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Hier lohnen sich heimische Eiweißfuttermittel

Soja aus Übersee durch heimisches Eiweiß zu ersetzen, kommt gut an, ist aber meist mit höheren Kosten verbunden. top agrar-Südplus stellt zwei Praktiker vor, für die sich die Umstellung rechnet. Die Tierhaltung in Deutschland ist auf den Import von Eiweißfuttermitteln angewiesen. Das gilt auch für Süddeutschland.

Lesezeit: 8 Minuten

Soja aus Übersee durch heimisches Eiweiß zu ersetzen, kommt gut an, ist aber meist mit höheren Kosten verbunden. top agrar-Südplus (2/2017) stellt zwei Praktiker vor, für die sich die Umstellung rechnet.


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Die Tierhaltung in Deutschland ist auf den Import von Eiweißfuttermitteln angewiesen. Das gilt auch für Süddeutschland. In Baden-Württemberg und Bayern wird zurzeit mehr als die Hälfte des Bedarfs mit ausländischer Ware gedeckt. Dabei handelt es sich zum größten Teil um gentechnisch veränderten Sojaextraktionsschrot aus Nord- und Südamerika.


Doch der Import aus Übersee und der Einsatz von gentechnisch veränderten Futtermitteln stehen bei den Verbrauchern zunehmend in der Kritik. Deshalb versuchen immer mehr Landwirte, Lebensmittelverarbeiter und Handelsunternehmen Importfuttermittel durch heimische Ware zu ersetzen.


Die Öffentlichkeit gewinnen


So hat auch Bullenmäster Anton Rottmair in seiner Meisterarbeit Alternativen zur Mast mit Sojaschrot untersucht. „Mit heimischen Futtermitteln können wir die Öffentlichkeit eher für uns gewinnen“, ist der Landwirt überzeugt. Die Imagepflege der Landwirtschaft war auch für Milchviehhalter Michael Steger ein wichtiges Motiv, auf gentechnisch veränderten Soja zu verzichten.


Wegen der engen Margen in der Tierhaltung kommt für die meisten Landwirte ein Umstellen auf heimische Eiweißfuttermittel nur dann infrage, wenn es wirtschaftlich tragbar ist. Anton Rottmair und Michael Steger haben dies genau geprüft und sind zu einem positiven Ergebnis gekommen.


Rapsschrot und Luzernecobs


Bullenmäster Anton Rottmair aus Oberbayern prüfte in seiner Meisterarbeit, ob Rationen mit heimischen Eiweißträgern rentabel sind.


Die hohen Kosten für importierten Sojaschrot und die Ablehnung der Verbraucher von gentechnisch veränderten Futtermitteln gaben den Ausschlag, dass Anton Rottmair in seiner Meisterarbeit Rationen mit unterschiedlichen Eiweißträgern miteinander verglich.


Der Bullenmäster aus Haimhausen im Landkreis Dachau, der den Betrieb mit seinem Bruder Hubert führt, kauft Fresser mit einem Gewicht von 180 bis 210 kg zu und mästet sie auf seinen 240 Stallplätzen mit einer Maissilage-Ration aus. Als Strukturkomponente füttert er 300 g Stroh. Die Getreidemischung enthält 50 % Körnermais und jeweils 25 % Winterweizen und Wintergerste.


Vier Eiweißträger


Aus diesen Komponenten hat Rottmair in seinem Praxisversuch mit folgenden Eiweißträgern vier Rationen gestaltet, die alle den gleichen Rohproteingehalt von 13,7 % haben:

  • HP-Sojaextraktionsschrot
  • (48 % XP pro kg FM);
  • Rapsextraktionsschrot
  • (35,3 % XP pro kg FM);
  • Eiweißreiches Rindermastfutter (35 % XP pro kg FM);
  • Luzernecobs (18,7 % XP pro kg FM) plus Rapsextraktionsschrot.
Der Mäster legte die Rationen je vier Tiergruppen in zwei unterschiedlichen Ställen vor. So konnte er auch den Einfluss des Stalls auf die Leistung der Tiere prüfen.


Der Versuch begann nach dem Einstallen der Tiere, dauerte vier Monate und beschränkte sich somit auf die Anfangsmast. Um die Zunahmen zu ermitteln, hat er alle Bullen vier Mal im Abstand von einem Monat gewogen. Die Futteraufnahme jeder Gruppe ermittelte er über das Wiegen der vorgelegten Futtermittel und des Futterrestes.


