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topplus Effektive Strategien

Mit diesen Tricks haben Problemunkräuter in Kartoffeln keine Chance

Resistenzen, politische Restriktionen und der Wirkstoffwegfall befeuern das Auftreten von hartnäckigen Unkräutern. Jetzt sind ausgeklügelte Strategien gefragt.

Lesezeit: 9 Minuten

Schwarzer Nachtschatten, Gemeiner Stechapfel, Erdmandelgras und Durchwuchskartoffeln – diese Problemunkräuter nehmen zu und stellen viele Betriebsleiter vor Herausforderungen.

Vor allem das Erdmandelgras breitet sich lokal stark aus. Viele Unkräuter lassen sich lediglich über die Fruchtfolge kontrollieren. In Kartoffeln erschweren zudem vor allem Triazinresistenzen gegen Weißen Gänsefuß und Co. die Bekämpfung.

Nachfolgend stellt zunächst Tobias Jöring, LWK Niedersachsen, wirkungsvolle Strategien gegen Nachtschatten, Stechapfel und Erdmandelgras vor (Teil 1). Dann folgen Hinweise zu Durchwuchskartoffeln und zu mechanischen Verfahren gegen Gänsefuß/Melde und Gräsern wie Hirsen vom Landwirtschaftlichen Beratungsdienst Kartoffelanbau Heilbronn e. V. (Teil 2).

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Empfehlungen, Teil 1

Aus für Nachtschatten, Stechapfel und Co.

Generell ist Metribuzin in Kartoffeln ein wichtiger Baustein bei der Unkrautkontrolle. Leider wird der Wirkstoff nur noch in dieser Saison zur Verfügung stehen (voraussichtlich bis Frühjahr 2025).

Vor allem für gezielte Behandlungen im Nachauflauf eignen sich Metribuzin-haltige Produkte wie Sencor Liquid, Mistral oder Citation. Wegen der Resistenzprobleme sollte man sie aber nicht übermäßig verwenden. Wichtig ist auch, dass man darauf achtet, ob die entsprechenden Kartoffelsorten den Wirkstoff vertragen.

Strategien gegen Schwarzer Nachtschatten

Der hartnäckige Schwarze Nachtschatten ist auf stickstoffreichen Sand- und Lehmstandorten verbreitet. Wegen seiner Verwandtschaft zu Kartoffeln ist das Unkraut in dieser Kultur schwer zu bekämpfen. Er läuft in mehreren Wellen auf, sodass eine Spritzfolge für eine effektive Beseitigung unerlässlich ist.

Sind die Böden feucht und haben Sie metribuzin-verträgliche Sorten angebaut, sollten Sie die erste Maßnahme im Vorauflauf gezielt in das Keimblatt des Nachtschattens applizieren. Hierfür eignen sich z. B. 3,5 l/ha Boxer + 0,5 l/ha Mistral. Um die Wirkung zu erhöhen, kann man 1,0 l/ha Quickdown vor dem Auflaufen der Kartoffeln ergänzen. Das brennt bereits aufgelaufene Unkräuter herunter. Als Nachlage können Sie eine Mischung aus Metribuzin + Prosulfocarb einsetzen (z. B. 1,5 l/ha Arcade).

Tipps gegen Stechapfel

Der Gemeine Stechapfel verbreitet sich in Deutschland vor allem über Zwischenfruchtflächen. Er fällt durch seine auffälligen Blüten und den ungewöhnlich stacheligen Fruchtständen auf.

Entfernen Sie das Unkraut schnellstmöglich aus den Kartoffelbeständen, da es als Nachtschattengewächs die Vermehrung von Kartoffelzystennematoden fördert. Größere Stechapfelpflanzen lassen sich mit Herbiziden nicht beseitigen – diese muss man händisch herausziehen.

Vorsicht:

Bedecken Sie beim Herausziehen ungeschützte Körperteile, denn die Pflanze enthält giftige Alkaloide.

Am besten lässt sich der Stechapfel mit Herbiziden im Mais bekämpfen. Daher stellt Mais eine gute Folgefrucht dar, zumal man dort auch Durchwuchskartoffeln gut bekämpfen kann. Ver­suche aus dem Emsland zeigen, dass sich nach einer Vorlage von 0,33 l/ha Adengo – eingesetzt im Vorauflauf des Maises – und einer anschließenden Mesotrione-Nachlage mit 1,0 l/ha Botiga in BBCH 16 bis 18 hohe Wirkungsgrade gegen den Stechapfel erzielen lassen.

Auch eine Kombination aus Nicosulfuron + Prosulfuron (0,7 l/ha Milagro forte + 20 g/ha Peak) erzielte als Nachlage zu 0,33 l/ha Adengo eine gute Wirkung. Wichtig bei der Herbizidstrategie im Mais ist es, dass der Stechapfel zum Zeitpunkt der Nachlage sicher aufgelaufen ist, nur dann kann sich die Blattwirkung der Herbizide voll entfalten.

