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Kartoffeln: Jetzt Qualität ins Lager retten​

Die Probleme mit dem sehr feuchten Jahr sind nicht vorbei. Kartoffelanbauer suchen nach Strategien, um gesunde Partien gesund ins Lager zu bekommen.

Lesezeit: 4 Minuten

Dieser Beitrag erschien zuerst beim Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben.

Die Frühkartoffelernte ist ­bereits abgeschlossen, die Ernte der Übergangssorten ist in vollem Gange, der Start der Haupternte für die Langzeitlagerung startet erst in ein paar Wochen. Doch eine Frage beschäftigt die Anbauer brennend: Wie schaffen wir es, die Kartoffeln mit ­möglichst geringem Fäulnisrisiko ins Lager oder zum Verbraucher zu bringen. Das ist in diesem Jahr sehr aufwendig.

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Risiko möglichst reduzieren

Normalerweise stehen das Beurteilen neuer Sorten und produktionstechnische Versuche klar im Vordergrund des Kartoffelfeldtages der Landwirtschaftskammer NRW in Heiden. Doch in diesem Jahr nahm in der anschließenden Aussprache die Qualitätssicherung der geernteten Knollen viel Raum ein.

Wie ernst das Problem ist, lässt sich an folgender Aussage eines Marktteilnehmers ablesen: „Etwa 20 % der Kartoffeln im Handel gehen aktuell wegen nassfauler Knollen retour.“ Damit war die klare Forderung an die Anbauer verbunden, das gravierend zu ändern.

Die Ursache dafür liegt nicht an den Sorten oder einem mangelhaften Pflanzenschutz. Die oft durchnässten, auch über längere Zeiträume zu feuchten Dämme, sind häufig durch den Regen zugeschlagen. So haben sich an der Oberfläche der Dämme bis zu 5 cm dicke, luftundurchlässige Krusten gebildet. Die Feuchtigkeit darunter sorgt dafür, dass die Knollen im Boden die Lentizellen lange geöffnet halten. Damit regulieren sie normalerweise ihren Wasserhaushalt. Die Lentizellen sind aber auch Eintrittspforte für Krankheitserreger, die anschließend zur Fäulnis führen. Das ist vor allem für Partien kritisch, die zur Vermarktung gewaschen werden.

Das Problem lässt sich aber schon bei der Ernte einigermaßen eingrenzen:

  • Vor dem Roden prüfen, ob nassfaule Knollen im Damm stecken. In diesem Fall nach Möglichkeit mit dem Roden warten, bis die faulenden Knollen so weit verrottet sind, dass sie die gesunden Kartoffeln im Damm beim Roden nicht mehr infizieren können.
  • Es ist sinnvoll, dass Roden zeitlich so zu steuern, dass nur Partien mit geschlossenen Lentizellen gerodet werden, um Schmierinfek­tionen während des Rodens und Aufbereitens zu unterbinden.
  • Eine Variante für zum Zeitpunkt des Rodens gesund erscheinende Partien ist das Roden mit dem Schwadleger. Die gerodeten Kartoffeln sollten möglichst lange auf dem Feld liegen, um gut abtrocknen zu können. Bei stabilem Hochdruckwetter können sie unter Umständen auch über Nacht draußen liegen bleiben.
  • Beim Einsammeln der Knollen, vor allem aber wenn direkt aus dem Damm gerodet wird, sollten Anbauer die Kartoffeln in Kisten einlagern und umgehend intensiv belüften und kühlen, damit die Oberfläche möglichst schnell und sicher abtrocknet.
  • Flächen, die für die Langzeit­lagerung vorgesehen sind, sollten Landwirte kritisch begutachten und jetzt nasse Löcher entsprechend markieren. Diese sollten bei der Haupternte zunächst ausgelassen werden, um das Fäulnisrisiko deutlich zu senken. Die Teilbereiche lassen sich danach gesondert roden und vielleicht früher vermarkten.

Hintergründe zum Markt

Das Kartoffelanbaujahr hat auch die Pflanzkartoffelzuchtunternehmen gefordert. So berichtete ein Züchtervertreter, dass sie noch am 3. Juni die letzten Pflanzkartoffeln ausgeliefert haben. Dies hängt mit dem lange zu nassen Frühjahr zusammen.

Nach den sehr guten Preisen für die vorjährige Kartoffelernte hatten ­etliche Marktexperten eine Ausdehnung der Kartoffelanbaufläche erwartet. Das ist aber in der EU mit Ausnahme von Belgien (+7 %)nicht eingetreten. Dafür gibt es ­neben den schwierigen Pflanz­bedingungen weitere Gründe: Die Kartoffeln konkurrieren mit den Zuckerrüben um die Fläche. Diese sind aktuell aber auch gut am Preis und lassen sich relativ einfach ­anbauen. Zum anderen kämpfen einige Kartoffel anbauende EU-Länder wir Spanien, Italien, aber auch Ungarn mit Hitze und Dürre. Der Mangel an Bewässerungs­wasser beschränkt zunehmend die Anbaufläche.

Reaktionen am Markt

Die anwesenden Marktteilnehmer bewerten die aktuelle Lage als ­stabil, die angebotene Ware fließt gleichmäßig ab. Auch wenn alle in den nächsten Wochen die jahreszeitlichen Preissenkungen erwarten, sind Preisprognosen spekulativ, da noch nicht klar ist, welche Mengen in welchem Zeitverlauf angeboten werden. Die Knollenansätze sind niedriger als in anderen Jahren, vor allem auf den besseren Böden. Auch wenn die Aussage „In Europa wird es nicht zu viele Kartoffeln geben“ zuträfe, mahnen einzelne Redner vor allzu hohen Preiserwartungen. Sie können sich nicht vorstellen, dass sich Abnehmer in der Haupternte die Lager mit sehr teuren Kartoffeln füllen, ohne genau zu wissen, zu welchen Konditionen sie die Partien weiterhandeln können.

Ziemlich klar waren die Aussagen zum Pflanzkartoffelmarkt: Pflanzkartoffeln werden knapp, die Preise werden ansteigen. Die Landwirte sollten sich früh kümmern.

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