Dieser Beitrag ist zuerst im Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben erschienen.
Eines direkt vorweg: Auch der Strohmarkt richtet sich nach Angebot und Nachfrage. In Regionen mit höherer Nachfrage, zum Beispiel durch viel Pferdehaltung oder mit niedrigerem Angebot, sind die Strohpreise höher als in vieharmen Regionen. Nichtsdestotrotz sollte man sich bewusst sein, welchen Nährstoffwert Stroh hat. Allerdings können standort- oder fruchtfolgespezifische Aspekte für oder gegen die Strohabfuhr sprechen.
Strohwert nach Standort
Deshalb betrachten wir den Wert des Strohs differenziert bezogen auf Betrieb und Standort:
Es sind drei verschiedene Phosphat-Düngebedingungen denkbar:
- Phosphatunterversorgung mit mineralischer Ergänzung,
- Phosphatüberversorgung ohne Ergänzung sowie
- Phosphat-Überschuss, zum Beispiel eines Veredlungsbetriebs.
Außerdem wird der Aspekt des Humus in die Berechnung aufgenommen. Die Bewertung erfolgt über einen Kohlenstoffpreis (Humus-C-Preis), beispielsweise über die Ergänzung durch Kompost. Hier werden zwei Situationen betrachtet: Eine humuszehrende Fruchtfolge und eine humusausgeglichene bzw. humusmehrende Fruchtfolge. Bei einer humusausgeglichenen/-mehrenden Fruchtfolge wird der Humus-C-Preis nicht berücksichtigt.
40% mehr für Kalium
Als weitere Neuerung in der Berechnung wird ein Risikozuschlag für den Kaliumgehalt eingepreist. Die Durchschnittswerte sind beim Kalium mit großer Unsicherheit behaftet. Unter anderem liegt dies an der Niederschlagsmenge zur Erntephase. In vielen Fällen ist der K-Gehalt aber deutlich höher als der Durchschnitt. Aus diesem Grund wird ein 40%iger Aufschlag auf den Durchschnittswert addiert.
Der im Stroh gebundene Stickstoff wird hingegen nur noch zur Hälfte berücksichtigt, da dieser zunächst nicht pflanzenverfügbar und der Nachlieferungszeitpunkt für die Kulturen ungewiss ist.
Die Korn-Stroh-Verhältnisse werden pauschal um 0,2 reduziert, um praxistaugliche Schätzwerte für den Strohertrag zu erhalten.
Die Tabelle zeigt die durchschnittlichen Nährstoffentzüge für verschiedene Stroharten sowie die Nährstoffkosten:
Hier ist der Wert von Weizenstroh in €/t für die jeweilige betriebliche Situation dargestellt. Alle Werte sind netto ohne Umsatzsteuer:
Die Tabelle zeigt, dass sich bei Betrieben mit Phosphatüberschuss die Strohabfuhr mehr lohnt als bei Betrieben mit einer Phosphatunterversorgung. Falls im Betrieb eine humuszehrende Fruchtfolge, unter Umständen auch noch mit wenig organischem Düngemitteleinsatz, vorliegt, so ist der Nährstoffwert des Strohs ebenfalls höher zu bewerten.
Kosten für Strohpressen
Tabelle 3 demonstriert Richtwerte der Kosten für Pressen, Laden, Transportieren und Lagern für Quaderballen. Dabei sind alle Kosten netto ohne Umsatzsteuer gerechnet. Beim Transport wurden insgesamt 10 km eingeplant und bei der Lagerdauer sechs Monate. Ein etwaiger Transport aus dem eigenen Hoflager zu den Kunden ist somit noch nicht berücksichtigt. Die Kosten in der Tabelle stellen die Vollkosten der Betriebe dar bei einem Stundenlohn von 20 €/Akh.
Zu den Vollkosten sollten Verkäufer jedoch auch noch eine Risikoprämie bzw. einen Gewinnanteil hinzurechnen. Bei der Risikoprämie für den Verkäufer kann man sich jedoch ebenfalls an den eigenen Kosten orientieren: So wäre zum Beispiel eine Risikoprämie von 10 oder 20 % der Vollkosten denkbar. Gleichzeitig ergibt sich hieraus natürlich auch ein gewisser Verhandlungsspielraum. Pauschalierende Betriebe müssen beim Verkauf zudem noch den Umsatzsteuersatz von aktuell 9 % hinzurechnen.
Beispiel: Bei einem Verkauf von 400-kg-Quaderballen ab Feld entstehen Entzugskosten beim Weizenstroh in Höhe von 11,80 €/Ballen und zudem Presskosten in Höhe von 6,80 €/Ballen. Zu den Kosten von 18,60 €/Ballen kommt eine Risikoprämie von 3,70 €/Ballen hinzu. Das ergibt einen Verkaufspreis ab Feld von 22,30 €/Ballen. Zuzüglich der Umsatzsteuer von 9 % ergibt sich daraus ein Bruttoverkaufspreis von 24,31 €/Ballen.