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Mais hacken statt Pflanzenschutzmittel sprühen - Versuche im Vergleich

Dem Anspruch, Herbizide einzusparen, kann man in Hackkulturen am besten durch mechanische Verfahren gerecht werden. Wie effektiv und wirtschaftlich diese sind, zeigen aktuelle Versuche.

Lesezeit: 4 Minuten

Unser Autor: Klaus Gehring, LfL Institut für Pflanzenschutz Freising-Weihenstephan

Mais genießt in Deutschland noch immer kein gutes Image. Das lässt sich objektiv betrachtet nicht mit der Intensität des chemischen Pflanzenschutzes begründen. Im Wesentlichen kommen nur Herbizide zur Anwendung und bei einem durchschnittlichen Behandlungsindex (BI = Summe voller Aufwandmengen) von 1,9 ist der Mais nahezu eine Low-Input-Kultur in Bezug auf Pflanzenschutzmittel.

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Dennoch stellt sich seit geraumer Zeit die Frage, wie sich auch im Maisanbau der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln minimieren lässt. Die Antwort findet sich zwangsläufig bei den alternativen Unkrautregulierungsverfahren. Dazu haben die Pflanzenschutzdienste von Bayern und Baden-Württemberg im Jahr 2020 ein gemeinsames Versuchsprogramm aufgestellt. Nachfolgend sind die Ergebnisse aus drei Versuchsjahren zusammengefasst und ausgewertet.

Vier Systeme im Vergleich

Das Prüfprogramm wurde auf Basis von Großparzellen-Exaktversuchen als On-Farm-Research durchgeführt. An insgesamt 19 Versuchsstandorten kamen neben einer unbehandelten Kon­trolle vier verschiedene Regulierungssysteme zum Einsatz.

Dazu zählen:

  • eine rein chemische,
  • eine rein mechanische Unkrautbekämpfung und
  • zwei kombinierte Behandlungssysteme.

Für die einzelnen Varianten gab es keine starre Vorgabe von Behandlungen. Der Herbizideinsatz und die mechanischen Bekämpfungsmaßnahmen richteten sich in der Intensität nach dem standortspezifischen Bedarf. Das Unkrautspektrum an den Versuchsstandorten war sehr vielfältig. Dominierende Unkräuter waren Gänsefuß, Knöterich und Hühnerhirse.

In der rein chemischen Variante kamen praxisübliche Behandlungen zum Einsatz wie Aspect + Laudis, Gardo Gold + Callisto, MaisTer power oder Successor T + Elumis. Mit einem BI von durchschnittlich 1,3 und einer einmaligen Anwendung lag die Behandlungs­intensität deutlich unter dem im Maisanbau üblichen Aufwand (BI von 1,9; Behandlungshäufigkeit von 1,5).

In der rein mechanischen Regulierung wurden Striegel im Vor- und Nachauflauf und verschiedene Hack­geräte eingesetzt. Die Intensität ging, je nach Standort, von einmal Hacken bis zu zwei Striegel- plus drei Hackgeräte-Anwendungen. Das Mittel lag bei 2,3 mechanischen Behandlungen.

Die kombinierten Varianten bestanden aus einer Vorlage von Adengo (0,25 l/ha) als Flächenbehandlung bzw. aus einer Bandbehandlung mit Spectrum Plus + MaisTer power (2,5 + 1,0 l/ha). Der stark reduzierte Herbizideinsatz (BI von 0,8 bzw. 0,4) wurde nach Bedarf durch Hackmaßnahmen ergänzt.

Differenzierte Ergebnisse

Im Vergleich der Gesamtunkrautwirkung waren die chemische und die beiden kombinierten Varianten auf einem gleichwertig guten bis sehr guten Niveau (93 bis 97 % Wirkung). Lediglich die rein mechanische Variante setzte sich mit einer signifikant schwächeren Wirkung von durchschnittlich 73 % ab.

In der Ertragsabsicherung war der Wirkungsabstand der rein mechanischen Variante nicht mehr so deutlich zu erkennen. Eine mittlere Ertragsabsicherung von 127 bis 147 % gegenüber der unbehandelten Kontrolle (100 %)war im Vergleich der Varianten gleichwertig. Jedoch fiel ein leichter Ertragsvorteil der beiden kombinierten Varianten auf. Es ist nicht auszuschließen, dass der Effekt eine positive Nebenwirkung des Hackgeräteeinsatzes ist.

Aus den Kennzahlen der Verfahren ergibt sich die eigentliche Differen­zierung (Übersicht 2). Die rein chemische Unkrautbekämpfung charakterisiert sich durch eine nur einmalige Überfahrt und den daraus resultierenden sehr niedrigen Arbeitsbedarf sowie einen absolut geringen Dieselverbrauch mit einem sehr niedrigen CO2-Ausstoß über den Treibstoffeinsatz.

Hinsichtlich der Herbizidreduktion erreicht die rein mechanische Bekämpfung natürlich das Maximalziel. Mit einem BI von 0,8 bzw. 0,4 ist der Herbizidaufwand in den kombinierten Varianten allerdings ebenfalls auf einem extrem niedrigen Niveau.

Der für die Produktivität maßgebliche bereinigte Mehrertrag variiert zwischen den Varianten in einem Bereich von durchschnittlich 227 bis 388 €/ha. Aufgrund der Schwankungsbreite der Einzelversuche ist jedoch keine statistische Differenzierung zwischen den Varianten möglich. Es kann aber festgestellt werden, dass die rein mechanische Unkrautregulierung im Trend die schwächste und die kombinierte Variante mit Vorlage von Adengo die tendenziell höchste ökonomische Leistung aufweist.

Mechanik bedeutet Arbeit

Abschließend ist festzuhalten, dass ein vollständiger Verzicht auf den Herbizideinsatz im Maisanbau mit einem relativ hohen Arbeitsaufwand, einer verminderten Ertragsabsicherung und einer tendenziell geringen Wirtschaftlichkeit verbunden ist.

Deutlich vorzüglicher sind kombinierte Verfahren als Bandbehandlung oder stark reduzierte Flächenbehandlung in Ergänzung mit einem Hackgeräteeinsatz. Der relativ hohe Arbeitsaufwand wird durch eine gute Unkrautbekämpfung, hohe Ertragsabsicherung und günstige Wirtschaftlichkeit kompensiert. Der Herbizidaufwand reduziert sich dabei massiv um den Faktor 2,4 bis 4,8 gegenüber einer praxisüblichen Behandlungsintensität. Es wäre sehr hilfreich, wenn bundeslandspezifische Umweltprogramme diese kombinierten Verfahren auch als förderfähig einstufen würden.

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