Tagung über die Zeitenwende im Ackerbau und die noch zu hebenden Potenziale.

Lesezeit: 6 Minuten

Unsere Autorin: Anna-Lena Bräucker, Soest

Das Thema der diesjährigen Ackerbautagung der Deutschen Saatveredelung AG (DSV) Anfang Dezember in Bad Sassendorf, NRW, widmete sich der Frage, ob und wie sich die aktuellen Marktveränderungen durch hohe Energie- und Düngerpreise, volatile Getreide- und Rapspreise auf den Ackerbau der Zukunft auswirken.

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Vier Redner aus unterschiedlichen Bereichen der Landwirtschaft beleuchteten die Situation aus ökonomischer Perspektive, diskutierten neue Anbau- und Produktionstechniken und präsentierten Innovationen aus der Sortenzüchtung. Sie zeigten Möglichkeiten auf, wie mit angepassten Ackerbaustrategien und innovativen Anbausystemen auch zukünftig die aktuellen Herausforderungen erfolgreich gemeistert werden können.

Hortmann-Scholten: Herausforderung Markt - was kommt auf den Ackerbau zu?

Dr. Albert Hortmann-Scholten, von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, thematisierte in seinem Vortrag die Herausforderungen auf dem Markt und die Marktparameter für verschiedene Kulturen. "Schuster bleib bei deinen Leisten, Hauptfrüchte werden auch in Zukunft ihren Markt finden", so sein Fazit.

Die altbekannten "Cash Crops" wie Raps, Weizen und Mais werden laut Hortmann-Scholten auch weiterhin gute Deckungsbeiträge erzielen. Aufgrund einer steigenden globalen Proteinnachfrage und aufgrund von langfristig steigenden Stickstoffpreisen würden Leguminosen vor allem im Zwischenfruchtanbau eine steigende Bedeutung erfahren.

Trotz hoher Produktionskosten und unvorhersehbarer Schwankungen des Absatzmarktes wird die globale Nachfrage stabil bleiben bzw. steigen. Gleichzeitig verändert sich die Angebotsseite, wie es sich bspw. bei den global seit Jahren abbauenden Weizenbestände zeigt (und das auch schon vor dem Ukrainekrieg), die die Preise erhöhen.

Bei der Investition und Planung des Anbaus von Nischenkulturen für die Humanernährung mit pflanzlichen Fleischalternativen rät Hortmann-Scholten zu Vorsicht, da in diesem Markt noch vieles im Umbruch ist und sich die Nachfrage nach solchen Produkten momentan sehr flexibel entwickelt und schwer vorherzusagen ist. "Wenn dieser Weg gegangen werden soll, sollte er gut geplant und abgesichert sein", so Hortmann-Scholten.

Folgen der Düngereduktion weitreichend

Sparpotenziale bei Düngemitteln bietet der effiziente Einsatz organischer Dünger. Wichtig sind dabei jedoch Inhaltsstoffbestimmungen, um den Wertstoff Gülle richtig bewerten zu können.

Kritisch betrachtete der Redner die Düngeverordnung, deren Wirkungen sehr komplex und langfristig noch nicht vorhersehbar sind. So zeigten Untersuchungen, dass die N-Reduktion auch Auswirkungen auf Qualitätsparameter der Ackerkulturen haben kann und bspw. die Proteingehalte im Getreide dadurch sinken. Tierhalter sollten die Protein- und Phosphorgehalte aus eigener Getreideproduktion auf alle Fälle kontrollieren.

"Zur Sicherung der Welternährung brauchen wir eine "Nachhaltige Intensivierung" der Landwirtschaft weltweit", meint Hortmann-Scholten abschließend.

Felgentreu: Nährstoffe halten, statt zuführen

Christoph Felgentreu, von der IG gesunder Boden, zeigte in seinem Vortrag, welche Potenziale artenreiche Pflanzengesellschaften bieten, um Nährstoffe im System zu halten, anstatt diese regelmäßig neu zuführen zu müssen.

Dafür sei es entscheidend zu wissen, wie die Pflanzen sich ernähren und wo der Unterschied zwischen den Pflanzenarten liegt. Felgentreu machte dies mit Animationen vom Wurzelwachstum im Zeitraffer deutlich: Die Wurzeln einer Pflanze wachsen zum Nährstoffangebot hin und richten sich danach aus. Das Bild der sich ausbreitenden Wurzel variiert jedoch zwischen den Pflanzenarten. So besitzen z.B. Gelbsenf oder Mais ein deutlich geringer ausgeprägtes Wurzelsystem als z.B. Gräser und manch eine Zwischenfrucht.