Besonderheit: Erdmandelgras

Nicht nur im Kartoffelanbau, sondern vor allem auch in Mais und Getreide bereitet das Erdmandelgras teils enorme Probleme. Es überdauert im Boden über die namensgebenden Mandeln, die sich an den Wurzeln des Grases bilden und über Erdanhänge an Maschinen zu weiteren Flächen transportiert werden.

Neueste Untersuchungen zeigen, dass neben der Verbreitung über die Samen, die vor allem durch Vögel transportiert werden, auch eine Vermehrung über Seitenausläufer der Wurzeln möglich ist. Inklusive der Überdauerungsorgane (Mandeln) sind somit drei Verbreitungswege für Erdmandelgras bekannt.

Die wichtigste Maßnahme, um die Verbreitung der Mandeln zu vermeiden, ist eine top Maschinenhygiene. Zu bedenken ist, dass der Einsatz von Herbiziden nicht reicht, um die Mandeln an einer weiteren Entwicklung zu hindern. Gezielte chemische Strategien werden auch hier vor allem im Mais geprüft.

Tritt Erdmandelgras auf, ist eine Dreifach-Strategie erforderlich, um eine ausreichend unterdrückende Wirkung gegen das Gras zu erreichen. Die Übersicht oben zeigt einen Wirkungsvergleich verschiedener Maisherbizide aus dem Jahr 2023. Aus den Ergebnissen an den Standorten Nienburg und Oldenburg-Süd lässt sich folgende Strategie ableiten: Als Vorlage eignen sich 0,33 l/ha Adengo im Vorauflauf des Maises oder 2,5 l/ha Successor T in BBCH 12 bis 14. Dann folgt eine Nachlage in BBCH 14 bis 16 mit Mesotrione (z. B. 1,0 l/ha Callisto/Simba/Temsa) + 0,75 l/ha Onyx. Den Abschluss stellt 1,25 bis 1,5 l/ha MaisTer Power in BBCH 16 dar, auch wenn dies zu Wuchsdepressionen am Mais führen kann.

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Empfehlungen, Teil 2

Tabu für Durchwuchs, Gänsefuß und Gräser

Die Regulierung von Problemunkräutern wird auch wegen der zunehmend schmaleren Wirkstoffpalette anspruchsvoller. Immer öfter wird man daher wohl über mechanische Bekämpfungsverfahren nachdenken müssen.

Hinweise gegen ­Durchwuchskartoffeln

Verbleiben Knollen nach der Ernte auf dem Feld, werden sie selbst zum Unkraut (Durchwuchskartoffeln). Dies ist nicht nur aus phytosanitärer Sicht kritisch, da sich Krankheiten wie Krautfäule, Fusarium und Rhizocotonia vermehren können.

Auch Kartoffelkäfer, Läuse, Drahtwurm und Nematoden finden einen Rückzugsort im Durchwuchs. Unterschätzen Sie zudem nicht das Problem einer Sortendurchmischung, vor allem, wenn die „Problemknolle“ über mehrere Jahre hinweg im Feld verbleibt. Besonders heikel wird es dann, wenn Sie in der Fruchtfolge verschiedene Verwertungsrichtungen (Vermehrung, Speise, Industrie) anbauen.

Empfehlung: Regnet es nach der Ernte und ist es anhaltend feucht, zersetzt sich die Ausfallknolle, was den Durchwuchs in der Fruchtfolge verringert. Gestalten Sie die Bodenbearbeitung generell so, dass die Abfallkartoffeln nicht vergraben werden und mög­licher Frost diese zerstören kann. Verzichten Sie daher nach der Ernte auf den Pflug. Effektiv ist es, wenn Sie die Knollen mit Grubber oder Scheibenegge bei Frost bewegen. Bei mindestens - 3 °C über mehrere Stunden erfrieren sie.

Um Durchwuchskartoffeln in der Fruchtfolge mit Herbiziden zu bekämpfen, ist es gut, wenn nach der Kartoffel Mais folgt. Bewährt hat sich dann im Mais eine Spritzfolge aus 1,0 l/ha Elumis + 1,0 l/ha Spectrum Gold (1. Behandlung bei 15 cm Wuchshöhe des Durchwuchses), gefolgt von 0,75 l/ha Daneva + 0,75 l/ha Onyx + 0,35 l/ha Effigo. Folgt Getreide nach Kartoffeln, sind die Herbizidmöglichkeiten begrenzter.

Sinnvoll ist es, nach den Kartoffeln eine Zwischenfrucht anzubauen. Diese sollte so dicht sein, dass der Durchwuchs unterdrückt wird. Achten Sie daher darauf, dass die Zwischenfruchtsaat optimal gelingt.

Auch mechanisch gegen ­Gänsefuß, Melde und Gräser?

Problemunkräuter wie Weißer Gänsefuß/Melde, Nachtschatten oder Gräser wie Hirse lassen sich im frühen Keimblattstadium bis kurz vor dem 1. Laubblatt gut bis sehr gut auch mit  mechanischen Verfahren  bekämpfen.

