Nach den verheerenden Frostschäden der letzten Jahre müssen etliche Obstbaubetriebe im Südwesten des Landes nun erneut um Teile ihrer Ernte fürchten. Die in der Blüte besonders frostempfindlichen Bestände wurden durch die Frostnächte im April stark geschädigt. Bei einem Schadentermin vor Ort in der Ortenau wurde Zwischenbilanz gezogen.
Zahlreiche Sachverständige aus dem Bereich Obstbau begrüßte Hans Ulrich Eppler, Bezirksdirektor der Vereinigten Hagel in Stuttgart, am vergangenen Dienstag zu einer so genannten Gemeinschaftstaxe in der Ortenau. Hintergrund sind die Frostnächte aus dem April, die in Baden-Württemberg rund 2.000 ha Obst zum Teil schwer geschädigt haben.
5 Mio. € Schaden
„Zwei Drittel der Kernobstbestände und fast 80 % des versicherten Steinobstes in Teilen der Ortenau, im Raum Heilbronn und am Bodensee wurden uns als geschädigt gemeldet“, fasst er die aktuelle Situation zusammen. Jetzt gelte es die Schäden zu besichtigen und einen ersten Eindruck zu erhalten.
Etwa 5 Mio. € allein bei der Vereinigten Hagel werden sicherlich am Ende unter dem Strich ausbezahlt werden, so die Schätzung des Experten. Anders sieht es glücklicherweise in den Reben aus. Der Weinbau sei in diesem Jahr mit einem blauen Auge davongekommen. Lediglich vereinzelt wurden Frostschäden gemeldet.
Blüte setzt früher ein
Michael Lösche, Generalbevollmächtigter der Versicherung und verantwortlich für das Schadenmanagement, erläuterte, warum das Risiko von Frostereignissen zunimmt, obwohl der Klimawandel doch etwas anders vermuten lasse: „Durch die schon früh im Jahr steigenden Temperaturen hat sich auch die Phänologie verändert.
Die Blüte der einzelnen Kulturen hat sich in den letzten Jahren um einige Tage bis Wochen nach vorne verschoben. Gleichzeitig treten Frostereignisse nach wie vor auf und können die Pflanzen nun vermehrt in der Vollblüte treffen. Die Schäden durch Frost nehmen dadurch sogar noch zu, auch wenn es auf den ersten Blick paradox erscheint.“
Die Absicherung der Betriebe gegen die finanziellen Risken der Wettergefahren wird also weiter in ihrer Bedeutung zunehmen. Die Mehrgefahrenversicherung wird mehr und mehr das entscheidende Instrument des betrieblichen Risikomanagements werden. Gerade vor dem Hintergrund, dass staatliche Ad-hoc-Hilfen zukünftig nicht mehr zu erwarten sind.