Der Einfluss der Wurzelsysteme auf die Ausbildung der sogenannten Rhizosphäre ist ein sehr wichtiger Faktor für die Reproduktion der Bodenfruchtbarkeit. Darüber hinaus verglich Felgentreu die Nährstoffaufnahme in Spross und Wurzel verschiedener Zwischenfrüchte und zeigte, dass unterschiedliche Pflanzenarten verschiedene Nährstoffe aufnehmen und in unterschiedlicher Menge anreichern! Der Tiefenrettich liefert z.B. vor allem Schwefel, Kalium, Phosphor sowie Bor und die Winterwicke mobilisiert vermehrt Stickstoff, Phosphor, aber auch Zink.

"Wie können wir also die Biologie in den Böden am besten unterstützen und diese Nährstoffe auch halten?", fragte Felgentreu die Teilnehmer der Tagung. Die Lösung sei hier nicht nur allgemein der Einsatz von Zwischenfrüchten, sondern die richtige Kombination von Zwischenfrüchten, Untersaaten oder auch Begleitsaaten für den jeweiligen Betrieb.

Durch Ergebnisse des CATCHY Projekts konnte Felgentreu zudem zeigen, dass die mikrobielle Diversität im Boden mit zunehmender Diversität der Artenzusammensetzung steigt. Zwischenfruchtmischungen lieferten die optimale Komposition an Nährstoffen für die Hauptfrucht", so Felgentreu.

Hötte: Alle Potenziale für den Rapsanbau nutzen

Wie wichtig Züchtung für den zukünftigen, erfolgreichen Ackerbau ist, machte Sebastian Hötte (DSV Produktmanager) in seinem Beitrag deutlich.

In der Rapszüchtung wird zum einen auf Ertragsstabilität gesetzt, für mehr Sicherheit in unterschiedlichen Umweltsituationen. Zum anderen erhält die Nährstoffeffizienz hohe Aufmerksamkeit und wird durch Ertragszüchtung stetig verbessert. "Die Sorten von Morgen müssen ganz schön was aushalten!", so Hötte, weshalb Kompensationstypen seiner Meinung nach weiterhin eine wichtige Rolle bei der Sortenwahl einnehmen werden.

Neue und damit angepasste Sorten sind aber nur ein Teil für einen sicheren Rapsanbau. Hötte sieht auch in der Kombination von Diversität und Präzision bei Anbauverfahren hohes Potenzial für die Zukunft. Diversität durch z.B. die Nutzung von Begleitpflanzen, um mehr Bodenfitness und vitale Rapsbestände zu erhalten. Präzision durch Technik, wie z.B. Strip-Till-Verfahren mit Raps in weiter Reihe. Durch moderne Sorten und innovative Anbauverfahren ließen sich noch einige Potenziale im Rapsanbau nutzen, meint der Redner.

Fruchtfolge durch die Weiße Lupine

"Pflanzenbaulich den Kopf einschalten" und angepasste Produktionstechniken nutzen - das riet Hajo Haake, Vertriebsberater der DSV.

Er lieferte Anbaulösungen für die Praxis. Dabei sprach er von eigenen Erfahrungen auf seinem Betrieb und zeigte, wie angepasste Produktionstechniken, ein integrierter Pflanzenschutz und die richtige Sorten- und Mischungswahl die Zeitwende möglich machen.

Dazu gehöre z.B. die Möglichkeit der Erweiterung der Fruchtfolge durch die Weiße Lupine, die als heimische Eiweißpflanze immer mehr Anwendung findet. Warum, das zeigte Haake ebenfalls: Nach seiner Berechnung besitzt sie nämlich im Vergleich zu anderen heimischen Proteinquellen den höchsten Substitutionswert ggü. Soja oder Weizen.

Außerdem präsentierte Haake weitere Vorteile von Zwischenfruchtmischungen und zeigte auf, wie diese Vorteile richtig genutzt werden können. So werden mit den richtigen Zwischenfrüchten nicht nur wichtige Nährstoffe gespeichert und gehalten, sondern es könne auch Wasser und Geld gespart werden.

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