Generell unterscheidet man zwischen Hacken, Striegeln, Häufeln und dem Abflammen vor dem Auflaufen der Kartoffeln. Die Herausforderung ist dabei, die passende Technik zum optimalen Zeitpunkt einzusetzen.

Um gleichmäßig flach hacken zu können, ist es wichtig, dass die Kartoffel mittig im Damm sitzt. Beschädigungen an Laub, Stolonen und Feinwurzeln sind so gut wie möglich zu vermeiden. Noch herausfordernder wird die mechanische Bekämpfung dann, wenn das Frühjahr eher feucht/nass ist und nur schmale Bearbeitungsfenster möglich sind. Gleiches trifft zu, wenn die Bodenstruktur schlecht ist.

Etwas weniger risikoreich erscheinen daher kombinierte mechanisch-chemische Verfahren zu sein. Beachten Sie dabei, dass ein mechanischer Eingriff nach dem Einsatz eines Vorauflaufherbizids den Herbizidfilm zerstört. Dann kann der Wirkstoff an die Wurzel gelangen und die Kartoffel schädigen. Führen Sie daher zuerst eine mechanische Maßnahme durch, z. B. einen Dammaufbau nach dem Legen, und setzen Sie dann im Nachauflauf ein Herbizid ein. Überprüfen Sie allerdings vorher unbedingt die Verträglichkeit der Kartoffeln gegenüber dem oder den Wirkstoff/en.

Momentan wird auch ein Pflanzenschutzmitteleinsatz auf der Dammkrone diskutiert, kombiniert mit einer Bodenbearbeitung an den Flanken und im Dammtal. So will man den politisch gewünschten Reduktionszielen nachkommen.

Um Weißen Gänsefuß und Melde in Kartoffeln in Schach zu halten, wirkt eine  Voraufbehandlung  in den meisten Fällen aber noch sehr gut. Eine sinnvolle Variante ist eine Kombination u. a. aus Metobromuron (Proman) und Aclonifen (Bandur). Setzen Sie die Kombi mindestens sieben bis zehn Tage vor dem Durchstoßen der Kartoffeln ein, um Herbizidschäden zu vermeiden. Auch Metribuzin kann unterstützen, sodass eine sinnvolle Dreiermischung entsteht. Achten Sie dann aber wiederum auf die Metribuzinempfindlichkeit der Sorten.

Hirsen werden ­hartnäckiger

Insgesamt entwickeln sich auch Hirsen im Kartoffelbau immer mehr zu einem Problem. Ähnlich wie bei Melde gilt auch hier: Je früher die Behandlung beginnt, desto besser lassen sich die Gräser bekämpfen.

Noch stehen gegen Ungräser einige Wirkstoffe zur Verfügung. Diese wirken systemisch und haben teilweise lange Wartezeiten (Fusilade Max z. B. 90 Tage). Weil sie zudem zu Rückständen neigen, ist es wichtig, einen Einsatz im Vorfeld mit den Sekundärstandards des Handels abzugleichen. Wenden Sie die Herbizide niemals in einer Tankmischung mit Fungiziden an. Denn dies kann zu empfindlichen Verbrennungen führen. Generell hat Metribuzin gute Nebeneffekte gegen einige Hirsearten.

Hinweis: Der Wirkstoff Rimsulfuron, der z. B. in Cato enthalten ist, wirkt im Nachauflauf zwar breit, allerdings sind einige Anwendungsvoraussetzungen zu beachten. So sollten beim Einsatz die Tag- und Nachttemperaturen nicht stark schwanken und sich zwischen 10 und 25 °C bewegen. Behandeln Sie zudem keine taunassen Bestände mit dünner Wachsschicht. Zusätzlich sollten die Böden ausreichend feucht sein und die Kartoffeln nicht unter Trockenstress leiden. Eine Behandlung in der Reifegruppe sehr früh bis früh sowie ein Einsatz in Pflanzgut ist ausgeschlossen.

Woher kommen die Probleme?

Generell können sich Unkräuter im Laufe der Zeit durch eine unausgewogene Fruchtfolge oder schlecht gewählte Behandlungstermine vermehren. Auch der Wegfall von resistenzbrechenden Herbiziden kann ein Problem sein. Unterschätzen Sie zudem nicht den Einfluss von unsauberen Nachbarflächen, auch wenn sie weit entfernt liegen.

Bleiben z. B. nach einem Herbizideinsatz nur wenige Pflanzen stehen, die aber mehrere Tausend Samen ausbilden, kann das bereits für einen enorm hohen Druck sorgen. Möglich ist es auch, dass Unkräuter durch Maschinen, wie Grubber oder Roder, verbreitet werden. Mit anhaftender Erde können die Samen auf andere Flächen gelangen.

Leider führen mittlerweile auch die von der Politik geforderten Bearbeitungszeiträume (z. B. Saat bis zu einem bestimmten Datum) und Einschrän­kungen dazu, dass Problemunkräuter leichtes Spiel haben.

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