„Seit Jahren stecken wir in einem Trilemma, bei dem der falsche Eindruck befördert wird, dass Ziele wie der Klimaschutz und die Verbesserung der Biodiversität nicht mit der Ernährungssicherung bzw. der wirtschaftlichen Produktion vereinbar sind“, sagte Dr. Anja Pires, Geschäftsführerin von Syngenta Agro auf der kürzlich stattfindenden Frühjahrspressekonferenz in Frankfurt am Main.
„Wir benötigen einen klugen Fahrplan, um die geschilderten Ziele zu erreichen“, betonte Dr. Heike Köhler, Geschäftsführerin von Syngenta Seeds. Deshalb – so Pires – begrüßen wir beide, dass die Bundesregierung mit ihrer Zukunftsstrategie ein starkes Signal für Innovation und Technologie gesetzt hat. Als forschendes Unternehmen glauben wir, dass Innovation und technische Lösungen ein größerer Hebel sind, als ein immer mehr um sich greifendes Ordnungsrecht, das reglementiert, verbietet und am Ende die Bewegungsfreiheit der Landwirtschaft einschränkt.
1,4 Mrd. Dollar für Forschung
Um die Zukunftsstrategie voranzubringen, könne Syngenta in viele Handlungsfelder eigene Expertise einbringen. Weltweit investiert das Unternehmen etwa 1,4 Mrd. US-Dollar in die eigene Forschung und Entwicklung und arbeitet in mehr als 400 Forschungspartnerschaften.
„In Deutschland erforschen wir z.B. die Auswirkung des Klimawandels auf den Pflanzenschutz und messen die Entwicklung der Biodiversität in Agrarsystemen zusammen mit dem Leibniz-Institut zur Erforschung des Biodiversitätswandels“, erklärte Pires.
Auch die angewandte Forschung sei bei Syngenta darauf ausgerichtet, Landwirtschaft zukunftsfähig zu machen. Ein Beispiel dafür ist laut Heike Köhler die Hybridzüchtung, mit der man robuste Sorten entwickeln könne. „Wir dürfen aber im Wettlauf mit dem Klimawandel die neuen Züchtungsmethoden nicht aus dem Blick verlieren, um diese Herausforderung auf der Züchtungsseite mit der nötigen Geschwindigkeit und Effizienz zu meistern“, sagte die Syngenta-Saatgutleiterin.
Beide Geschäftsführerinnen kündigten eine erste Welle aus Biostimulanzien und digitalen Lösungen an, die nun unter der Syngenta Dachmarke „Cropwise“ auf den Markt kommen. Laut Pires sei es die Aufgabe der Stunde, sich weg von der reinen Produktberatung und hin zu einer ganzheitlichen Ackerbauberatung zu bewegen.
Neue ertragsstabile Sorten
„Als Unternehmen müssen wir auf die Veränderungen der agrarpolitischen Rahmenbedingungen reagieren“, sagte Seeds-Marketingleiter Dr. Johannes Henke. So hätten die neuen GAP-Regeln in punkto Düngung und Fruchtfolge einen regelrechten „Maisdeckel“ zur Folge. Deshalb müssten Biogasbetriebe verstärkt auf hohe Gas- und Energieerträge pro ha achten.
„Unsere neuen Sorten SY Liberty und Benco erfüllen genau diese Anforderungen“, sagte Henke. Aber auch im mittelspäten Bereich kommt Syngenta mit neuen Sorten auf den Markt (SY Amfora und SY Bradford). In Fütterungsversuchen im Jahr 2022 hätten sich beide Sorten bereits bewährt.
Bei den Hyvido-Hybridgerstensorten würde sich laut Syngenta die hohe Nährstoffeffizienz Jahr für Jahr zeigen. Die hohe Ertragsstabilität dieser Sorten beruhe auf einem starken Wurzelsystem und auf eine rasche Jugendentwicklung. Bei Ölsaaten wächst Syngenta um zwei neue Rapssorten und auch bei Sonnenblumen sei man auf Expansionskurs.
