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topplus Würmer wollen wühlen!

Bodenverbesserung durch Regenwürmer - Landwirte können Nützlinge füttern

Nach der Ernte ist die beste Zeit, um wichtige Bodenbewohner zu füttern.

Lesezeit: 9 Minuten

Unsere Autoren: Dr. Ute Kropf und Prof. Dr. Klaus Schlüter, FH Kiel

Kennen Sie das: Verdichtete Böden und Strohmatten behindern die Wurzelbildung? Lassen Sie sich helfen – nicht von schwerer Technik, sondern von unscheinbaren Bodenbewohnern. Regenwürmer können helfen, pflanzenbauliche Probleme zu lösen – und das kostenlos, effizient und nachhaltig. Dafür brauchen Sie nur das richtige Futter und eine angepasste Bodenbearbeitung. Die Regenwürmer, auch Erdwürmer (engl. earthworms) genannt, sind unsere wertvollsten Helfer auf dem Acker.

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Schnell gelesen



Regenwürmer benötigen an der Ackeroberfläche gut verteilte Ernterückstände in der passenden Größe.

Die tiefgrabenden Regenwürmer zersetzen in der Krume Ernterückstände, ihre Röhren dränen und belüften den Boden.

Verzichten Sie darauf, die Stoppeln zu früh umzubrechen – die Würmer würden nicht mehr an die Oberfläche kommen.

Wurmspuren lassen sich mit geübtem Auge leicht entdecken: Ernteresthaufen um die Röhren herum und krümelige, regenstabile Losung.

Vorteile durch Tiefgräber

Es gibt drei ökologische Gruppen mit sehr unterschiedlichen Ansprüchen: Im Waldboden, unter der Grasnarbe und im Kompost sind kleine und mobile Würmer zu finden, die sogenannten Streubewohner. Auf dem Acker trifft man sie eher selten.

In den oberen Bodenschichten, auch auf dem Acker, leben die Flachgräber und zersetzen dort bereits vorzersetztes pflanzliches Material. Sie bilden Ton-Humus-Komplexe und reichern damit den Boden an.

Wichtiger sind jedoch die tiefgrabenden Arten – sie sind auf dem Acker dafür zuständig, Erntereste zu verarbeiten. Ihre Röhren sind bis 1,80 m tief und sehr stabil, solange der Boden nicht tief bearbeitet oder gelockert wird. Bekanntester Vertreter ist der Tauwurm (Lumbricus terrestris).

Auf sehr sandigen Böden sind die Tiefgräber seltener anzutreffen, ebenso wie in den mitteldeutschen Trockengebieten, die mit weniger als 500 mm Jahresniederschlag auskommen müssen (z. B. östliches Harzvorland). Wie sich diese drei ökologischen Gruppen genauer unterscheiden, lesen Sie hier.

Richtig gepflegt, können die Tiefgräber wahre Wunder vollbringen:

  • Die tiefen, vertikalen Bodenröhren dränen und belüften den Boden. In den Röhren wachsen Wurzeln dem Wasser hinterher in die Tiefe. Im Mai dieses Jahres kamen z. B. Weizenwurzeln auf 1,50 m Tiefe – nur 30 cm vom Grundwasser entfernt. Die Tiefgräber dringen weit in den Unterboden vor. Dabei nehmen sie fruchtbare Krume mit, die die Röhren auskleidet.
  • Im Frühjahr trocknen Böden durch die Dränwirkung der Röhren zügiger ab und erwärmen sich schneller. Die Aussaat von Sommerkulturen kann zeitiger unter besseren Bodenbedingungen erfolgen. Auch die N-Mineralisation kommt schneller in Gang.
  • Die krümeligen Ausscheidungen der Regenwürmer reichern den Boden mit Nährstoffen, Phytohormonen und nützlichen Mikroorganismen an.
  • Mithilfe der Regenwürmer zersetzen sich Ernterückstände schneller. Das vermindert gleichzeitig daran anhaftende Krankheitserreger.

Wahre Überlebenskünslter

Seinen Namen hat der Regenwurm übrigens von seiner regen Tätigkeit. Dass er bei Regen an die Oberfläche kommt, damit er nicht ertrinkt, ist ein Mythos. Ganz im Gegenteil – er überlebt auch in einem übernassen Boden mehrere Monate. Selbst Bodenfrost kann ihm nichts anhaben – der Wurm zieht sich in die frostfreien, tiefer liegenden Zonen zurück.