Luzerne/Raps-Variante vorn


Die Variante Luzernecobs (0,7 kg) plus Rapsschrot (0,6 kg) erzielte mit 1 324 g die höchsten Tageszunahmen, gefolgt von der Sojaschrotgruppe mit 1 295 g. Die Versuchsgruppen mit Rapsschrot und Eiweißergänzer lagen mit 1 245 g bzw. 1 237 g etwa gleichauf. Auffällig war, dass die Durchfallprobleme, die in einem Stall auftraten,

bei der Luzernegruppe nicht durchschlugen. Rottmair vermutet, dass der höhere Rohfasergehalt der Luzerne die Verdauung und die Pansenentwicklung positiv beeinflusst.


Luzerne nach dem Einstallen


Bei den Futterkosten pro kg Zuwachs schnitt die Eiweißergänzer-Ration mit 72 ct am günstigsten ab. Knapp dahinter rangierte die Rapsschrot-Variante mit 74 ct. Die Sojaschrot- und die Luzerne/Rapsschrot-Variante kosteten jeweils rund 79 ct/kg Zuwachs.


Rottmair zieht aus den Ergebnissen folgende Schlüsse:

  • Wegen der positiven Effekte auf die Verdauung und Fitness der Tiere setzt Rottmair in den ersten Wochen nach dem Einstallen künftig Luzernecobs in Kombination mit Rapsschrot ein.



  • Weil die Rapsschrot-Gruppe nur 50 g geringere Tageszunahmen erzielte als die Soja-Gruppe, aber 5 ct/kg Zuwachs weniger Futterkosten verursachte, ist der Rapsschrot künftig das Eiweißfuttermittel seiner Wahl. Auf Sojaschrot verzichtet er komplett.



  • Auch den Eiweißergänzer lässt er weg, weil dieser zu schlechteren Leistungen führt, aber keine wesentliche Kostenersparnis bringt. Den Ergänzer als zusätzliche Eiweißkomponente einzusetzen, würde Mehrarbeit verursachen. Zudem würde sich die wechselnde Zusammensetzung des Futtermittels negativ auf die Pansenmikroben auswirken.



  • Der eigene Anbau von Luzerne kommt für ihn aber nicht infrage, weil die nächste Trocknungsgenossenschaft 80 km entfernt liegt. Der Bezug der Cobs von dort ist hingegen kein Problem, weil er diese mit dem Pkw-Anhänger transportieren kann.


Nicht verallgemeinern


Rottmair weist darauf hin, dass seine Ergebnisse nur bedingt übertragbar seien. „Wir haben sehr alte Ställe und dadurch nur ein durchschnittliches Leistungsniveau“, betont der Mäster. „Möglicherweise ist der Vorteil von Soja in neuen Mastställen größer.“


Für seinen Betrieb zieht er jedoch den Schluss, dass ihm der Verzicht auf den gentechnisch veränderten Sojaschrot nur Vorteile in punkto Wirtschaftlichkeit und Tiergesundheit bringt.


Erbsen und Bohnen für die Kühe


Michael Steger aus der Fränkischen Schweiz füttert seinen Kühen Ackerbohnen und Erbsen aus eigenem Anbau. Er fährt damit günstiger als mit Sojaschrot.


Der Anbau heimischer Eiweißpflanzen drängte sich für Michael Steger auf, als er ein Thema für seine Meisterarbeit suchte. Die Anrechenbarkeit von Leguminosen als „ökologische Vorrangfläche“ im Rahmen des Greenings und die Möglichkeit, vielfältige Fruchtfolgen mit Eiweißpflanzen über das bayerische Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) fördern zu lassen, machen deren Anbau wieder interessanter.


Zudem suchte der Milchviehhalter aus Ottenberg im Landkreis Bayreuth nach Alternativen zum Sojaschrot in seinen Kuhrationen. Die Milch der rund 50 Kühe, die Steger mit seinen Eltern hält, liefert er an ein Qualitätsprogramm der Molkerei Bechtel. Dieses schreibt die Fütterung ohne Gentechnik vor und honoriert das mit 1 ct/kg.


Anbauversuch mit Leguminosen


Der Junglandwirt säte deshalb im Anbaujahr 2014/15 auf einer homogenen Lösslehmfläche mit 43 Bodenpunkten in zwei Wiederholungen auf je sechs Parzellen folgende Kulturen:

  • Winterackerbohnen,
  • Wintererbsen,
  • Sommerackerbohnen,
  • Sommererbsen,
  • Blaue Süßlupinen,
  • Sojabohnen.


