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Landwirt verrät Trick, wie er die N-Effizienz im Getreide erhöht

Landwirt Thomas Ziemer erhöht die N-Effizienz in den Kulturen vor allem mit kostengünstigen Werkzeugen und Maßnahmen. Kürzlich hat er uns seine ausgeklügelten Strategien erklärt.

Lesezeit: 9 Minuten

Hohe Getreide- und Rapserträge trotz strenger Düngeregeln – ­dafür feilt Thomas Ziemer kontinuierlich an seiner Düngestrategie. Wichtig ist ihm dabei auch, die Düngekosten möglichst niedrig zu halten.

Zusammen mit zwei Mitarbeitern und einem Auszubildenden leitet der Agraringenieur den landwirtschaftlichen Betrieb „Fürstliche Meierei Brandenburg“, der am nordwestlichen Stadt­rand von Stadthagen im Landkreis Schaumburg in Niedersachsen liegt. Auf 520 ha werden Wintergetreide, Raps, Silomais und Rüben angebaut.

Von Bodenstruktur und Grundnährstoffen

Voraussetzung für ein effizientes Düngen ist ein zur Bodenart passender pH-Wert, der die Bodenstruktur stabilisiert und Nährstoffe verfügbar hält. Wichtig ist auch ein aktives Bodenleben und eine gute Versorgung mit Grund- und Spurennährstoffen. Um das zu gewährleisten achtet Ziemer z. B. auf Folgendes:

Fruchtfolge: Auf rund 80 % seiner Flächen baut er Mais/Winterweizen/Mais/Winterweizen/Raps/Winterweizen oder Rüben/Winterweizen/Win­tergerste/Raps/Winterweizen an. Somit folgt bei ihm auf eine Blattfrucht fast immer eine Halmfrucht.

Zudem stehen Rüben und Raps nur alle fünf Jahre auf derselben Fläche. Ebenfalls achtet er darauf, nur einmal Mais in Selbstfolge anzubauen und keine Rüben nach Mais zu stellen. Alles zusammen senkt den Druck mit Krankheiten, Schädlingen und Unkräutern. Weil bei den Druschkulturen das Stroh auf dem Acker verbleibt, liefern die Erntereste Nährstoffe für die jeweiligen Folgefrüchte.

Zwischenfrüchte: Um das Boden­leben zu fördern und den Humusgehalt stabil zu halten, baut Ziemer vor Sommerungen wie Mais und Rüben generell eine Zwischenfrucht an. „Unsere Mischungen enthalten keine Kreuzblütler, wenn Raps in der Fruchtfolge steht und keine Gräser wie Rauhafer, um grüne Brücken zu vermeiden“, erklärt er.

Phacelia ist dagegen immer dabei, weil sie die Bodenstruktur verbessert und zu allen Früchten passt. Für die Folgefrucht liefern die Mischungen nach seinen Aussagen rund 20 bis 30 kg/ha N.

Grund-, Spurennährstoffe und pH-Wert: Über regelmäßige Bodenproben ermittelt er den pH-Wert und die Versorgung mit Grundnährstoffen wie u. a. Phosphor, Kalium und Magnesium. Dass diese nicht unter die Gehaltsklasse C sinken dürfen, ist für ihn selbstverständlich. Spurenelemente wie Bor düngt er z. B. im Raps nach Bedarf.

Betriebsspiegel
Betrieb: Fürstliche Meierei Brandenburg, Stadthagen (Niedersachsen)
Klima: ca. 660 mm, 11 °C (Durchschnitt)
Betriebszweige: Marktfruchtbetrieb, ­Beteiligung an zwei Biogasanlagen
Fläche: ca. 520 ha, 44 bis 76 Bodenpunkte, sandiger Lehm/Lehm (80 %), lehmige Sande (5 %), Ton (15 %)
Kulturen: Winterweizen, Wintergerste, Raps, Rüben, Mais, Stilllegung

Ziemers Strategie im Raps

Vor allem beim Rapsanbau ist es dem Landwirt wichtig, dass die Böden einen pH-Wert von 6,8 bis 7,0 aufweisen. „Dadurch senken wir auf den „traditionellen“ Rapsflächen die Kohlhernie­gefahr, auch wenn das zulasten der Verfügbarkeit von Spurennährstoffen wie Bor geht“, sagt Ziemer. Die Borversorgung gleicht er über eine Blattdüngung z. B. mit Bor 150 aus.

Die Aussaat des Rapses erfolgt bei ihm im Mulchsaatverfahren. Wichtig – so der Landwirt – ist es, dass die Strohverteilung der Vorfrucht gut gelingt und dass das Stroh über zwei bis drei Stoppelbearbeitungsgänge gleichmäßig in den Boden eingearbeitet wird. Strohmatten sind tabu, weil sie die Nährstofffreisetzung behindern.