Sind die Lebensbedingungen ungünstig, wie bei Futterknappheit oder Trockenheit vor der Ernte, warten die Regenwürmer zusammengerollt in einem kleinen Hohlraum nahe der Bodenoberfläche auf Besserung. Sobald ihre Sinnesorgane geeignete Nahrung entdecken, werden die Tiere wieder aktiv.

Geht man mit offenen Augen über den Acker, erkennt man, ob dort Regenwürmer aktiv sind – sie hinterlassen charakteristische Spuren. Die Anordnung der Ernterückstände, als Haufen an den Regenwurmröhren, und auch die krümelig-kugeligen Ausscheidungen deuten auf Würmer hin.

Futter rund um die Röhre

Wittert ein Wurm mit seinen Sinnesorganen abgestorbene Pflanzenteile, sucht er nachtaktiv an der Oberfläche im Umkreis von 360° nach Nahrung. Dabei bleibt er mit einem Drittel der Körperlänge fest in seiner Röhre im Boden verankert. Längliche und bis zu 5 mm breite Stängelstücke umschließt der Wurm mit seinem Schlund und zieht sie dann in seine Bodenröhre.

Dort zermürben die Feuchtigkeit des Bodens und anhaftende Mikroorganismen die Pflanzenreste, damit der Regenwurmsie Stück für Stück weiter einziehen kann. Sind die Pflanzenreste zu lang für die Röhre, sammelt der Wurm sie drumherum. Oft gucken dann auch Stoppelstücke aus der Röhre oben heraus – Spuren der Regenwürmer.

Die Ausscheidung, die Losung, ist ein Gemisch aus verdauten organischen Rückständen und Bodenpartikeln. Sie enthält 10 bis 20 % mehr pflanzenverfügbaren Stickstoff, Phosphor, Kalium, Magnesium und Spurenelemente als der umgebende Boden. Sogar Phytohormone wurden darin nachgewiesen: Cytokinine, Auxine und Gibberelline fördern die Wurzelbildung und das Wachstum der Pflanzen.

Auf der Erdoberfläche sammelt sich die Losung, sie ist regen- und erosionsstabil. Dafür sind im Regenwurmdarm gebildete Ton-Humus-Komplexe verantwortlich. Diese stabilisieren auch die Krume.

Mais – das besten für den Wurm

Am besten ist die Regenwurmaktivitätnach Mais zu beobachten, wenn dieStoppeln gemulcht werden, ohne dabei en Boden zu bearbeiten. Die Regenwürmer tragen die länglichen Erntereste zu kleinen Haufen zusammen und ziehen sie nach und nach in ihre Röhren.

Innerhalb von sechs Wochen können Tiefgräber diesen Acker vollständig abräumen. Nach dem Winter sind nur noch die Wurzelstrünke sichtbar, die die wechselhafte Witterung zermürbt hat. Diese zerfallen nach einer Überfahrt mit einer schneidenden Scheibenegge.

Eine gemulchte und durch Regenwürmer konditionierte Krume trocknet schneller ab und kann mindestens eine Woche früher unter besseren Bedingungen bearbeitet werden. Auch eine pfluglose Bestellung ist dann wesentlich einfacher.

So fördern Sie Tiefgräber

An ihren Lebensraum stellen die Tiefgräber zwei Bedingungen:

  1. Mundgerechte Pflanzenreste
  2. Gewachsener Boden

Das können Sie ihnen mit relativ wenig Aufwand bieten.

Ernterückstände: Direkt verwertbar ohne weitere Zerkleinerung sind kleine, längliche und schmale Pflanzenreste, Schotenreste, Spreu, Spelzen und Ausfallsamen von Ungräsern bis hin zu kleinen Rapssamen. Mindestens ein Drittel der Samen stirbt beim Verdauungsprozess ab.

Häckselgröße: Damit Regenwürmer Stroh- und Stängelstücke aufnehmen können, müssen diese gut gehäckselt sein. Vor allem Mais sollte zudem länglich gespleißt werden. Es empfiehlt sich, die Stoppeln zu mulchen, vor allem wenn eine abgeerntete Maisfläche, auch mit einer Grasuntersaat, über Winter liegen bleibt. Das können künftig Unterflurhäcksler, zumindest für Silomais, übernehmen. Ab 50 % GPS-Anteil im Betrieb kann man die Maisstoppeln auch höher häckseln, um den Boden wieder mit mehr verholzten Ernterückständen für die Strukturund Humusbildung zu versorgen.

