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So stoppen erfahrene Praktiker die Erosion zwischen den Kartoffeldämmen

Der Kartoffelanbau auf hängigen Flächen birgt ein enormes Erosionspotenzial. Um das zu reduzieren, eignen sich Querdämme in den Furchen. Wir haben uns zeigen lassen, wie man sie anlegt.

Lesezeit: 8 Minuten

Starkniederschläge treten bundesweit immer häufiger und heftiger auf. Gerade auf Kartoffeläckern können sie erhebliche Erosionsschäden verursachen. Als Hauptgründe nennt Max Stadler vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Pfaffenhofen den späten Reihenschluss und die spezielle Oberflächenkontur der Hackkultur.

Damit meint er den Wechsel zwischen Dämmen und Furchen, die sich bei Regen nicht selten zu Rinnen entwickeln, in denen das Wasser zügig hangabwärts fließen kann. „Eine häufig intensive Bodenbearbeitung vor und während der Saat hinterlassen zudem einen relativ instabilen Boden und vergrößern das Problem zusätzlich“, so der Berater.



Um der Erosion – und damit dem Verlust von wertvollem Ackerboden – in Kartoffeln entgegenzuwirken, gibt es verschiedenste Ansätze. Diese reichen von der Pflanzung quer zum Hang über Mulchsaatverfahren bis hin zu Erosionsschutzstreifen. Relativ neu ist die Anlage von sogenannten Querdämmen. Was dahintersteckt und wie es funktioniert, haben wir uns im letzten Juni auf drei Betrieben in Bayern angeschaut.

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Betrieb Seemeier

  • Vohburg (LK Pfaffenhofen)
  • Klima: ca. 650 – 700 mm, 9,3 °C
  • Betriebszweige: Ackerbau, Freilandhühner
  • Fläche: ca. 170 ha, 25 bis 80 Bodenpunkte, sandig bis ­lehmige Böden
  • Kulturen: Kartoffeln, Rüben, Weizen, Gerste, Braugerste, Roggen, Mais

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Berg und Tal in der Furche

Klaus Seemeier hat sich immer schon über Erosionsrinnen nach kräftigeren Regenschauern auf seinen hängigen Flächen geärgert. Der Landwirt aus Vohburg an der Donau im Landkreis Pfaffenhofen weiß aber auch von seinen nahezu ebenen Schlägen – und das ist der weitaus größere Teil –, dass das Wasser auch dort den Boden in Senken verlagert.

„Dadurch entstehen Bereiche auf dem Acker, in denen zu viel Wasser ist und welche, in denen das Wasser fehlt“, so der Ackerbauer. Gleichmäßige Bestände sind dann laut Seemeier kaum zu realisieren. Eine weitere Folge seien Krautfäulenester, die zuerst in den nassen Senken entstehen und sich von dort dann weiter ausbreiten.

Um das oberflächliche Abfließen zu verhindern, setzt Seemeier seit zwei Jahren auf folgende Strategie: Während er die Dämme aufbaut, das macht er ca. acht bis 14 Tage nach der Pflanzung, zieht er den Boden in den Furchen zu kleinen Erdwällen zusammen.

Dazu hat er seine Dammfräse um fünf TerraProtect-Querdammeinheiten von Grimme erweitert. Diese sind so positioniert, dass sie genau zwischen den Dämmen laufen. Sie setzen sich im Wesentlichen aus einem Lockerungszinken und einem hydraulisch angesteuerten Häufelschar zusammen, welches sich während der Fahrt auf und ab bewegt.

Der Lockerungszinken lockert die Talsohle, damit sich ausreichend Boden vor dem Häufelschar sammelt. In welchem Abstand die Querdämme entstehen, hängt von der Fahrgeschwindigkeit und der Öldurchflussmenge der Hydraulik ab, mit der er die Häufel­schare ansteuert. „Wir streben einen Abstand von ungefähr 50 cm an. So nehmen wir dem Wasser die Chance, richtig Fahrt aufzunehmen“, so der Landwirt.

Seemeier geht es bei diesem Verfahren nicht nur um die Vermeidung von Erosion, sondern auch darum, das für das Wachstum benötigte Wasser in der Fläche zu halten – vor allem in trockenen Jahren.