Um den N-Bedarf des Rapses im Herbst zu decken und auch die Strohrotte der Vorfrucht zu fördern (vermeiden einer N-Sperre) düngt er die ­Bestände vor der Aussaat mit Gärres­ten aus Biogasanlagen, an denen der ­Betrieb beteiligt ist. Diese enthalten ca. ­6 kg/m3 Gesamt-N, davon rund 3 kg je m3 NH4-N. Die Gesamtmenge von 60 kg N/ha bzw. 30 kg/ha NH4-N im Herbst, welche die Düngeverordnung als Maximalrahmen vorgibt, nutzt er aus. „Über den Volldünger Gärrest ­gelangen auch rund 50 kg/ha K20 auf den Acker, sind die Böden in Gehaltsklasse C oder schlechter, düngen wir mineralisch nach“, erklärt Ziemer.

Für eine hohe N-Effizienz bringt er die Gärreste mit Schleppschläuchen kurz vor der Rapsaussaat aus und arbeitet sie direkt ca. 10 cm tief ein. „Oft stehen dafür zwei Schlepper mit Grubber bereit, um den Gärrest schlagkräftig sofort nach der Ausbringung einzuarbeiten“, sagt er. Direkt vor der Saat wird der Boden 20 bis 25 cm tief gelockert.

Im Frühjahr muss Thomas Ziemer zunächst den anrechenbaren Anteil der im Herbst durchgeführten Gärrestdüngung von der gesetzlichen Düngebedarfsermittlung (DBE) abziehen. Trotz des engen Düngerahmens reichen bei ihm die Gesamt-Frühjahrsmengen für eine gute Ernährung des Rapses in der Regel aus. Die Nmin-Beprobung führt er generell selbst durch. „Weil die Nmin-Werte zu Raps bei uns in der Regel zwischen 10 bis knapp 20 kg/ha N liegen, gibt uns das bei der Düngung etwas Spielraum“, so der Landwirt.

Bei der Andüngung zu Vegetationsbeginn, bzw. sobald die Flächen befahrbar sind, nutzt er mineralische Dünger. „Bei Gärresten kommt die N-Wirkung nach unseren Erfahrungen zu spät“, so Ziemer. Als Dünger setzt er je nach Bestandsentwicklung und Preis auf ASS oder SSA. Wichtig ist ihm, dass mit dieser Gabe neben N auch rund 45 kg/ha S auf den Acker kommen. Denn er weiß: Fehlt Schwefel, sinkt die N-Effizienz.

Dieses Jahr will er z. B. mit 2,0 dt/ha SSA beginnen und ca. 14 Tage danach Harnstoff mit Ureasehemmerzusatz streuen. Ob er bei der zweiten Gabe Harnstoff oder z. B. KAS nutzt, macht er neben dem Preis auch von der Düngerqualität abhängig. „Wir legen sehr hohen Wert darauf, dass sich die Dünger auch gut verteilen lassen“, sagt er. „Dafür sind gleichmäßige Korngrößen ohne Staub wichtig“. Um das Streubild noch weiter zu verbessern, hat er kürzlich sogar einen Exaktstreuer gekauft (mehr dazu unten).

In sehr trockenen Jahren appliziert er zur Blüte bei Bedarf noch kleine AHL-Gaben von 8 bis 10 kg N/ha, dabei achtet er auf den Bienenschutz. Dass seine Düngestrategie „aufgeht“, zeigen die Erträge von durchschnittlich 43 dt/ha.

Tipp: Zur Kontrolle der Gesamt-N-Mengen im Frühjahr führt Ziemer eine Aufwuchsmengenmessung durch, bei der man die Frischmasse wiegt. Ein Beispiel: Bei einer überdurchschnittlichen Rapsentwicklung von etwa 2,5 kg/m2 Aufwuchs sind etwa 100 kg/ha N in der Blattmasse gebunden. Von diesem Wert wird der mittlere Gehalt eines „normalen“ Bestandes von etwa 50 kg/ha abgezogen. Von der Differenz (50 kg) kann man auf Grundlage dieser Methode 70 % – also etwa 30 bis 40 kg/ha N – vom gesetzlichen Bedarfswert im Frühjahr abziehen. Als untere Grenze gelten im Frühjahr 120 kg/ha N.

So geht er im Weizen vor

Im Frühjahr erstellt er die DBE, bei der – wie im Raps – das Ziehen eigener Nmin-Proben der Dreh- und Angelpunkt ist. Je nach Vorfrucht und Schlaghistorie ­liegen die Nmin-Werte bei ihm zwischen 25 und 85 kg/ha. Wichtig ist ihm, die eigenen Proben möglichst dicht am Düngezeitpunkt zu ziehen. Denn Nach­be­probungen haben gezeigt, dass es nach Niederschlägen noch zu Verlagerungen von 20 bis 40 kg/ha N (Blattfruchtweizen) kommen kann. Diese Mengen würden bei der DBE dann fehlen.