Verteilung: Damit Regenwürmer die Ernterückstände möglichst zügig verarbeiten können, muss das Substrat gleichmäßig verteilt werden und auf dem Boden liegen. Insbesondere bei großen Druschbreiten ist dies eine Herausforderung. Günstig wirkt sich mehrmaliges Striegeln in verschiedene Richtungen aus, um Spreuhaufen und kleine Strohstücke auseinanderzuziehen und immer wieder mit dem Boden in Kontakt zu bringen. Selbst wenn das Stroh abgefahren wird oder, wie im Raps, mehr Spreu als Stroh entsteht, wirkt sich Auseinanderstriegeln der Spreuschwaden positiv auf die Regenwurmtätigkeit und die Minderung des Ausfallsamenpotenzials aus.

Düngung: Regelmäßige organische Düngung, vor allem als Mist, fördert die Populationen stärker als eine reine Strohdüngung.

Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht

Nicht immer sind gut gemeinte oder langjährig etablierte Maßnahmen regenwurmfreundlich. Die nachtaktiven Tiefgräber brauchen gefestigten Boden, um sich an die Oberfläche zu graben – nur so können sie dort Ernterückstände sammeln, um sie später zu zersetzen. Den Boden also bei der Stoppelbearbeitung aufzureißen, schlimmer noch, einfach „schwarz zu machen“ schafft mehr Probleme als Nutzen. Zudem können die Regenwürmer aufgewühltes oder verschüttetes Stroh nicht verwerten.

Maschinell eingearbeitetes Stroh müssen dann Mikroorganismen im Boden über Monate, manchmal auch über mehrere Jahre hinweg, unter Bindung des Boden-Stickstoffs (N-Sperre) zersetzen. Dieser Stickstoff fehlt dann der wachsenden Kultur. Die Strohmatten behindern ihre Wurzelbildung und übertragen Krankheiten (z. B. Fusarium).

Beobachten konnte man diesen Effekt nach dem trockenen Sommer 2018: Unter den Strohschwaden lag viel Ausfallgetreide, welches das Wachstum des inzwischen abgefrorenen Senfs als Zwischenfrucht behinderte. Mit einem regenwurmfreundlichen Ernterückstandsmanagement hätten die Würmer einen Teil des Ausfallgetreides vernichtet.

Ist mit vielen Ausfallsamen im Raps zu rechnen, hördert mehrmaliges Striegeln (möglichst in verschiedene Richtungen) oder eine sehr flache Bodenbearbeitung mit Rückverfestigung, um die Regenwurmpopulation fördern und das Überleben von Ausfallsamen mindern.

Regenwürmer: Verschiedene Typen

Die Regenwurmarten werden je nach ihren Ansprüchen an den Lebensraum und die Nahrungsgrundlage in drei ökologische Gruppen unterteilt.

Streubewohner (Epigäische Arten): Die kleinen und recht mobilen Arten leben in und von aufliegenden Streuauflagen abgestorbener Pflanzenreste auf dem Waldboden, in Grasnarben und deren Wurzelbereich und Komposten. Sie haben eine hohe Vermehrungsrate, leben aber nur ein bis zwei Jahre. Zum Schutz vor Sonne und Fraßfeinden sind sie meist stark pigmentiert.

Flachgräber (Endogäische Arten): Flachgräber legen ihre meist waagerechten Gänge im oberen Teil des Bodens an und verfüllen diese mit ihren Ausscheidungen. Als Sekundärzersetzer leben sie von vorzersetzter organischer Bodensubstanz, wie z. B. Mist ohne Stroh, und den darauf angesiedelten Mikroorganismen. Dabei nehmen sie auch Bodenpartikel auf, die sich in den Ausscheidungen zu stabilen Ton-Humus-Komplexen verbinden und sehr regenstabil sind.

Tiefgräber (Anektische Arten): Die Röhren der Tiefgräber gehen senkrecht in den Boden und erschließen auch sehr dichtlagernde Bereiche bis in 1,80 m Tiefe.

Bekanntester Vertreter ist Lumbricus terrestris, der Tauwurm. Als Primärzersetzer ziehen die Tiefgräber vor allem lignifizierte Ernterückstände und ansitzende Mikroorganismen in ihre Röhren. Zusammen mit Bodenpartikeln verdauen sie diese und kleiden ihre Röhren damit und mit Oberboden aus. Ihre regenstabilen Kotkrümel sind mit Nährstoffen, Bakterien, Phytohormonen und Ton-Humus-Komplexen angereichert. Anektisch lebende Arten sind groß und lang, vermehren sich nur sehr langsam, leben dafür aber mehrere Jahre.

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