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Betrieb Schlachtbauer

  • Westenhausen (LK Pfaffenhofen)
  • Klima: ca. 650 – 700 mm, 9,6 °C
  • Betriebszweige: Ackerbau
  • Fläche: ca. 300 ha, 35 bis 70 Bodenpunkte, sandig bis tonige Böden
  • Kulturen: Kartoffeln, Rüben, Weizen, Gerste, Raps, Mais

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Die Querdämme stabilisieren

Den Ansatz der Querdämme verfolgen auch Georg Schlachtbauer aus Westenhausen (ebenfalls LK Pfaffenhofen) und Michael und Tobias Pabst aus Vierkirchen im Landkreis Dachau. Allerdings setzen sie noch eins drauf, indem sie die kleinen Erosionsstopp-Dämme begrünen.

Die Pabst-Brüder machen dies seit 2020, im letzten Jahr auf fast 40 ha. Davor haben sie zwei Jahre Erfahrungen mit unbegrünten Querdämmen gesammelt. Laut Tobias Pabst büßen die nicht-begrünten Querdämme im Laufe der Zeit an Funktion ein, da sie mit jedem Regenschauer flacher werden. „Um länger was von den Querdämmen zu haben, stabilisieren wir sie, indem wir Hafer- oder Gerstensaatgut in die Furchen streuen, welches dann die Querdämme durchwurzelt“, so der junge Landwirt.

Noch nicht so viel Erfahrung hat Georg Schlachtbauer mit den begrünten Dämmen. Er hat es in diesem Jahr auf 3 ha erstmalig ausprobiert. Die Querdämme selbst sind aber bereits seit 2019 auf all seinen Kartoffelflächen zu sehen. „Wir haben unsere Legemaschine von All-In-One mit einer Erosionsstopp-Option ausstatten lassen. Weil wir von den Vorteilen überzeugt sind, läuft die Einheit immer mit“, sagt Schlachtbauer. „Der Dieselverbrauch ist durch die Erosionsstopp-Einrichtung übrigens nicht spürbar angestiegen.“

Der Erosionsstopp von All-In-One arbeitet vom Prinzip her ähnlich wie der Querdamm-Häufler von Miedema, um die die Pabst-Brüder ihre Grimme-Legemaschinen in Eigenregie erweitert haben. Die Einheit, die seinerzeit etwa 3.500 € gekostet hat, besteht aus einer hydraulisch angetriebenen Exzenterwelle, an der Paddel befestigt sind, die ständig in den Boden eingreifen.

Um die Querdämme begrünen zu können, haben die Landwirte ihre Legemaschinen mit zusätzlichen Saatguttanks ausgestattet. In Vierkirchen hat man alte Säkästen auf die Legemaschinen montiert, die hydraulisch angetrieben werden. Georg Schlachtbauer setzt dagegen auf einen elektrisch angetriebenen pneumatischen Streuer. Über Schläuche gelangt das Saatgut für die Begrünung zwischen die Dämme vor die Paddel. Diese ziehen dann den Boden samt Saatgut zusammen. „Ein großer Vorteil des mit der Saat kombinierten Ansatzes ist, dass vom ersten Tag an ein gewisser Schutz besteht“, ordnet Berater Max Stadler ein.

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Betrieb Pabst

  • Vierkirchen (LK Dachau)
  • Klima: ca 800 mm, rund 9,5 °C
  • Betriebszweige: Ackerbau
  • Fläche: ca. 400 ha, 35 bis 70 Bodenpunkte, vorwiegend sandiger Lehm
  • Kulturen: Kartoffeln, Zwiebeln, Weizen, Sommergerste, Zuckermais

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Begrünung richtig managen

Als Tobias Pabst und sein Bruder 2020 erstmalig Querdämme begrünten, haben sie auf Hafersaatgut gesetzt. Allerdings konnte Hafer die Vorauflaufspritzung mit Boxer und Sencor nicht so gut vertragen. Versuche mit Wintergerste in den darauffolgenden Jahren zeigten, dass diese widerstandsfähiger ist.

Dass aber auch Gerste unter den Herbiziden leiden kann, ließ sich in diesem Jahr sowohl bei Georg Schlachtbauer als auch bei Tobias Pabst feststellen – wurde sie in den Jahren zuvor durch die Maßnahme nur ausgebremst, ist sie dieses Jahr fast abgestorben. „Wahrscheinlich hat der Regen nach der Maßnahme die Wirkstoffe in die Wurzelzone der Gerste verlagert“,sagt Tobias Pabst. Dennoch: Hat die Gerste einmal Wurzeln gebildet, verbessert sie die Stabilität der Querdämme.