Die Stoppel der Vorfrucht Sommergerste grubberte Steger 8 cm tief und pflügte dann das Versuchsfeld. Für die Saat verwendete er eine Kombination aus Kreiselegge und Scheibensägerät. Die Ackerbohnen, die eigentlich auf 8 bis 9 cm Tiefe gesät werden sollten, legte er nur 6 cm tief ab. Mehr war mit seiner Sämaschine nicht möglich. Nach der Saat walzte der Landwirt alle Kulturen, um eine ebene Fläche zu erhalten.


Auf eine Düngung verzichtete er. Die Winterungen behandelte er mit dem Bodenherbizid Bandur und dem Fungizid Folicur gegen Botrytis. Im Frühjahr bekämpfte er den Blattrandkäfer mit Karate Zeon, weil er Fraßschäden an den Winterleguminosen und Sommerackerbohnen verursachte. Das Insektizid setzte er auch gegen den Erbsenwickler bei den Sommererbsen ein.


Die Sommerackerbohnen und -erbsen behandelte der Landwirt im Vorauflauf ebenfalls mit dem Herbizid Bandur. Bei den Lupinen setzte er Stomp Aqua plus Boxer ein, bei den Sojabohnen Stomp und nach dem Auflaufen zweimal Basagran und Harmony. Den Flughaferdurchwuchs bekämpfte er in allen Sommerungen mit Fusilade Max.


56 dt/ha Sommererbsen


Die Erträge der Kulturen fielen auf dem Jurastandort auf 525 m über NN und mit 750 bis 1 000 ml Niederschlägen sehr unterschiedlich aus. Im Durchschnitt der zwei Wiederholungen erreichten die Sommererbsen mit 56 dt/ha den mit Abstand höchsten Ertrag, gefolgt von den Sommer- (40 dt/ha) und Winter-

ackerbohnen (38 dt/ha).


Extrem schlecht schnitten die Sojabohnen (19 dt/ha) und Lupinen (6 dt je ha) ab, obwohl Steger das Saatgut beider Kulturen vorschriftsgemäß geimpft hatte. Den Sojabohnen fehlte zur Blüte das Wasser, die verzweigte Lupine reifte nicht vollständig ab. Möglicherweise hätte ein endständiger Wuchstyp bessere Ergebnisse erzielt.

Weil Leguminosen Risikofrüchte sind, deren Erträge von Jahr zu Jahr extrem schwanken können, verglich der Landwirt seine Erträge mit den mehrjährigen Durchschnittsergebnissen der LfL. Bei starken Abweichungen passte er die Erträge für die betriebswirtschaftlichen Berechnungen entsprechend an.


Was kostet 1 dt nXP?


Entscheidendes Kriterium waren für ihn die Kosten pro dt nutzbares Rohprotein (nXP), weil er mit seinen Leguminosen zugekaufte Eiweißfuttermittel ersetzen wollte. Hier schnitten die Winterackerbohnen mit 80 €/dt nXP und die Sommererbsen mit 86 €/dt nXP am besten ab und lagen sogar günstiger als Raps- und Sojaextraktionsschrot.


Deshalb füttert Steger seit August 2015 seinen Kühen Erbsen und Bohnen und ersetzt damit vor allem Sojaschrot. Seine Fleckviehherde mit rund 9 500 kg Milchleistung hat die Umstellung bisher ohne Leistungseinbußen verkraftet.


„Allerdings muss ich jetzt bei der Rationsgestaltung mehr Dinge im Blick haben“, gibt er zu. Weil Erbsen stärkereich sind, besteht besonders bei maisreichen Rationen schnell die Gefahr, dass der Stärkegehalt eine kritische Grenze übersteigt. Nach Stegers Beobachtung führen Erbsen und Bohnen zu einer schnelleren Verdauung, sodass er jetzt etwas mehr Heu zufüttert.


Weil die Erbsen nicht gleichmäßig abreifen, lässt er sie in der 25 km entfernt gelegenen Trocknungsgenossenschaft in Prebitz trocknen. „Ansonsten wäre die Lagerung in einem Hochsilo problematisch“, warnt der Landwirt.


Unterm Strich sind seine Erfahrungen so gut, dass er jährlich 4 ha Winterackerbohnen (Hiverna) und 2 ha Sommererbsen (Alvesta) anbaut. „Die Winterung nutzt die Winterfeuchte besser und räumt nach der Ernte schneller das Feld als eine Sommerung“, begründet Steger seine Sympathie für die Winterackerbohne. „Und mit den unterschiedlichen Kulturen und der Mischung aus Winterung und Sommerung kann ich das Ertragsrisiko geringer halten als bei nur einer Fruchtart.“

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