Ausbau der „Cropwise“-Digitalplattform
In diesem Jahr baut Syngenta die digitalen Angebote unter der Dachmarke „Cropwise“ weiter aus. Syngenta Seeds ist bereits mit dem „Cropwise Seed Selector“ gestartet, der eine datengestützte Beratung für Hybridgerste und Mais bietet. Ziel sei die optimale, standortangepasste Sortenauswahl und die Minimierung des Anbaurisikos.
2024 soll das Angebot um den Raps erweitert werden. Ergänzt wird es durch die neue Lösung „Cropwise Planting“, die auf Basis der Schlaganalyse optimierte Aussaatstärkeempfehlungen gibt. „Wir haben bereits neue Funktionen im Blick und werden bald mit Angeboten bezüglich teilflächenspezifischer Aussaat und Prognose des Reifegrades von Mais kommen“, resümierte der Seeds-Marketingleiter Henke.
Syngenta Agro bietet über seine Kundenplattform Bonusland in diesem Jahr die Services „Cropwise Protector“, ein computergestütztes Tool zur Krankheitsprognose und Fungizidplanung in Weizen und Gerste an sowie „Cropwise Imagery“. Basierend auf Luftaufnahmen kann der Landwirt damit die Bestandsentwicklung auf seinen Schlägen kontrollieren und erhält Hinweise, wenn sich im Bestand etwas verändert. „Außerdem wollen wir die Präzisionsspritzung und neue Technologien wie die Bandspritzung oder optisch gestützte Spritzverfahren zur breiten Praxisreife führen“, sagte Agro-Marketingleiter Uli Kirnberger.
Mehr Pflanzen-Biostimulanzien
„Mit der Integration des Unternehmens Valagro verfügen wir über viel Expertise bei Biostimulanzien, die wir konsequent für den Ausbau unseres Angebotes nutzen“, sagte Technikleiterin Dr. Marina Mellenthin bei der Vorstellung des jüngsten Biostimulans-Produktes Nutribio-N.
Mit Megafol und Quantis sei man bereits erfolgreich gestartet und wolle in 2024 mit den Produkten YieldON und Viva zur Qualitätsverbesserung bzw. Aktivierung des Bodenlebens auf den Markt kommen. Nutribio-N habe in zahlreichen Feldversuchen bewiesen, dass es effizient Stickstoff fixieren könne. Neben signifikanten Ertragszuwächsen seien damit auch reduzierte Stickstoffgaben möglich.
NaPA – ein neues Landwirteprojekt
Die Abkürzung steht für „Natur positive Agrarsysteme“. In diesem Projekt arbeiten zurzeit 19 Betriebe (ein Drittel wirtschaftet ökologisch, zwei Drittel konventionell) an der Frage, wie eine nachhaltige Landwirtschaft aussehen kann. Dabei werden Auswirkungen landwirtschaftlicher Anbaumethoden und Fördermaßnahmen auf Biodiversität, Bodengesundheit und das Klima gemessen. Über einen Austausch an runden Tischen sollen praktikable Wege für eine zukunftsfähige Landwirtschaft erarbeitet werden. Das Ziel ist, resilientere Anbausysteme zu schaffen.
LivinGro Insektenmonitoring
Außerdem arbeiten die Landwirte an dem Feldforschungsprojekt „LivinGro“ mit, das vom Leibniz-Institut zur Erforschung des Biodiversitätswandels im Auftrag von Syngenta durchgeführt wird. Ziel sei es, wirklich belastbare Daten über die Biodiversität in Agrarlandschaften zu erhalten. Dazu findet z.B. ein ganzjähriges Insektenmonitoring auf Praxisflächen statt. So lässt sich z.B. auch der Einfluss von Agrarstruktur oder die Anlage von Blühstreifen auf die Insektenvielfalt beurteilen.
Betriebsleiterin Annette Seifert-Ruwe berichtete über ihre Motivation und Erfahrungen im Projekt. „Besonders wichtig sind mir die Impulse und Anregungen der Kollegen und das Feldforschungsprojekt, von dem ich mir mehr Wissen zum Thema Biodiversitätsschutz erhoffe“, sagte Seifert-Ruwe.