Ein weiterer Grund, der für Wintergerste spricht, ist, dass sie sich (im Frühjahr gesät) relativ langsam entwickelt. Die Aussaatstärke, da sind sich die Experten einig, sollte bei etwa 40 kg/ha liegen.

„Entwickelt sich die Gerste so gut, dass sie eine ernst zu nehmende Konkurrenz zu den Kartoffeln darstellt, sollte man sie aktiv ausbremsen“, ergänzt Stadler. Dass es dazu kommen kann, haben auch die Pabst-Brüder erfahren. 2022 haben sie die Gerste kurz vor Reihenschluss der Kartoffeln daher mit einem Graminizid behandelt. Sie setzten dazu Dropleg-Düsen ein, um zu verhindern, dass zu viel Wirkstoffe auf die Kartoffeln gelangen und diese stressen.

Fazit

Beim Besuch der drei innovativen Landwirte wurde deutlich, dass bei der Anlage von Querdämmen der finanzielle Aufwand sowie der zeitliche Mehraufwand beim Legen der Kartoffeln relativ gering ist, der Nutzen aber enorm hoch.

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Erfahrungen aus Österreich

Wie groß der Nutzen verschiedener Erosionsschutzmaßnahmen ist, war eine Frage in dem österreichischen  Projekt Opt­Ero  (Optimierung des Erosionsschutzes im Kartoffelanbau). Beteiligt waren das Bundesamt für Wasserwirtschaft, das Ingenieurbüro wpa Beratende Ingenieure, die Landwirtschaftliche Fachschule Hollabrunn, die LWK Niederösterreich sowie Landwirt Günter Haslinger und weitere Berufskollegen.

Die Projektpartner haben in den Jahren 2019 bis 2021 dazu folgende vier Varianten mit jeweils drei Wiederholungen miteinander verglichen:

Variante 1: Keine Schutzmaßnahme.

Variante 2: Hafer in die Furche gestreut (keine Querdämme).

Variante 3: Querdämme zwischen den Kartoffeldämmen in 90 cm Abstand.

Variante 4: Querdämme mit Hafereinsaat.

Um die abfließenden Wasser- und Bodenmengen bestimmen zu können, haben Projektmitarbeitende sogenannte Erosionsmesskästen am Hangfuß der Flächen installiert. Die zum Aufbau der Querdämme genutzte Technik war eine an der Legemaschine integrierte Eigenkonstruktion von Landwirt und Projektinitiator Günter Haslinger.

Als Begleitsaat setzte man in dem Projekt auf Hafer. Bei der Herbizidanwendung im Vorauflauf der Kartoffeln achtete man darauf, dass die Produkte keine oder nur eine geringe Gräserwirkung haben.

Querdämme überzeugen

Die Untersuchungen zeigen, dass die Hafereinsaat den  Bodenabtrag  bereits um mehr als 50 % reduzieren konnte. Mit einer 84 %igen Reduktion schnitt die Variante „Querdämme“ jedoch deutlich besser ab. Die beste Wirkung zeigten die begrünten Querdämme – hier floss lediglich 5 % Boden gegenüber der Kontrolle ab. Grund ist der geringere  Oberflächenabfluss . Den konnten die begrünten Querdämme um bis zu 81 % reduzieren. Das schlug sich auch im  Bodenwassergehalt  nieder. Der lag bei den Varianten 2 bis 4 um 0,5, 1,5 bzw. 3,5 % höher als in der Kontrolle.

Verringerung des Bodenabtrags

Aus weiteren Erkenntnissen aus dem Projekt lassen sich folgende Empfehlungen zur Anlage ableiten:

  • Die Abstände zwischen den Querdämmen sind der Hangneigung und -länge anzupassen. Die Höhe sollte etwa 20 cm betragen, um ein Brechen oder Verfüllen zu verhindern.
  • Zur Stabilisierung eignen sich neben Hafer oder Gerste auch Gräser oder Rauhafer (rasche Jugendentwicklung und intensives Wurzelwerk). Die Saatstärke sollte bei 30 bis 50 kg/ha liegen.
  • Es empfiehlt sich, die Begleitsaaten ab Schossbeginn bzw. ab einer Höhe von ca. 30 cm abzuspritzen, um Ertragsverluste durch Wasserkonkurrenz zu vermeiden.

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie unter  www.optero-kartoffel.at 

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