Für die erste Gabe , die er bei niedrigen Nmin-Werten früh ausbringt, nutzt er ASS oder SSA. In diesem Jahr will er auf SSA setzen, zum einen wegen voraussichtlich geringer Smin-Gehalte und zum anderen wegen des niedrigeren Preises.

Rund eine Woche später bringt er als 1b-Gabe z. B. Harnstoff aus. Insgesamt düngt Ziemer bei normaler ­Bestandsentwicklung in der 1a- und 1b-Gabe rund 70 kg/ha N und bei Blattvorfrucht ca. 25 kg/ha S.

Für spät ge­säten Winterweizen nach Rüben (Aussaat ab November) hat er sich eine andere Strategie überlegt: Diese Bestände will er mit KAS andüngen. Als 1b-Gabe sind 15 bis 20 m3/ha Gärrest geplant. Schnell verfügbarer Stickstoff und Phosphor sollen dabei für eine ausreichende Bestandesdichte sorgen.

Bei der zweiten Gabe , bei der er in normal entwickeltem Weizen rund 40 bis 60 kg/ha N ausbringt, ist für Ziemer der richtige Düngetermin wichtig. Dieser hängt auch von der Nachlieferung von vorherigen Früchten wie Rüben und Mais ab, die er weitgehend mit Gärresten düngt.

Zur Bestimmung des optimalen Termins nutzt er die Nitrachek-Methode zu BBCH 31. Diese beruht darauf, den Nitratgehalt im Pflanzensaft zu messen. Dazu schneidet man zunächst ca. 30 Triebe aus repräsenta­tiven Bereichen des Bestandes und legt sie unter eine spezielle Presse. Diese drückt den Saft aus den Halmen. Der Saft wird dann analysiert, z. B. durch ein Laqua Twin-Gerät.

Liegt der gemessene Nitratwert unter 500 bis 800 ppm, sollte eine Düngung erfolgen. Bei hoher Nachlieferung schiebt er die Schossergabe nach hinten oder reduziert die Düngermenge.

Die Abschlussgabe düngt Ziemer ab BBCH 37/39 mit z. B. 50 bis 80 kg/ha N (je nachdem, was die DBE noch zulässt). Den Termin legt er wiederum über die Nitrachek-Methode fest. Mit dieser Strategie erreicht der Landwirt Weizenerträge von 90 bis 120 dt/ha.

Fazit und Ausblick

Um möglichst effizient zu düngen, führt Ziemer generell auch Pflanzenanalysen durch, die den Ernährungszustand für alle Nährstoffe anzeigen. Der beste Termin dafür ist in Getreide die beginnende Schossphase. Zudem legt er Düngefenster an, um die N-Freisetzung zu prüfen. All diese Maßnahmen zeigen, dass Effizienzsteigerungen nicht unbedingt viel Geld kosten müssen.

Dass Thomas Ziemer weiter an seiner Düngestrategie feilt, zeigt Folgendes: Seit Frühjahr 2023 nimmt er am Projekt „Säure+ im Feld“ teil. Ziel ist es, Ammoniak-Emissionen bei der Düngung von Gülle bzw. Gärresten zu senken und gleichzeitig die Nutzungseffizienz zu steigern. Dazu wird der organische Dünger während der Ausbringung angesäuert.

Zurzeit testen neben Ziemer weitere Betriebe und Lohnunternehmen aus acht Bundesländern das System. Abschließende Ergebnisse sollen 2025 vorliegen. Weitere Infos zum Projekt hier...

Künftig will Thomas Ziemer auch mehr Erfahrungen mit teilflächenspezifischer Düngung per Biomassekarten oder N-Sensor sammeln. Das wäre dann die nächste Stufe zu noch mehr Effizienz.

Exaktstreuer: Lohnt sich das?

Um eine punktgenaue Verteilung unabhängig von der Düngerqualität sicherzustellen, hat sich Ziemer kürzlich für den Kauf eines Exaktstreuers entschieden (Rauch Aero 32.1). Weitere Vorteile sind für ihn die geringe Windanfälligkeit, absolut exaktes Grenzstreuen und die Möglichkeit, Teilbreiten genauer ausstreuen zu können. Zudem ist diese Technik eine gute Voraussetzung, um künftig eventuell teilflächenspezifisch zu düngen.

Dass sich die Anschaffung für ihn durchaus lohnt, zeigt Folgendes: Bei einer durchschnittlichen Schlaggröße von 7,4 ha sind von seiner Gesamtackerfläche rund ein Drittel Vorgewende (ca. 150 ha, wenn man die Stilllegung abzieht). Werden die Dünger auf den äußeren 4 m durch einen Schleuderstreuer schlecht verteilt, werden insgesamt durch Rand- und Anschlusseffekte rund 40 ha ungleichmäßig gedüngt. Ziemer erwartet durch den neuen Exaktstreuer einen Mehrertrag von 1 bis 2 %. Dem stehen höhere Maschinenkosten von rund ­2,70 €/ha je Düngemaßnahme ent­gegen.

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