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Resolution

Ist Genome Editing Gentechnik? Lebensmittelhandel wehrt sich gegen Lockerungen

Mehrere Lebensmittelhändler sprechen sich in einer Resolution gegen eine Lockerung bei den neuen gentechnischen Züchtungsverfahren aus.

Lesezeit: 4 Minuten

Der EU-Agarministerrat beschäftigt sich diese Woche mit der Regulierung der Neuen Gentechnik. Besonders das Genome Editing und seine bisherige Bewertung als Gentechnik ist dabei zentrales Thema. Während Forschung und Saatzuchtindustrie dringend Lockerungen beim Einsatz des genetischen Verfahrens wünschen, fordern mehrere Lebensmittelhändler weiterhin eine strikte Handhabung.

Medienberichten zufolge verlangen u.a. Dennree, Aldi, Lidl, Tegut und Rewe Österreich in einer Resolution von der EU-Kommission, diese neue Gentechnik weiterhin genauso zu regulieren wie herkömmliche gentechnische Verfahren. Nur so könne Brüssel dem Vorsorgeprinzip, der Risikobewertung und den Transparenzanforderungen gerecht werden, heißt es.

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Der Handel bangt laut dem Spiegel offenbar um seine Glaubwürdigkeit, weil auf den Nahrungsmitteln nicht abzulesen sei, ob bei den Rohstoffen Sorten verwendet wurden, die auf Genome Editing basieren. Die Tagessschau zitiert dazu aus dem Papier: "Die bestehenden EU-Regeln haben sich bewährt und garantieren Wahlfreiheit für die Konsumenten, weil Gentechnikprodukte oft klar gekennzeichnet sein müssen."

In der Resolution mahnen die Ketten, dass Lockerungen den Markt der klar gekennzeichneten Bio-Produkte sowie den der konventionellen Waren mit „Ohne Gentechnik“-Label massiv schädigen könne. Verbrauchern würden Gentechnik-Produkte „untergejubelt“.

Die Unternehmen aus dem Agrarsektor erhoffen sich von einer Lockerung der Definition hingegen, dass die Entwicklung neuer Pflanzen nur noch halb so lange wie bei herkömmlichen GVOs dauert. Dies werde angesichts des Drucks durch den Klimawandel immer wichtiger. Zudem könnten neue Sorten den Hunger auf der Welt eindämmen helfen.

Stimmen

Heike Moldenhauer, Generalsekretärin European Non-GMO Industry Association (ENGA):

„Die EU-Kommission erwägt allen Ernstes für 95 % aller mit neuer Gentechnik erzeugten GVO die aktuell vorgeschriebene umfassende Risikobewertung und Kennzeichnung als gentechnisch veränderte Produkte zu schleifen. Damit untergräbt die Kommission das Vorsorgeprinzip und die Wahlfreiheit, zwei Grundprinzipien der Europäischen Union. Und sie setzt aufs Spiel, was nach geltender Rechtslage eine Selbstverständlichkeit ist: Gentechnik-freie Produktion und Ernährung. Wir fordern daher die EU-Kommission auf, von ihrem Kurs der Deregulierung abzurücken und bei den Verfahren der neuen Gentechnik auch weiterhin Zulassungsverfahren, Rückverfolgbarkeit, Kennzeichnung und damit Transparenz für Verbraucherinnen und Verbraucher sowie die Lebensmittelwirtschaft zu garantieren.“

Thomas Gutberlet,Geschäftsführer tegut:

„Wir stehen schon immer für nachhaltige, regionale Lebensmittel ohne Gentechnik. Die Gentechnikfreiheit muss selbstverständlich für alle Arten von Gentechnik gelten, auch für neue Verfahren. Damit wir das unseren Kundinnen und Kunden auch in Zukunft garantieren können, muss auch neue Gentechnik ganz klar als Gentechnik reguliert bleiben. Ganz unabhängig davon, was die neuen Verfahren können oder nicht können. Es geht nicht um Verbote, sondern um Transparenz. Die sind wir unseren Kundinnen und Kunden schuldig.“

Kirsten Tackmann, Agrarsprecherin der Linken:

„EU-Kommission, Bundesregierung und Koalition sollten weiter dem Vorsorgeprinzip als Priorität folgen, jetzt erst Recht. Mehr Nachhaltigkeit ist auch in der Landwirtschaft nötig, aber Heilsversprechen der Lobby Neuer Gentechnik werden nicht gebraucht. Stattdessen wird ein Systemwechsel gebraucht hin zu einer regionaleren, klimagerechteren und sozialeren Lebensmittelproduktion.“

Harald Ebner, Grünen-Sprecher für Gentechnik:

„Es ist zu befürchten, dass die mit neuen gentechnischen Methoden erzeugten Produkte ungetestet und ungekennzeichnet auf den Markt kommen. Die Bundesregierung muss die Bedenken der Handelsunternehmen gegenüber jeglicher Deregulierung der neuen Gentechniken wie CRISPR/CAS ernst nehmen. Nachweisverfahren und Nachverfolgbarkeit entlang der gesamten Herstellungskette sind dringend notwendig. Gleiches gilt für ein effektives Monitoring. Denn nur weil der Nachweis bei den neuen Techniken aktuell noch schwierig ist, darf der Rechtsstaat hier nicht kapitulieren.“

Renate Künast, Grünen-Sprecherin Ernährungspolitik:

„Die neue Gentechnik ändert nichts an Machtstrukturen, Raubbau und Ausbeutung. Sie leistet keinen Beitrag für speicherfähige Böden oder den Erhalt der Artenvielfalt. Verbraucher dürfen durch PR-Kampagnen der Agrarlobby nicht hinters Licht geführt werden. Es geht hierbei um die entscheidende Frage der kommenden Jahrzehnte: Wie kann sich die Welt ernähren? Die Agrarindustrie hat den Klimawandel befeuert und das Artensterben vorangetrieben. Es wird Zeit für eine Abkehr von der Agrarindustrie. Agrarökologischen Methoden gehört die Zukunft.“

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